Archäologie

Fast 3500 altes Hünengrab am Küsterberg rekonstruiert

m Norden von Sachsen-Anhalt gibt es viele Jahrtausende alte Großsteingräber, auch Hünengräber genannt. Ein rekonstruiertes Exemplar ist bald wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

Das Hünengrab Küsterberg. Es wurde um 3450 v. Chr. errichtet und über 500 Jahre lang für Bestattungen genutzt.

© dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Das Hünengrab Küsterberg. Es wurde um 3450 v. Chr. errichtet und über 500 Jahre lang für Bestattungen genutzt.

Von Markus Brauer/dpa

Das rund 5500 Jahre alte Hünengrab am Küsterberg bei Haldensleben (Landkreis Börde) ist rekonstruiert worden. Es wird am 27. April offiziell für die Öffentlichkeit freigegeben. „Wir hoffen auf viele Touristen“, sagt der Tourismus-Verantwortliche der Stadt Haldensleben, Lutz Zimmermann. Das Grab liege günstig am Aller-Elbe Radweg und am thematischen Radweg „4 Millionen Jahre Mensch“.

Grab wurde jahrelang archäologisch untersucht

„Ein Teil der Wandsteine wurden rekonstruiert, und die Decksteine wurden wieder so aufgesetzt, wie sie vor Beginn der Ausgrabung angeordnet waren“, erklärt die Archäologin beim Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (Halle), Barbara Fritsch.

Bereits 2010 bis 2013 wurde das Grab als Gemeinschaftsprojekt des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt (Halle), der Universität Kiel und der Stadt Haldensleben umfassend untersucht und dokumentiert. Die Erkenntnisse bilden die Basis der Rekonstruktion.

Bereits in der Bronzezeit wurde das Grab gestört

Nachgewiesen wurde eine massive Störung aus der Bronzezeit. Vor etwa 3000 Jahren drangen Menschen gewaltsam in das Grab ein und haben dabei einen Teil zerstört. Damals lag das Grab noch unter einem Hügel.

„An einer Stelle wurde der Hügel abgegraben und ein Wandstein entfernt. Auch in die Grabkammer wurde eingegriffen. Ob dies kultisch motiviert war, können wir nur vermuten“, erläutert die Archäologin. „Gefunden wurde ein fast vollständiges Gefäß aus der Bronzezeit in Form eines Vogels. Ansonsten wurde damals die Grabkammer bis auf einige Feuersteinartefakte vollständig ausgeräumt.“

Auch Grabeingang wurde rekonstruiert

Im Zuge der Rekonstruktion wurde das Steinpflaster vor dem Grabeingang freigelegt. Standspuren zeigten, dass dort Menhire – längliche, aufrecht stehende Steine – platziert waren.

„Es wurden vier Findlinge wieder aufgestellt, damit die Besucher einen Eindruck vom damaligen Eingang bekommen können“, berichtet Fritsch. „Die Grabkammer wurde aus Sicherheitsgründen mit Sand verfüllt. Dadurch können die Steine auch nicht verrutschen.“

Ursprünglich hat das Grab am Küsterberg den Angaben zufolge vermutlich aus 18 bis 20 Wandsteinen und sieben Decksteinen bestanden. Es war 12 Meter lang und 1,5 Meter breit. Damit die Erde nicht weggespült wurde, gab es eine Steinumfassung.

Bestattungsplatz wurde über einen langen Zeitraum genutzt

In der Steinzeit wurden über einen langen Zeitraum immer wieder Verstorbene in der Kammer beigesetzt.

„Als rund 2000 Jahre später bronzezeitliche Menschen in das Grab eindrangen, muss es noch deutlich in der Landschaft sichtbar gewesen sein“, sagt die Archäologin. „Diese Menschen haben vielleicht im Inneren kultische Zeremonien veranstaltet, weil sie davon ausgingen, dass es ein Begräbnisplatz der Ahnen war.“

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Erstellt:
19. April 2025, 15:58 Uhr

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