Rolf Benz ist tot
Visionärer Möbeldesigner aus dem Schwarzwald stirbt mit 91 Jahren
Die Polstermöbel mit seinem Namen sind legendär – nicht nur in Wohnzimmern, sondern etwa auch im Museum of Modern Art in New York. Jetzt ist der visionäre Schwarzwälder Möbeldesigner und Unternehmer Rolf Benz gestorben.
Von Imelda Flaig
Seine Sofas standen nicht nur vor dem Fernseher, sondern waren auch im Fernsehen, wie etwa das legendäre „Wetten, dass..?“-Sofa, auf dem die Promis während der Sendung Platz nahmen. Nun ist der deutsche Möbeldesigner und Unternehmer im Alter von 91 Jahren gestorben.
Rolf Benz, 1933 in Nagold (Landkreis Calw) geboren, arbeitet nach der Polsterlehre zunächst beim Onkel in der Polstermöbelfabrikation. Er entwickelt schnell den Drang, Produkte und Strukturen neu zu denken. „Ich spürte die Veränderungen in der Gesellschaft – es musste etwas Neues kommen“, erzählte er 2023 auf einem Strategie-Gipfel der Familienunternehmen. „Es war in jeder Hinsicht eine Zeit des Neuanfangs. Die Möbel passten auch deshalb nicht mehr in die deutschen Wohnzimmer, weil das Fernsehen seinen Siegeszug antrat“, sagte er mit Blick auf die 60er Jahre, als ein Sofa und zwei Sessel zur Wohnzimmer-Einrichtung gehörten.
Mit 31 Jahren gründet er dann das Unternehmen „bmp Benz Möbel Programme“ , 1974 bringt er seine eigene Marke Rolf Benz auf den Markt. Er denkt Einrichtungskultur neu, setzt auf Behaglichkeit, mehr Komfort und neues Design und bringt mehr Individualität in die deutschen Wohnzimmer. Mit seiner ersten beliebig kombinierbaren Sofalandschaft mit Liege- und Sitzelementen, der sogenannten „Addiform“, schafft er eine bahnbrechende Entwicklung. Die Benz-Ecke vermittelt ein neues Wohngefühl.
Mehr als 35 Jahre führt er sein Unternehmen – als Gründer, Eigentümer und Chef. Eine Finanzierungskrise zwingt Benz im Jahr 1980, seine Firma zu verkaufen, den Chefposten behält er, später nach dem Börsengang des Unternehmens 1993 wird er Vorstandsvorsitzender. 1999 scheidet die Familie Benz aus. Heute gehört das Unternehmen, das viele avantgardistische Designklassiker wie das Sofa 6500 hervorgebracht hat, das sogar im Museum of Modern Art in New York ausgestellt ist, dem chinesischen Anbieter Jason Furniture. Produziert wird nach wie vor im Schwarzwald.
Übernahme der Firma Walter Knoll
Die unternehmerische Vision von Rolf Benz reicht aber über die eigene Unternehmensgründung hinaus. 1993 übernimmt er mit der Familie das traditionsreiche Unternehmen Walter Knoll in Herrenberg und legt damit den unternehmerischen Grundstein für die nächste Generation.
„Mir war wichtig, die Familie weiter auf den Pfad des Unternehmertums zu bringen und das Wissen als Familienunternehmen weiterzutragen“, sagte er einmal. Sein ältester Sohn Markus Benz führt seither Walter Knoll, die Enkelin Mara Benz ist als dritte Generation seit 2023 mit in der Geschäftsleitung.
Seine Leitprinzipien hat Rolf Benz, der erst kürzlich mit seiner Frau Hilde die Eiserne Hochzeit gefeiert hat, auch mit großer Leidenschaft in der Branche weitergegeben, wo er sich auch in Verbänden engagiert hat. Neben seinem unternehmerischen Wirken war Rolf Benz ein Familienmensch, „der die Werte von Zusammenhalt, Loyalität und Verantwortungsbewusstsein lebte“, heißt es in einer Mitteilung des Familienunternehmens Walter Knoll. Er sei zuhause im Kreise der Familie gestorben. Mit seiner Frau Hilde Benz hat er vier Kinder, dreizehn Enkel und zwei Urenkel.