Es dauerte, bis alle Instrumente hatten

Heute vor 50 Jahren gründeten 35 Musikfreunde den Musikverein Fornsbach neu, der bereits von 1922 bis 1945 existierte. Wegen Corona wird das Jubiläum erst 2022 gemeinsam mit dem vor 125 Jahren aus der Taufe gehobenen Gesangverein Fornsbach gefeiert.

Der Verein wurde 1971 aus der Taufe gehoben, dann formierten sich die Musiker allmählich. Es kostete einige Zeit und Mühen, bis für alle auch Instrumente angeschafft werden konnten. Die Aufnahme zeigt den Auftritt der ersten Kapelle beim Gründungsfest, das im Sommer 1972 schließlich steigen konnte.

Der Verein wurde 1971 aus der Taufe gehoben, dann formierten sich die Musiker allmählich. Es kostete einige Zeit und Mühen, bis für alle auch Instrumente angeschafft werden konnten. Die Aufnahme zeigt den Auftritt der ersten Kapelle beim Gründungsfest, das im Sommer 1972 schließlich steigen konnte.

Von Elisabeth Klaper

FORNSBACH. Die Volksmusik zu fördern und zu pflegen, ist das Ziel des Musikvereins Fornsbach, doch schon seit dessen Gründung 1971 spielen die Kapellen ein breit gefächertes Repertoire. Es reicht von traditioneller und konzertanter Blasmusik über Schlager und Oldies bis zu modernen Stücken, aktuellen Pop- und Rockhits, hinzu kommen klassische Werke für besondere Anlässe.

Die aktiven und engagierten Mitglieder feiern gerne Feste und Jubiläen, wie sie fallen. So war zum 50. Geburtstag im Sommer ein großes Jubiläumsfest geplant, doch wegen der Coronapandemie ist dies nicht möglich. Seit einiger Zeit finden auch keine Proben statt, nur der Instrumentalunterricht läuft übers Internet weiter, und die Aktiven üben allein oder im Familienkreis zu Hause.

Wie der Musikverein entstand, erzählt Schlagzeuger, Gründungs- und Ehrenmitglied Roland Karpf: „Bereits von 1922 bis 1945 gab es in Fornsbach einen Musikverein“, zuerst mit einem Streich- und Zupfinstrumentenensemble. 1928 bildeten rund 20 Mitglieder auf vielfachen Wunsch eine Blaskapelle, die erstmals bei der Waldseeeinweihung an Pfingsten 1929 öffentlich auftrat. Im Sommer spielte sie sonntags am Waldsee zum Tanz auf sowie bei Festen und Feiern. Beim Bezirksmusikfest in Lorch 1931 erspielte die Kapelle einen ersten Preis in der Unterstufe. Vor Beginn des Zweiten Weltkriegs hatte der Verein 75 Mitglieder. Der schwere Luftangriff auf Fornsbach am 18. April 1945 zerstörte sämtliche Instrumente, und da kein Geld vorhanden war, um neue zu kaufen, endete die Vereinstätigkeit.

Bei Vereinsfesten spielten nun auswärtige Blaskapellen auf, doch wuchs der Wunsch nach einer eigenen. „In Fornsbach gab es viele Musikfreunde und einige Personen, die diverse Instrumente spielten“, berichtet Karpf. Initiatoren der Gründung des neuen Musikvereins waren Eugen Härtner und Eugen Pfitzer. Härtner spielte bereits Bass im ehemaligen Verein und war beauftragter Sprecher der Musikfreunde. Für die Neugründung gewann er den aus Fornsbach stammenden Murrhardter Eugen Pfitzer, der im Musikverein Stadtkapelle Murrhardt Horn spielte.

Am 6. Januar 1971 trafen sich 23 Musikfreunde mit dem Ziel, wieder einen Musikverein zu gründen: Über 20 wollten in einer neuen Kapelle mitspielen, und sie gewannen Musikdirektor Oskar Tietzel als Dirigenten. Am 10. Februar 1971 trafen sich 16 Musikfreunde zur ersten Probe, indes hatten die meisten weder Instrumente noch „Ahnung von Tuten und Blasen“. Tietzel testete ihre Eignung für die diversen Instrumente, und der strenge Musiklehrer brachte ihnen bei, diese richtig zu spielen.

Einige Jugendliche, die in der Stadtkapelle spielten, unterstützten die neu formierte Kapelle. Hinzu kamen Kinder und Jugendliche musikinteressierter Eltern, die Tietzel unterrichtete. So war die Jugendarbeit von Anfang an eine zentrale Aktivität. Der neue Verein „hatte kein Geld, deshalb machten wir eine Dorfsammlung, gingen mit Opferbüchsen von Haus zu Haus und sammelten Spenden, dabei kamen etliche kleine Beträge zusammen“, erinnert sich Roland Karpf.

Zur Gründungsversammlung am 13. März 1971 kamen viele Musikfreunde, Bürgermeister Emil Kasper und andere Gäste. Sie legten die Pflege und Förderung der Volksmusik als Vereinsziel fest, wählten Karl Kemmler zum Ersten Vorsitzenden und Eugen Härtner zu dessen Stellvertreter. Unter Musikdirektor Tietzels Regie probten die Musiker fleißig: Gemeinsam mit dem Paten-Musikverein Oberrot trat die Kapelle am 30. Juli und 1. August 1971 bei einem Fest, das auch der Werbung galt, erstmals öffentlich auf. Dank großer finanzieller Unterstützung der Mitglieder und vieler Spenden aus der Bevölkerung konnte der Verein die erforderlichen Instrumente kaufen.

Bei der ersten Mitgliederversammlung am 11. März 1972 war deren Zahl bereits auf 93 gestiegen, 30 Aktive und 14 Jugendliche probten. Vom 30. Juni bis 3. Juli 1972 feierte der neue Musikverein ein großes Gründungsfest mit Festumzug und Gastvereinen. Ein Höhepunkt war das Konzert des Heeresmusikkorps 9 aus Stuttgart. Mit der Gründung werde eine alte Tradition wieder lebendig und fortgesetzt, betonte der Vorsitzende Karl Kemmler. Bürgermeister Helmut Götz freute sich, dass die Gründung des Musikvereins im Zeichen der Gemeindereform mit Eingemeindung der bisher selbstständigen Gemeinde Fornsbach nach Murrhardt stehe: So werde das Kulturgut weitergetragen und ein neuer Kristallisationspunkt für das Gemeinschaftsleben geschaffen.

Seit 1976 tritt die Kapelle in schmucken Uniformen mit Ortswappen, blauen Westen und roten Jacken auf. Im Mai 1981 beging der Musikverein sein zehnjähriges Bestehen mit einem Jubiläumsabend, Beiträgen der Gastgeber und diverser Gastvereine. 1986 feierte der 1896 gegründete Gesangverein Fornsbach sein 90-jähriges Bestehen gemeinsam mit dem seit 15 Jahren bestehenden Musikverein bei einem großen Jubiläumsfest. Zahlreiche Gastchöre und Musikvereine traten auf, Höhepunkt war das gemeinsame Singen und Musizieren von Gesang- und Musikverein. Die Kooperation der beiden Kulturträger des Stadtbezirks funktioniert seitdem bestens.

Das Ortswappen ziert die Uniformen und sie bestehen aus blauen Westen und roten Jacken.

Am 28. April 2001 gestaltete der Musikverein ein Jubiläumskonzert zum 30-jährigen Bestehen mit vielen Ehrungen, Jugend- und Stammkapelle boten ein facettenreiches Programm konzertanter Blasmusik. Aus kleinen Anfängen habe sich ein hervorragender Spielkörper entwickelt, der Musikverein erfülle eine wichtige Funktion im gesellschaftlichen Leben Fornsbachs und leiste bedeutende Jugendarbeit, betonte der damalige Bürgermeister Ulrich Burr. 2011 feierte der Musikverein sein 40-jähriges Bestehen mit einem stilistisch vielseitigen Jubiläumskonzert.

Die Kapellen des Musikvereins bestritten unzählige Auftritte: „Frühjahrs- und Serenaden-, Weihnachts- und Kirchenkonzerte, hinzu kamen viele Feste, und die Aktiven haben bei etlichen Jahresfeiern die Gäste mit immer neuen Ideen überrascht“, resümiert die Vorsitzende Gabriele Herrmann. Auch in der seit Ende der 1970er-Jahre bestehenden Theatergruppe, die bis 2000 Rolf Windmüller und seither Gabriele Herrmann leitete, spielen überwiegend aktive Musiker mit. Sie sorgten mit Aufführungen schwäbischer Stücke für viel Vergnügen bei Jahresfeiern, bis 2015 das „Musikalische Weindorf“ diese ablöste, doch besteht weiter Interesse am Theaterspiel. Weitere Aktivitäten sind die Sommerfeste Anfang Juli mit Gastvereinen, die Mitwirkung bei Festumzügen, Ständchen zu Familienfesten sowie Altpapiersammlungen. Der Musikverein wirkte auch bei der Arbeitsgemeinschaft zur Feier des Dorfjubiläums 650 Jahre Fornsbach 2014 mit.

Aktuell zählt der Verein 166 Mitglieder, Franz Holp, Roland Karpf und Heinz Goller sind Ehrenmitglieder. Die Stammkapelle hat 24 aktive Musikerinnen und Musiker, die Jugendkapelle 20 Mädchen und Jungen, Dirigenten sind Klaus Nübel und Peter Schaile. Seit 2015 besteht die Bläserklasse, eine Kooperation zwischen dem Musikverein, der Musikschule Schwäbischer Wald/Limpurger Land und der Grundschule Fornsbach. Für Gabriele Herrmann ist der Musikverein „aus Fornsbach nicht wegzudenken“ und geprägt von großer Kontinuität bei den Musikern, von denen etliche seit Jahrzehnten im Vorstand mitwirken.

Seit jeher kooperiert der Musikverein bestens mit anderen örtlichen Vereinen und pflegt viele Freundschaften zu Musikvereinen in nah und fern. Da der Gesangverein Fornsbach heuer auf 125 Jahre Vereinsgeschichte zurückblickt, wollen beide Vereine ihre Jubiläen gemeinsam feiern unter dem Motto „175 Jahre Musik in Fornsbach“. Sie hatten bereits begonnen, das Jubiläumsfest vorzubereiten, haben es aber wegen der Coronapandemie verschoben: Nun soll es vom 15. bis 17. Juli 2022 stattfinden.

Der Musikverein Fornsbach beim ersten Serenadenkonzert 2019 im Söhnle-Pavillon. Fotos: E. Klaper (2)/Musikverein Fornsbach (1)

Der Musikverein Fornsbach beim ersten Serenadenkonzert 2019 im Söhnle-Pavillon. Fotos: E. Klaper (2)/Musikverein Fornsbach (1)

Gründungs- und Ehrenmitglied Roland Karpf. Er hält als Schlagzeuger den Takt.

Gründungs- und Ehrenmitglied Roland Karpf. Er hält als Schlagzeuger den Takt.

Vorsitzende und Dirigenten

Vorsitzende waren Karl Kemmler von 1971 bis 1975, Eugen Härtner von 1975 bis 1985 und 1993 bis 1998, Roland Karpf von 1986 bis 1993, Rolf Windmüller von 1999 bis 2001, Gabriele Herrmann von 2002 bis 2006 und Markus Ellinger von 2006 bis 2012. Seit 2012 leitet ein Team aus drei gleichberechtigten Vorsitzenden den Verein mit Gabriele Herrmann als geschäftsführende Vorsitzende, Thomas Dieterich als Vorstand Musik und Markus Ellinger als Vorstand der Organisation, dem 2020 Dennis Kübler nachfolgte.

Dirigenten waren Oskar Tietzel von 1971 bis 1974, Heinz Mehlhorn von 1974 bis 1977, Wilhelm Müller von 1977 bis 1980, Ulrich Koch von 1980 bis 2000, Rudolf Martika von 2000 bis 2006, Cornelius Weller von 2006 bis 2009, Raban Hofmann von 2009 bis 2011, Nikolaus Staubach von 2011 bis 2013. Seit 2014 ist Klaus Nübel Dirigent des Musikvereins Fornsbach.

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Erstellt:
13. März 2021, 06:00 Uhr

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