Eiserne Hochzeit: Beim Betriebsausflug hat’s gefunkt

Am 1. April 1959 sagten Doris und Wilhelm Wieland Ja zueinander auf dem Murrhardter Standesamt. Am 23. Juli 1960 folgte die kirchliche Hochzeit mit großem Familienfest. Nun feiert das Jubelpaar seine eiserne Hochzeit im Familienkreis.

Doris und Wilhelm Wieland nennen als ihr Geheimnis für eine lange und liebevolle Ehe gegenseitige Toleranz und Gespräche. Foto: Elisabeth Klaper

Doris und Wilhelm Wieland nennen als ihr Geheimnis für eine lange und liebevolle Ehe gegenseitige Toleranz und Gespräche. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Für Doris und Wilhelm Wieland ist der erste April, der heuer auf den Ostermontag fällt, ein ganz besonderer Tag: Vor 65 Jahren gaben sie einander das Jawort auf dem Standesamt im Murrhardter Rathaus. Das war keineswegs ein Aprilscherz, sondern der Beginn einer glücklichen Ehe. Bis heute ist die Liebe, die beide füreinander empfinden, deutlich spürbar.

Wilhelm Wieland wurde 1938 in Murrhardt geboren, wo er aufwuchs, in die Volksschule ging und anschließend die Gewerbe- und Meisterschule absolvierte. „Ich habe eine Ausbildung zum Waagenbauer bei der Firma von Julius Söhnle gemacht, der den Musikpavillon am Feuersee stiftete“, erzählt er. Nur kurz übte er seinen erlernten Beruf aus und arbeitete später in verschiedenen Unternehmen der Walterichstadt, so beim Pelzveredelungsmaschinenhersteller Pöhlandt, in einer Textilmaschinenfabrik, im Murrhardter Werk der Robert Bosch GmbH und bei Etiketten Becker.

Doris Schoffit kam 1940 in Sulzbach an der Murr zur Welt, wo sie auch zur Schule ging. Nach dem Schulabschluss machte sie eine Ausbildung zur Näherin an der Nähschule in Murrhardt. Anschließend arbeitete sie jedoch bei der Waagenfabrik Soehnle in der Montage. Im Nachhinein betrachtet war das wohl eine glückliche Fügung des Schicksals. „Ein Freund, der ebenfalls bei Soehnle arbeitete, lud uns zu einem zweitägigen Abteilungsbetriebsausflug ein“, erinnern sich Doris und Wilhelm Wieland.

Die Liebesbeziehung entwickelte sich unkonventionell für die damalige Zeit

„Wir fuhren im Sommer 1957 mit Bussen ins Allgäu und übernachteten in Oberau bei Immenstadt, das war ein besonders schönes Erlebnis“, schwärmen beide noch heute. Denn dieser Ausflug war ein entscheidendes Ereignis für sie: „Da lernten wir einander kennen, fanden uns auf Anhieb sympathisch – und dann hat’s gefunkt.“ Rasch verliebten sich Doris und Wilhelm ineinander, auch herrschte gutes Einvernehmen zwischen beiden Familien, die mit der Liebesbeziehung einverstanden waren. Diese entwickelte sich jedoch ziemlich unkonventionell für die damalige Zeit, die noch stark von traditionellen und strengen sittlich-moralischen Vorstellungen geprägt war: „Schon bald wurde ich schwanger und bekam im Oktober 1958 meine erste Tochter Marina“, erzählt Doris Wieland. Auch der Tag der standesamtlichen Trauung im darauffolgenden Jahr verlief nicht wunschgemäß für ein junges Brautpaar. „Ein Trauzeuge kam erst ganz kurz vor dem Termin ins Rathaus, auch hatten wir kaum Zeit zum Feiern, denn nachmittags musste ich abreisen, um meinen Wehrdienst bei der Bundeswehr in Stade anzutreten“, erinnert sich Wilhelm Wieland.

Seit der Heirat vor 65 Jahren lebt das Paar im eigenen Haus in Murrhardt. Foto: privat

Seit der Heirat vor 65 Jahren lebt das Paar im eigenen Haus in Murrhardt. Foto: privat

Erst über ein Jahr später, nachdem er wieder nach Hause zurückgekehrt war, konnte die kirchliche Hochzeit am 23. Juli 1960 in der Stadtkirche mit großem Familienfest gefeiert werden. Seit ihrer Heirat wohnen Doris und Wilhelm Wieland in ihrem Haus in Murrhardt, seit einiger Zeit auch Sohn Axel und Tochter Suse. Die Eheleute sind stolze Großeltern von fünf Enkelkindern. Wilhelm Wieland hat sich jahrzehntelang für das Gemeinwohl engagiert. Von 1984 bis 2012 war er Stadtrat der SPD-Fraktion. Seit 1960 gehört er der Freiwilligen Feuerwehr an: „Als ich 55 Jahre alt war, bin ich in die Alterswehr übergetreten und bin seit 1993 Ehrenmitglied.“

2015 zeichnete Bürgermeister Armin Mößner Wilhelm Wieland für seine langjährigen Verdienste mit der Bürgernadel der Stadt Murrhardt aus. Seit über einem halben Jahrhundert ist er auch SPD-Mitglied und leitete acht Jahre lang den Ortsverein Murrhardt. Nach wie vor interessiert er sich für Politik und Geschichte und setzt sich für Umwelt- und Klimaschutz ein. Auch Doris Wieland ist vielseitig interessiert: „Ich lese sehr gerne, vor allem historische Romane.“ Zudem ist sie seit ihrer Jugend in Handarbeiten versiert: „Ich habe viele Kleidungsstücke für meine Kinder selbst genäht.“

Ein großes gemeinsames Hobby der Eheleute ist das Reisen: „Wir haben viele Länder Europas besucht, auch waren wir schon oft in den USA bei Verwandten und Bekannten, dazu nahmen wir nach und nach unsere Kinder und Enkel mit“, berichtet Wilhelm Wieland. Überdies verrät das Jubelpaar das Geheimnis seiner glücklichen Ehe: gegenseitige Toleranz und Gespräche, um Zwist beizulegen. Das Fest der eisernen Hochzeit feiern Doris und Wilhelm Wieland im Kreis ihrer Familienmitglieder.

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Erstellt:
30. März 2024, 06:00 Uhr

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