Experten sollen Wärmekonzept erstellen

Die Geschäftsleitung der Stadtwerke Murrhardt erläutert den Investitionsprogrammentwurf für 2024. Um in Zukunft die Wärmeversorgung aus komplett erneuerbaren Energien anzubieten, will sie Fachleute beauftragen, die überprüfen, was sich zu welchen Kosten realisieren lässt.

Bei der Messe Murrhardt haben die Stadtwerke schon registriert, dass viele von Gas auf städtische Nahwärme umsteigen wollen. Aber auch sie selbst benötigen einen verlässlichen Plan, wie es sich dabei künftig ganz ohne fossile Brennstoffe auskommen lässt. Archivfoto: Jörg Fiedler

© Jörg Fiedler

Bei der Messe Murrhardt haben die Stadtwerke schon registriert, dass viele von Gas auf städtische Nahwärme umsteigen wollen. Aber auch sie selbst benötigen einen verlässlichen Plan, wie es sich dabei künftig ganz ohne fossile Brennstoffe auskommen lässt. Archivfoto: Jörg Fiedler

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Stadtwerkegeschäftsführer Rainer Braulik und Betriebsleiter Michael Schünzel stellten den Entwurf des Investitionsprogramms 2024 samt der mittelfristigen Finanzplanung bis 2027 in der jüngsten Sitzung des Werksausschusses vor. Die Investitionen und deren Finanzierung sind auf Basis eines Plan-Ist-Vergleichs mit den erwarteten Ergebnissen des laufenden Jahres 2023 und dem Investitionsprogramm der Stadt abgestimmt und fortgeschrieben.

Heuer soll der Wirtschaftsplan wieder mit dem städtischen Haushaltsplan für das Jahr 2024 aufgestellt werden. Die finanziellen Auswirkungen für die Jahre 2024 bis 2027 können erst dargestellt werden, wenn der Liquiditätsplan vollständig erfasst ist und der Zahlungsmittelsaldo aus der Geschäftstätigkeit feststeht. Die Stadtwerke benötigen in den kommenden Jahren neue Fahrzeuge: Bürgermeister Armin Mößner bat darum, den Investitionsplan um die Neuanschaffung eines Baggers samt Tieflader, den die Stadtwerke mit dem Zweckverband Bauhof nutzen, zu ergänzen, da der vorhandene Bagger schon rund 15 Jahre alt ist. Kostenpunkt: rund 180000 Euro.

Konzept für die Quellennutzung

Bei der Sparte Wasserversorgung werden die Stadtwerke auf Wunsch des Landratsamts ein Quellennutzungskonzept erstellen, wobei einige alte Quellen wieder in Betrieb genommen und neue erschlossen werden sollen, sofern dies wirtschaftlich ist. Es sind Investitionen von rund einer Million Euro vorgesehen, da Hochbehälter und Leitungen saniert werden müssen. Im Arbeitsbereich Erdgas/Wasserstoff soll das Erdgasnetz transformiert und für Gewerbegebiete mit Kunststoffröhren auf 100 Prozent erneuerbaren Wasserstoff umgestellt werden. Dies erfolge parallel zur Wärmenetztransformation mit Rückbau alter Gasversorgungsleitungen in Wohngebieten.

Im Arbeitsbereich Wärme ist eine komplette Neukalkulation erforderlich: Für neue Gebäudeanschlüsse benötigen die Stadtwerke klare Rückmeldungen der Interessenten. Nur bei hoher Nachfrage können diese hergestellt werden. Wirtschaftlich vorteilhaft sind Anschlüsse innerhalb bestehender Netze und Leitungen wegen höheren Beiträgen. Zudem startet eine kommunale Wärmeplanung. Zentrales Projekt ist ein Gesamttransformationskonzept mit dem Ziel, 100 Prozent Wärme aus erneuerbaren Energien zu erzeugen. Dazu sollen Experten alles analysieren und vorschlagen, was machbar ist und was dies kostet.

Auf dem Areal der Kläranlage sind laut Braulik enorme Potenziale vorhanden, so für eine Solarthermieanlage und eine Großwärmepumpe. Für das Projekt erwarten die Stadtwerke eine Förderung aus dem Topf für Kraft-Wärme-Kopplung. Voraussetzung dafür ist ein neues Blockheizkraftwerk mit einer so hohen Leistung, dass ein Kraft-Wärme-Kopplungs-Anteil von mindestens zehn Prozent der Gesamtwärmemenge erreicht wird. Auf Nachfrage von Gerd Linke (MDAL/Die Grünen), ob die für 2025 geplante Installation einer Fotovoltaikanlage auf dem Stadtwerkebetriebsgebäude auf 2024 vorgezogen werden könne, erwiderte der Geschäftsführer, dass dies technisch möglich sei, aber auch finanzierbar sein müsse. Auf eine weitere Nachfrage Linkes, warum für die angedachte Eigenwasserversorgung des Freibads aus der Fratzenbrünnelesquelle keine Investitionen enthalten sind, erklärte der Bürgermeister, dass es verschiedene konzeptionelle Versionen gebe, die aber noch nicht abgeschlossen seien.

Edgar Schäf (SPD) hakte nach, warum die Sanierung des Parkhauses Grabenstraße so weit bis 2028 verschoben wird, und äußerte die Sorge, dass sich der Zustand des Betons weiter verschlechtere und die Sicherheit gefährde. Die Finanzierung müsse auch über einen Kapitalzuschuss der Stadt erfolgen, so Braulik. Die Entscheidung dazu sei aber erst möglich, wenn der Zeitpunkt der Sanierung feststehe. Wolfgang Hess (UL) plädierte dafür, die Investitionen zum Verbund zwischen Kläranlage und Heizwerk Weststadt von 2025 auf 2024 vorzuziehen und ein passendes finanzierbares Gesamtkonzept auszuarbeiten.

Nahwärmeverbund in der Sommersaison

Laut Betriebsleiter Michael Schünzel wird nach dem Verbund der Heizwerke Weststadt und Fritz-Schweizer-Straße im Sommer nur noch der Betrieb eines Heizwerks erforderlich sein.

Kurz erläuterte der Geschäftsführer den Gesamtfinanzhaushalt 2024, wofür „die Hochrechnungen laufen“: Der Zahlungsmittelbestand beträgt zum Jahresbeginn rund 257850 Euro, der erwartete Zahlungsmittelüberschuss aus laufender Verwaltungstätigkeit etwa 470000 Euro, insgesamt also rund 727850 Euro. Der Finanzierungsmittelbedarf aus Investitionstätigkeit beläuft sich auf 1,5 Millionen Euro, die Tilgungen belaufen sich auf 635070 Euro. Es sind Kreditaufnahmen von 1,5 Millionen Euro geplant. Der erwartete Bestand an Zahlungsmitteln und Geldanlagen am 31. Dezember 2024 beträgt 92780 Euro.

Bürgermeister Mößner forderte, dass die Stadtwerke alle Netze zukunftsfähig machen und bei allen notwendigen Investitionen irgendwie eine positive finanzielle Situation erreichen sollten. Der ab 1. Januar gültige neue Wasserpreis müsse jedoch bezahlbar bleiben und im Arbeitsbereich Wärme sei auf Wirtschaftlichkeit zu achten.

Daraufhin stellte der Werksausschuss geschlossen den Entwurf des Investitionsprogramms der Stadtwerke 2024 einschließlich der mittelfristigen Finanzplanung bis 2027 fest. Die geplanten Investitionen stehen grundsätzlich unter dem Vorbehalt der Finanzierung. Der abschließende Entwurf des Wirtschaftsplans 2024 soll bei der nächsten Werksausschusssitzung am 23. November 2023 vorberaten werden und der Gemeinderat wird den Wirtschaftsplan und die Finanzplanung mit Investitionsprogramm vor Jahresende verabschieden.

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Erstellt:
24. Oktober 2023, 06:00 Uhr

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