Feierliche Prozession und Blumenpracht
Die katholische Kirchengemeinde in Murrhardt begeht Fronleichnam mit einem Festgottesdienst. Ein Umzug im Freien ist wetterbedingt nicht möglich, stattdessen gibt es eine kleine Version im Inneren der Kirche, wo auch das Kunstwerk aus Blütenblättern seinen Platz findet.
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Mit einem Festgottesdienst feierten Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde St. Maria gestern nachträglich Fronleichnam, wie es in der Seelsorgeeinheit Oberes Murrtal seit Jahren gang und gäbe ist. Leider musste die sonst übliche Prozession im Freien wegen des Schauerwetters ausfallen, doch fand sie in kleiner Form innerhalb des Kirchenraums statt.
Dabei trug Pfarrer Jose Antony O.Praem die Monstranz, ein kunstvoll gestaltetes liturgisches Schaugefäß, in dem sich eine geweihte Hostie befindet, die nach katholischem Glauben der Leib Christi ist. Indes verzichteten die Beteiligten auf den sonst dabei üblichen Traghimmel. Dem Pfarrer gingen blumenstreuende Kindergartenkinder mit Erzieherinnen voraus, zwei junge, in der Kirchengemeinde engagierte Männer trugen Standarten. Es folgten Ministrantinnen, Ministranten und Lektoren sowie Mädchen und Jungen, die heuer Erstkommunion feierten.
An vier Stationen für die vier Himmelsrichtungen mit Tischen am Eingang, am Blumenteppich neben dem Aufgang zur Empore und beim Taufstein sowie am Altar zum Abschluss gab es Lesungen aus verschiedenen Evangelien und Fürbittgebete.
Symbolik des Blumenteppichs
Der Blumenteppich ist seit jeher ein wichtiges Schmuckelement der Fronleichnamsfeier in der Walterichstadt. Findet die Prozession im Freien statt, gestaltet das zuständige Team um Christina Zügel einen großen und mehrere kleine Teppiche. Heuer legten sie und Silvia Dyckmans, Andrea Schönenberg und Sonja Wurst-Pleßing mit Unterstützung von Pfarrer Jose nur einen Blumenteppich in der Kirche. Er zeigte ein kreisförmiges Bild zum Motto der Erstkommunion: „Jesus lädt uns alle ein“ (an seinen Tisch). Diese Worte, umgeben von verschiedenfarbigen Blüten, bildeten wie auf einer Münze die Umschrift für das symbolreiche Zentrum. Darin hält die Hand Jesu Christi die Welt in Form einer Handvoll Erde, aus der ein Weinstock wächst, der Jesu Blut symbolisiert, dahinter leuchtet die Hostie als Sinnbild für den Leib Christi. „Das Motto der Erstkommunion ist der Ausgangspunkt für das Bild. Dazu habe ich mir überlegt, wie es kreativ mit bekannten Motiven und Symbolen umgesetzt werden kann, und als Zeichnung vorbereitet“, erläuterte Christina Zügel. Das endgültige Design des Blumenteppichs entstehe jedoch erst während des Arbeitsprozesses.
„Wir besprechen gemeinsam, wie und mit welchen Farben wir die verschiedenen Bildmotive und Details darstellen und welche Materialien wir dafür verwenden. Jedes Teammitglied bringt dabei Ideen und Talente ein. Wichtigstes Motiv dieses Blumenteppichs ist die Hand Jesu, darum überlegten wir, wie diese am besten zur Geltung kommt.“ Um die Hand und die Hautfarbe darzustellen, verwendete das Team Sägemehl, von Hackschnitzeln umrandet. Den Hintergrund der Hand bildete eine grüne Fläche aus Dekorationssand für die Welt, den Weinstock und die Hostie umgab eine blaue Fläche für den Himmel. Weitere „Zutaten“ waren verschiedenfarbige Blütenblätter von Rosen, Pfingstrosen und anderen Blumen, gespendet von Gemeindemitgliedern und Gärtnereien, frische Weinblätter für den Weinstock aus Christina Zügels Garten, Blumenerde und Rindenmulch.
Der Pfarrer erklärte den Hintergrund von Fronleichnam, „Hochfest des Leibes und Blutes Christi“, das 60 Tage nach Ostern gefeiert wird, als Jesus durch seinen Opfertod am Kreuz und seine Auferstehung die Menschheit erlöst hat. Es sei „ein fröhlicher Gründonnerstag“, da es an das letzte Abendmahl Jesu mit seinen Jüngern erinnert, als er sagte, das Brot „ist mein Leib“ und der Wein „ist mein Blut“. Dabei verehren die Katholiken die heilige Eucharistie, also die Umwandlung von Brot und Wein bei der Feier der heiligen Messe in den Leib und das Blut Christi. Dadurch, so glauben sie, „ist Jesus stets gegenwärtig und wir sind mit ihm unterwegs“, gemäß seiner Zusage: „Ich bin bei euch alle Tage“, verdeutlichte Jose Antony O.Praem.
Das Hochfest entstand im Mittelalter und wird seit dem 13. Jahrhundert gefeiert, seit etwa 750 Jahren heißt es Fronleichnam. Dieser Name ist abgeleitet von den mittelhochdeutschen Worten „vron“ für Herr und „lichnam“ für lebendiger Leib, bedeutet also „lebendiger Leib des Herrn“. Das Hochfest geht zurück auf eine Vision der heiligen Nonne Juliane von Lüttich. 1209 sah sie den Mond als Symbol für das Kirchenjahr mit einem dunklen Fleck: Dieses Bild deutete sie als Hinweis Jesu Christi, dass der Kirche noch ein Fest zur besonderen Verehrung des Altarsakraments fehlte. 1264 erklärte Papst Urban IV. Fronleichnam zum allgemeinen Kirchenfest und 1317 ordnete Papst Johannes XXII. den Donnerstag nach Pfingsten als Feiertag an.