Transit zum Roten Planeten
Elon Musk träumt von Mars-Reisen für Weltraum-Touristen
Der Mars muss besiedelt werden, bevor der Erde die Ressourcen ausgehen, sagt Elon Musk und kündigt viele SpaceX-Missionen an. Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner hat ein ungutes Gefühl.
Von Markus Brauer/dpa
SpaceX-Gründer Elon Musk hat seine Vision von Marsflügen für die Massen geteilt. „Wir wollen jeden, der ein Weltraumreisender sein will, befähigen, zum Mars zu reisen! Das heißt du oder deine Familie oder Freunde - jeder, der von großen Abenteuern träumt“, schreibt Musk auf seiner Kurznachrichtenplattform X am Sonntag. Irgendwann werde es Tausende „Starships“ – Sternenschiffe – geben, die zum Mars fliegen.
SpaceX plans to launch about five uncrewed Starships to Mars in two years. If those all land safely, then crewed missions are possible in four years. If we encounter challenges, then the crewed missions will be postponed another two years. It is only possible to travel from… https://t.co/dzi03Hnyhg — Elon Musk (@elonmusk) September 22, 2024
Ab 2026 fünf unbemannte Raumschiffe zum Mars
Elon Musk konkretisierte dabei die Mars-Pläne von SpaceX: Das Unternehmen wolle 2026 etwa fünf unbemannte Raumschiffe zum Mars starten. Sollten alle sicher auf dem Planeten landen, seien erste Missionen mit Astronauten in vier Jahren möglich. Bei Schwierigkeiten würden bemannte Missionen um zwei weitere Jahre verschoben.
Reisen von der Erde zum Mars sind Musk zufolge nur alle zwei Jahre möglich. Die Entfernung von der Erde zum Mars schwankt erheblich, da beide Planeten eigene Umlaufbahnen um die Sonne haben. Für Missionen angepeilt werden dabei jene Zeitfenster, in denen die Entfernung am geringsten ist.
Siedlungen auf Mond und Mars
Unabhängig vom Erfolg der Landungen werde SpaceX die Zahl der zum Mars fliegenden Schiffe mit jeder solchen Transit-Gelegenheit „exponentiell“ erhöhen, schreibt der Multimilliardär weiter.
Die fundamentale Frage sei, ob es der Menschheit gelinge, sich dauerhaft auf mehreren Planeten zu etablieren, bevor die Erd-Gesellschaft durch globale Katastrophen so sehr geschwächt werde, dass sie keine Versorgungsnachschub zum Mars mehr auf den Weg bringen könne, betont der 53-Jährige.
Ex-Esa-Chef Wörner: Rücksicht auf Umwelt nehmen
„Der Mensch wird eines Tages zum Mars fliegen und hoffentlich auch zurück“, erklärt Europas früherer Raumfahrtchef Jan Wörner. Die Gefahren einer Mission zum Mars seien aber bedeutend größer als zum Mond. „Erstens die Reisedauer ohne Chance einer raschen Rückkehr, zweitens die Übermittlungsdauer bei der Kommunikation im Notfall, drittens eine hohe Strahlung über einen langen Zeitraum und viertens die psychologischen Herausforderungen.“
Weltraum-Tourismus nicht akzeptabel
Auch in anderer Hinsicht mahnt der einstige Generaldirektor der Europäischen Weltraumorganisation (Esa) zu Zurückhaltung: Er habe ein sehr ungutes Gefühl, die Besiedlung anderer Planeten als Ausweg für eine Erde zu haben, die man nicht schütze.
Tourismus sei schön, meinte Wörner. „Aber die ökologischen Konsequenzen dürfen nicht ausgeblendet werden. Wir diskutieren über Schweröl bei Kreuzfahrtschiffen. Da ist jeder Vergnügungsraumflug ökologisch nicht akzeptabel.“
Raketen für Weltraumflüge haben einen größeren Einfluss auf das Klima als vielfach angenommen: Sie produzieren schädliche Stickoxide, tragen zum Abbau der Ozonschicht bei und beschleunigen die Erderwärmung.
Ende 2022 hatte ein Team um Robert Ryan vom University College London errechnet, dass drei Jahre Weltraumtourismus reichen könnten, um doppelt so viele klimaschädliche Emissionen zu erzeugen wie sämtliche wissenschaftlichen Weltraummissionen zusammen.
Haven't seen anyone talking about this news release from the Whitehouse on June 30th 2023 on geoengineering where they lay out the methodology. They write it as if it's just for "research" for a future potential solution to climate change and like the military/private… pic.twitter.com/EhY3IRru4j — Inversionism (@Inversionism) August 14, 2023
Autarke Stadt auf dem Mars 2040?
Im vergangenen Jahr war SpaceX’ „Starship“, das bislang größte und leistungsstärkste je gebaute Raketensystem, bei mehreren Testflügen explodiert. Beim vierten Versuch hatte die unbemannte Rakete den Weg ins All geschafft und war später, wenn auch beschädigt, im Indischen Ozean gelandet.
Mitte September war die vierköpfige Crew der privaten Mission «Polaris Dawn», an der SpaceX beteiligt war, nach einer mehrtägigen Weltraumreise in bis zu 1400 Kilometer Entfernung von der Erde einschließlich eines Spaziergangs im All wohlbehalten zurückgekehrt. Ihr Start war zuvor mehrfach verschoben worden.
Auch diese Mission war laut SpaceX Teil der Vorbereitungen für außerirdische Besiedlungen. „Für den Bau einer Basis auf dem Mond und einer Stadt auf dem Mars werden Millionen Raumanzüge benötigt“, heißt es von den Projektplanern. Die nun absolvierten Weltraumspaziergänge seien ein wichtiger Schritt für die Entwicklung von Raumanzügen für Langzeitmissionen im All. Zuletzt ging Musk davon aus, dass eine sich selbst versorgende Stadt auf dem Mars in 20 Jahren möglich ist.
Besiedlung des Mondes
Am 20. Juli 1969 um 20.17.58 Uhr betrat der erste Mensch den Mond. „Houston, Tranquility Base here. The Eagle has landed!“ – „Houston, hier ist der Stützpunkt Tranquility Base. Der Adler ist gelandet!“, sagte Neil Armstrong, einer von drei Astronauten der Apollo-11-Mission. Eugene Cernan und Harrison Schmitt von Apollo 17 waren die bisher letzten Menschen, die am 11. Dezember 1972 auf dem Erdtrabanten Station machten.
Bevor die Menschheit in die Tiefen des Alls vorstößt, muss der Mond mit Hilfe künstlicher Habitate bewohnbar gemacht werden. Diese Lebenswelten müssen Schutz vor Strahlung, UV-Licht und Temperaturextremen bieten, für eine Dauerbesiedlung müsste allerdings eine künstliche Gravitation und Atmosphäre erzeugt werden.
Planetare Stationen
Von den sieben Planeten unseres Sonnensystems kommen nur die drei erdähnlichen Himmelskörper Venus, Merkur und Mars mit seinen Monden Phobos und Deimos für eine dauerhafte Besiedlung in Betracht.
Der amerikanische Science-Fiction-Film „Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ aus dem Jahr 2015 thematisiert die Kolonisation des Nachbarplaneten. Eine Reise zum Roten Planeten würde mehrere Monate dauern. Neben Weltraum-tauglichen Behausungen müsste ein leistungsfähiges Raumschiff konstruiert werden, dass seine Besatzung sicher zum Mars und zurück bringt. Auf dem Mars gelandet müsste man eine kleine Kolonie errichtet werden.
Im Orbit von Planeten
Eine zweite Variante ist die Entwicklung von Raumstationen, die im Orbit von Planeten kreisen würden. Eines der bekanntesten Modelle ist der Stanford-Torus, eine sich drehende, ringförmige Raumstation für 10 000 bis 140 000 Bewohner, die im Jahr 1975 von der US-Weltraumbehörde Nasa als visionäres theoretisches Modell vorgestellt wurde. Mittels künstlicher Schwerkraft und der Sonnenenergie könnte ein erdähnlicher Lebensraum erzeugt werden.
Planetare Habitate auf dem Merkur, der Venus oder den Jupitermonden Europa, Ganymed und Kallisto sind theoretisch ebenfalls denkbar. Ganymed beispielsweise hat einen Durchmesser von 5262 Kilometern (Erde: 12 742 Kilometer), verfügt über Wassereis und ein eigenes Magnetfeld mit einer Gravitation, die allerdings geringer ist als die der Erde.