Treffen in Valencia
EVP-Chef Weber im Amt bestätigt
Manfred Weber ist als Vorsitzender der christdemokratischen Parteienfamilie Europas im Amt bestätigt worden. Ein Hoffnungsträger der Konservativen stiehlt ihm aber die Schau in Valencia.

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Der CSU-Politiker Manfred Weber ist beim Parteitag der Europäischen Volkspartei (EVP) in Valencia für eine zweite Amtszeit von drei Jahren gewählt worden.
Von dpa
Valencia - Manfred Weber (CSU) ist auf dem Parteitag der christdemokratischen Parteienfamilie Europas (EVP) für eine zweite dreijährige Amtszeit als Vorsitzender der Parteienfamilie wiedergewählt worden. Auf den 52-Jährigen, der keinen Gegenkandidaten hatte, entfielen laut Zählkommission 502 der insgesamt 563 gültig abgegebenen Stimmen in Valencia. 61 Delegierte stimmten demnach gegen ihn. Damit kam Weber auf eine Zustimmung von 89 Prozent - genauso viel wie bei seiner ersten Wahl 2022 in Rotterdam, wie es weiter hieß.
Auch EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen und Friedrich Merz (beide CDU), dessen Wahl zum Bundeskanzler für den 6. Mai geplant ist, reisten nach Valencia. "Glückwunsch und viel Erfolg", sagte Weber in Richtung Merz, auf dessen künftige Regierung die Konservativen in Europa große Hoffnungen setzen.
Großer Beifall für Merz
Merz sagte in seiner Rede eine Politik zur Stärkung der Europäischen Union zu. Viele erwarteten mehr deutsche Führung in Europa, fügte der CDU-Politiker hinzu. Die künftige deutsche Regierung werde viel Energie dafür aufwenden, Europa voranzubringen. "Sie können auf uns zählen", sagte er unter großem Beifall der Delegierten.
"Wir sind bereit, eine Regierung in Deutschland zu bilden, die eine der entschiedensten Unterstützer Europas sein wird", versprach er.
Europäische Verteidigungspolitik gefordert
Weber reklamierte in einer Rede vor den Delegierten eine führende Rolle für die EVP beim Kampf gegen populistische Parteien, bei der Hilfe für die Ukraine und bei der Stärkung der sozialen Marktwirtschaft gegen Länder mit autoritären Herrschaftsformen.
"Die wichtigste Aufgabe unserer Generation, und alle führenden Politiker haben es heute in ihren Reden betont, ist eine gemeinsame Verteidigungs- und Außenpolitik", betonte der aus Bayern stammende Politiker angesichts des russischen Angriffskriegs und der schwindenden US-Hilfe für die Ukraine.
EU-Kommissionspräsidentin sieht Europa durch Weber gestärkt
Von der Leyen zollte Weber große Anerkennung und lobte seine "herausragenden Führungsqualitäten". Bei der Europawahl habe die EVP einen haushohen Sieg errungen, sagte sie. "Lieber Manfred, Du hast die EVP stark gemacht. Und eine starke EVP, das bedeutet ein starkes Europa", betonte sie unter dem Applaus der Delegierten.
Bei der Europawahl 2024 hatte sich die EVP um neun Sitze auf 188 im Europäischen Parlament verbessern können. Sie ist dort die stärkste Kraft. Aber auch populistische Parteien hatten ihre Präsenz ausbauen können.
Von der Leyen Zahl sprach sich für eine Fortsetzung der restriktiveren Migrationspolitik aus. "Seit Jahresbeginn sind die illegalen Grenzübertritte um 30 Prozent zurückgegangen", sagte sie. Dies zeige, dass die Zusammenarbeit mit südlichen Nachbarn Früchte trage. Allerdings müssten die Abschiebequoten erhöht werden. "Es kann nicht sein, dass nur 20 Prozent derjenigen, deren Asylgesuch abgelehnt wird, Europa tatsächlich verlassen", sagte die deutsche Spitzenpolitikerin.
Von der Leyen wirbt um ausländische Wissenschaftler
Sie wollte auch vermehrt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus dem Ausland anwerben. Durch freie Forschung gedeihe Exzellenz und Innovation. "Deshalb werden wir ihnen Angebote machen, damit sie sich für Europa entscheiden", sagte sie.
Die Freiheit von Wissenschaft und Forschung sei einer der wichtigsten europäischen Werte. "Deshalb ist Europa für die besten und klügsten Köpfe offen", sagte die studierte Medizinerin. Ihre Worte können unter anderem als Signal an amerikanische Forschende verstanden werden. Unter US-Präsident Donald Trump wurden etliche Stellenstreichungen und Budgetkürzungen für die US-Forschung festgelegt.
Kongress nach Stromausfall und Flutkatastrophe
Der Parteitag, der trotz des massiven Stromausfalls vom Vortag stattfinden konnte, endet am Mittwoch mit Entscheidungen über parteiinterne Reformen. Allerdings musste Valencias Bürgermeisterin María José Catalá ihre Teilnahme an einer Podiumsdiskussion zum Start des Kongresses kurzfristig wegen des Stromausfalls absagen. Sie müsse die Rückkehr zur Normalität in ihrer Stadt überwachen, teilte sie mit.
Die Zusammenkunft findet in Valencia genau sechs Monate nach dem verheerenden Unwetter mit rund 230 Todesopfern in der Region statt. Die spanische Partido Popular (Volkspartei/PP) von Oppositionsführer Alberto Núñez Feijóo hatte als Gastgeberin befürchtet, dass der Kongress von Protesten gegen die konservative Regionalregierung überschattet werden könnte. Das Krisenmanagement von Regionalpräsident Carlos Mazón wird für die hohe Zahl an Opfern verantwortlich gemacht. Es wurden jedoch keine größeren Zwischenfälle bekannt.

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Auch der designierte Bundeskanzler und CDU-Chef Friedrich Merz nahm an dem Parteitag teil. (Archivbild)