Erdgaspreise sinken um drei Cent pro Kilowattstunde
Mit einstimmigem Beschluss des Murrhardter Gemeinderats greifen die niedrigeren Tarife der Stadtwerke zum 1. Januar 2024. Das Gremium kritisiert die mangelnde Planbarkeit.
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Gute Nachrichten für die Erdgaskunden der Murrhardter Stadtwerke: Zum 1. Januar 2024 werden die Tarifpreise in allen Tarifstufen um drei Cent pro Kilowattstunde gesenkt. Geschlossen votierten die Mitglieder des Gemeinderats in der jüngsten Sitzung dafür.
Zuvor informierte Stadtwerke-Geschäftsführer Rainer Braulik über die aktuelle Situation. Dank gesunkener Beschaffungspreise für Erdgas in den Vormonaten können die Stadtwerke nun günstigere Arbeitspreise anbieten. Diese liegen jedoch insgesamt weiter leicht über dem Niveau der Gaspreisbremse von zwölf Cent pro Kilowattstunde. Zurzeit gilt laut Braulik noch der niedrigere Umsatzsteuersatz von sieben Prozent. Doch die Bundesregierung diskutiere, ab 1. Januar 2024 wieder 19 Prozent zu erheben, was aber erst Mitte Dezember klar sei. Die Gaspreisbremse soll hingegen bis 31. März 2024 verlängert werden. „Am Schluss bleiben von der Tarifsenkung etwa zwei bis zweieinhalb Cent übrig“, resümierte der Stadtwerke-Geschäftsführer. Doch an den hohen Gaspreisen werde sich auf lange Sicht nicht viel ändern, da die Einkaufspreise immer noch dreimal so hoch seien wie vor 2020. Auch die Netzentgelte für die Durchleitung haben deutlich angezogen, erläuterte Rainer Braulik.
Geschäftsführer Braulik stellt Präsenz des Stadtwerke-Teams vor Ort heraus
Und da immer mehr Gasheizungen aufgegeben werden, werden die Preise trotz der Regulierung künftig für die verbleibenden Gaskunden wohl steigen. Treue Kunden könnten aber sicher sein, dass die Stadtwerke auch künftig günstigere Beschaffungskosten und Preise so schnell wie möglich weitergeben. „Wir sind persönlich da und kümmern uns um Problemfälle und eine soziale Abfederung.“ Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter stehen den Murrhardter Bürgerinnen und Bürgern als kompetente Ansprechpartner in Sachen Energie im Kundencenter zur Verfügung, betonte Braulik.
Wie sich die Abrechnungen der Dezembersoforthilfe 2022 und der Gaspreisbremse auswirken werden, bleibe abzuwarten. „Wenn es im Winter mal über längere Zeit sehr kalt werden sollte, könnte eine Gasmangellage auftreten“, warnte der Stadtwerke-Geschäftsführer. „Unser Ziel ist ein ausgeglichenes Nullergebnis in der Erdgasvertriebssparte.“ In den sieben Jahren bis 2020 war die Erdgassparte im Durchschnitt immer mit einem Gewinn von rund 185000 Euro am Jahresergebnis beteiligt. In den Jahresabschlüssen 2021 und 2022 fielen indes Spartenverluste von insgesamt etwa 400000 Euro an. Diese müssen ausgeglichen werden. Trotzdem wolle man die Kunden entlasten und die Tarife zum nächstmöglichen Zeitpunkt weiter senken, sagte Braulik zu.
Die Fraktionssprecher zeigten sich erfreut über die Preissenkung, brachten aber ihren Unmut zum Ausdruck, dass die weitere Energiepreisentwicklung noch unklar sei, weshalb man nicht planen könne. Gerd Linke wies auf die Forderung hin, dass Stadtwerke ihre Kunden künftig sechs Wochen vorab über Preisänderungen informieren müssen. Darum täte ihm das Team leid: „Es gibt so viel zu erklären“, die Leute seien unzufrieden, man müsse sie um Verständnis bitten. „Wir müssen Alternativen schaffen und unsere Wärmesparte noch stärker ausbauen“, forderte der Vorsitzende der Fraktion MDAL/Die Grünen.
Die Reduzierung des Gaspreises sei „eine kleine Erleichterung für die Gaskunden der Stadtwerke“, aber es überrasche ihn, dass beim Gaseinkauf keine größeren Reduzierungen möglich sind, sagte Edgar Schäf. „Wir wissen nicht, was auf uns zukommt, darum können wir den Kunden längerfristig keinen sicheren Gaspreis bieten“, zeigte der SPD-Fraktionsvorsitzende sich skeptisch in Bezug auf die Gaspreisentwicklung.
„Der Gaspreis wird nicht mehr so niedrig wie vor der Coronapandemie und dem Krieg in der Ukraine“, stellte Andreas Winkle fest. Das Urteil des Bundesverfassungsgerichts, wonach der Bundesnachtragshaushalt 2021 verfassungswidrig sei, führe dazu, dass 60 Milliarden Euro für Klimaschutzmaßnahmen und andere Zwecke nicht finanziert sind. Dies werde Auswirkungen auf Förderungen und Zuweisungen haben, befürchtete der CDU-FWV-Fraktionsvorsitzende.
Problem: Der Biomasseanteil für Nahwärme soll reduziert werden
Markus Blank (UL) verdeutlichte das Anliegen langfristig planbarer Preise für die Verbraucher. Eine Planbarkeit der Steuersätze wünschen sich auch Stadt und Stadtwerke: Da „keiner weiß, wie es weitergeht“, sei die Umsetzung der Bundesvorgaben für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter frustrierend, verdeutlichte Bürgermeister Armin Mößner. Er kritisierte Planungen, den Biomasseanteil bei der Nahwärmeerzeugung künftig auf 25 Prozent zu senken. Da Holzhackschnitzel das Hauptheizmaterial für die Nahwärmenetze der Stadtwerke sind, habe man E-Mails an Entscheidungsträger geschickt und hoffe auf Ausnahmen für kleine Netzbetreiber. Aus den Rückmeldungen lasse sich Verständnis für die Lage der Stadtwerke ablesen, so Mößner.