Falls Singen auf der Liste der Vorsätze steht

Von Christine Schick

Murrhardt. Ein neues Jahr ruft neue Ideen auf den Plan, was man schon immer mal anpacken oder ausprobieren wollte. Insofern wollte der Liederkranz Murrhardt den Schwung der guten Vorsätze mitnehmen und sich bei Menschen in Erinnerung rufen, die Singen auf das Zettelchen möglicher neuer Vorhaben für 2024 gesetzt haben. Dieser Tage sind die Mitglieder des Vereins dabei, die Murrhardter Briefkästen mit einem Flyer zu bestücken, der charmant rüberbringt, was der Liederkranz im Moment richtig gut gebrauchen könnte: Männer. Drei Sänger halten dem Chor die Treue und würden sich definitiv über weitere Mitstreiter freuen. „Das Problem besteht bei vielen Chören. Die allermeisten suchen Männer“, erläutert Elke Bürkle, stellvertretende Vorsitzende. Wer mit der Idee liebäugelt, mit dem Singen anzufangen, hat es in einem Chor einfacher, ergänzt Barbara Stadler, die seit über 40 Jahren im Liederkranz Murrhardt engagiert ist. „Man wird von der Gemeinschaft getragen“, sagt sie.

Begleitung und gemeinsames Wachsen

Die beiden Frauen haben noch mehr Argumente parat, die besagtem guten Vorsatz weiteren Schub verleihen könnten. Das Singen in Gemeinschaft bedeutet neue Kontakte, geistige und emotionale Anregungen und mit der Zeit und Übung größere Sicherheit und Fortschritte. „Wenn man sich traut, kann das auch eine Befreiung sein“, sagt Barbara Stadler. Außerdem macht sie klar: „Bei uns muss keiner vorsingen oder Noten lesen können.“ Elke Bürkle nickt, im Chor werde man entsprechend begleitet. „Zurzeit sind es drei Männer und natürlich würde es denen noch mehr Spaß machen, wenn die Gruppe wieder größer wird“, sagt sie mit Blick auf den Flyer. „Frauen sind natürlich genauso willkommen.“

In den vergangenen Jahren hat der Liederkranz Murrhardt nicht nur, aber eben auch einige männliche Mitglieder verloren. Corona hat wie in anderen Bereichen als eine Art Beschleunigungsfaktor gewirkt. „Wir sind genau zu dieser Zeit in einen Strukturwandel reingelaufen“, erklärt Elke Bürkle. Viele der Mitglieder waren 70 Jahre und älter und vor dem Hintergrund der Pandemie haben diese sich entschlossen aufzuhören, sprich den Schritt vollzogen, der, wenn auch vielleicht etwas später, sowieso erfolgt wäre. Somit hat sich die Zahl der Sängerinnen und Sänger in vergleichsweiser kurzer Zeit von rund 80 auf etwa 25 Erwachsene reduziert (plus 20 Mädchen und Jungen im Kinderchor). Der große gemischte Chor, in dem auch älteres Liedgut und vierstimmig gesungen wurde, besteht nicht mehr.

In der dreistimmigen, aktuellen Formation Da Capo stehen modernere, teils auch englischsprachige Lieder sowie Gospels auf dem Programm. Apropos: Wer den Schritt macht, beim Liederkranz Murrhardt reinzuschnuppern, hat im März Gelegenheit, bei einem gemeinsamen Probenwochenende dabei zu sein, das traditionell auf Schloss Weikersheim stattfindet. Dieses Jahr hat sich der Liederkranz außerdem ein Projekt im Schulterschluss mit den Choeurs d’Azé aus Murrhardts Partnerstadt Château-Gontier-sur-Mayenne vorgenommen. Die Sängerinnen und Sänger sind rund um den Himmelfahrtstag zu Gast, an dem ein gemeinsames Konzert geplant ist. Chorleiterin Angela Westhäußer-Kowalski sowie ihr Kollege David Tellier werden die Köpfe zusammenstecken, um sich zum Programm abzusprechen. Die Bande zwischen den deutsch-französischen Sängerinnen und Sängern wurden neu geknüpft (in der Partnerstadt hatte sich der Chor, mit dem bisher Verbindung bestand, vor dem Hintergrund ähnlicher Probleme aufgelöst), wobei Elke Bürkle feststellt, dass das gemeinsame Hobby beste Voraussetzungen schafft. „Man ist irgendwie gleich auf einer Wellenlänge“, sagt sie. „Die Musik überwindet da wirklich Grenzen.“

Was macht das Singen für die beiden Frauen sonst noch aus? Für Elke Bürkle gibt es kaum ein anderes Hobby, das sich so unkompliziert und ohne größere Voraussetzungen wie beispielsweise finanzielle Mittel sozusagen aus dem Stand ausüben lässt. Durch den Verein können auch die Noten gemeinsam beschafft werden. „Ein Ziel braucht man schon“, sagt Barbara Stadler. Das heißt, es ist wertvoll und wichtig, gemeinsam auf Konzerte hinzuarbeiten. Aber genau solche Auftritte und das Erlebnis, dass dann der Funke überspringt, haben sie dabeibleiben lassen, wie auch die Freundschaften und Verbindungen innerhalb des Chors, die mit den gemeinsamen Projekten über die Jahre entstanden sind.