Farbige Steine machen den Kreis bunter

Bunt bemalte Kiesel mit den unterschiedlichsten Motiven werden von Spaziergängern in der Natur immer häufiger gefunden. Das Bemalen, Verstecken und Tauschen der Steine wird zum Trend. Kai-Uwe Müller gründete zum Austausch der Steinefans eine Facebook-Gruppe.

Die Steine bemalte die Hobbykünstlerin Marion Sattler aus Murrhardt mit den verschiedensten Motiven. Foto: privat

© M. Sattler

Die Steine bemalte die Hobbykünstlerin Marion Sattler aus Murrhardt mit den verschiedensten Motiven. Foto: privat

Von Annika Angele

Rems-Murr. Blumen, Frösche oder Burger: Es gibt immer mehr bunt bemalte Steine, die von Einwohnern in der Natur ausgelegt werden. Ob bei einem Waldwipfelweg, im Europapark oder im Kleinwalsertal, sie tauchen immer wieder auf, auch im Rems-Murr-Kreis. Die Kiesel können an allen öffentlichen Orten ausgelegt werden. Doch sie bleiben nicht nur hier im Umkreis. Sogar bis an die Nordsee nach Sylt schaffen es die „Wandersteine“. Der Ursprung der bemalten Kiesel liegt in den USA. Das „Kindness-Rock-Projekt“, was auf Deutsch so viel bedeutet wie „Steinprojekt, das Freude bereitet“, ist ein virales Phänomen, das im Internet immer mehr Anhänger sammelt.

Auch Kai-Uwe Müller hat sich von dem Projekt in seinen Bann ziehen lassen. Die Idee, die Facebook-Gruppe „Rems-Murr-Steine“ zu gründen, entstand vor drei Jahren. Der Waiblinger war im Familienurlaub in Schleswig-Holstein. Seine Tochter fand in einem Baumastloch einen bemalten Kiesel mit einem Comicmädchen, das fröhlich aussah. Auf der Rückseite war eine Facebook-Seite angegeben. „Der Stein und die Idee gefielen meiner Tochter so gut, dass sie mich fragte, ob es so etwas bei uns auch schon gibt“, so der 44-Jährige. Seine heute neunjährige Tochter war der Auslöser, weshalb er im August 2019 die Facebook-Gruppe gründete. Mittlerweile hat diese über 2400 Mitglieder, die alle fleißig bemalen, verteilen und posten.

Den Findern der Steine soll eine Freude bereitet werden

Regeln gibt es eigentlich keine. Die Kiesel sollten nur so umweltfreundlich wie möglich bemalt werden, da sie in der Natur ausgelegt werden. Deshalb verwenden die meisten Künstler auch Acrylfarben auf Wasserbasis, so Müller. Auch sollten die Steine nicht beklebt oder mit Beleidigungen beschrieben werden. Das Bemalen der Kiesel sollte den kreativen Köpfen Spaß machen. Deshalb stehe auch nicht die Selbstverwirklichung der Künstler im Mittelpunkt. „Es soll nicht um einen Wettbewerb gehen“, sagt der 44-Jährige. Den Findern solle vielmehr eine kleine Freude bereitet werden.

Auch Marion Sattler hat das Hobby für sich entdeckt. Die 49-Jährige hat dieses Jahr im Februar mit dem Bemalen der Steine begonnen. Seitdem habe sie bereits fast 400 Kiesel bemalt. Als Vorlage dienen der Murrhardterin Kinderbücher und Comics. Sie lasse sich aber auch gerne auf der Online-Pinnwand „Pinterest“ inspirieren. Die Steine nehme sie meist von Waldwegen oder aus einem Bach heraus. Manchmal würden ihr auch Bekannte Kiesel vorbeibringen. Jeder Stein würde von Anfang an etwas vorgeben, denn nicht jedes Motiv könne auf jeden Kiesel gemalt werden, erklärt sie. Manchmal passe die Form oder der Untergrund nicht zu einer Idee.

Die 49-Jährige hat Spaß am Malen und Auslegen. Für die Grundierung kommen Acrylfarben aus der Tube zum Einsatz. Ihre Motive malt sie mit Acrylstiften. „Mit Pinseln male ich nicht, dafür bin ich zu ungeduldig“, so Sattler. Zum Schluss werden die bemalten Steine mit einem Klarlack lasiert, damit sie in der Witterung länger ihre Farbe behalten. „Das Tolle daran ist, dass ich es immer und überall machen kann“, sagt die 49-Jährige.

Ein weiteres Mitglied der Facebook-Gruppe ist Caroline Hieber. Auch sie ist von dem Projekt begeistert. Bei einem Spaziergang mit ihrer Tochter fand die Mutter den ersten bemalten Stein. Über 25 Stück hat Familie Hieber in der Natur bereits gefunden. Die 39-Jährige findet nicht nur Kiesel, sie bemalt sie auch selbst. Ob Marienkäfer, Raupen oder Schmetterlinge: Tiere sind bei ihr hoch im Kurs. Aber nicht nur die Mutter hat riesen Spaß an dem Projekt. „Wenn meine Tochter keine Lust zum Spazierengehen hat, ist die Chance, einen bemalten Stein zu finden, eine große Motivation“, so Sattler. Vor ihrer Haustür hat die Rudersbergerin ein Körbchen, den sogenannten „Tauschkorb“, stehen, in dem die von ihr und ihrer vierjährigen Tochter bemalten Kiesel liegen.

Wie der Name des Körbchens bereits verrät, können Menschen einen Stein herausnehmen und im Gegenzug einen anderen dazulegen. Diese Aktion zaubert sowohl dem Künstler also auch dem Finder ein Lächeln ins Gesicht. Damit das auch so bleibt, muss man einfach nur die eine Regel beachten: bemalen, verstecken und tauschen.

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Erstellt:
25. August 2021, 06:00 Uhr

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