Religiöse Feiertage

Feiern alle Christen Ostern gleich?

In diesem Jahr feiern katholische, protestantische und orthodoxe Christen Ostern zur gleichen Zeit. Warum das besonders ist und welche Unterschiede es in den Bräuchen gibt, haben wir hier zusammengetragen.

Orthodoxe Christen geben in Athen das Osterfeuer weiter. Der Brauch zählt zu den Höhepunkten ihres Osterfests und wird in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag gefeiert.

© AP/Yorgos Karahalis

Orthodoxe Christen geben in Athen das Osterfeuer weiter. Der Brauch zählt zu den Höhepunkten ihres Osterfests und wird in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag gefeiert.

Von Julian Baum

Wenn katholische und protestantische Christen Osterkerzen entzünden oder bunte Eier verstecken, ist das Osterfest für orthodoxe Christen meist noch weit entfernt. Doch nicht in diesem Jahr: Von Karfreitag, 18. April, bis Ostermontag, 21. April, zeigt sich die ganze Vielfalt der unterschiedlichen Bräuche der Konfessionen.

Verschiedene Konfessionen, unterschiedliche Kalender

Christen aller Konfessionen begehen das Osterfest an beweglichen Feiertagen. Das bedeutet, dass etwa Gründonnerstag, Karfreitag oder Ostersonntag von Jahr zu Jahr auf andere Daten fallen. Grund hierfür ist eine Festlegung: Die Auferstehung Jesu wird am ersten Sonntag nach dem Frühlingsvollmond gefeiert; dem ersten Vollmond in dieser Jahreszeit.

Orthodoxe Christen richten ihr Kirchenjahr an einem älteren Kalender aus als protestantische und katholische. Sie orientieren sich am julianischen Kalender, der auf den römischen Staatsmann und Feldherren Gaius Iulius Caesar zurückgeht. Das Jahr beginnt 13 Tage später als der gregorianische Kalender, an dem sich die anderen Konfessionen orientieren.

Nach der julianischen Zeitrechnung fällt der Frühlingsvollmond also meist später, teilweise einen ganzen Monat. So kann es vorkommen, dass orthodoxe Christen bis zu fünf Wochen später Ostern feiern als die anderen Konfessionen. Es kann aber auch vorkommen, wie in diesem Jahr, dass das Fest in dieselbe Zeit fällt.

Der gregorianische Kalender ist übrigens eine Reform des julianischen, die Papst Gregor 8. im ausgehenden 16. Jahrhundert erlassen hat. Heute ist dieser Kalender weltweit am gebräuchlichsten.

Karsamstagsmette – Höhepunkt des orthodoxen Osterfestes

Auch im Brauchtum gibt es leichte Unterschiede. Die Osternacht etwa ist ein wichtiger Teil der katholischen Liturgie, sie spielt im orthodoxen Brauchtum jedoch eine noch zentralere Rolle.

Die Mitglieder der griechisch-orthodoxen Gemeinden feiern in der Nacht von Karsamstag auf Ostersonntag einen großen Mitternachtsgottesdienst. Gläubige in Stuttgart kommen bereits um 23 Uhr mitteleuropäischer Zeit zusammen – in Griechenland ist die Zeit eine Stunde voraus. Bei diesem Gottesdienst wird das Licht der Auferstehung Christi weitergegeben und gemeinsam ziehen die orthodoxen Christen hinaus ins Freie.

Nach der langen Fastenzeit steht bei allen Christen das gemeinsame Essen im Mittelpunkt – mit kleinen Unterschieden. In der griechisch-orthodoxen Kirche etwa ist es Brauch, am frühen Ostersonntag Magiritsa zu essen, die traditionelle Ostersuppe.

Und noch ein Brauch ist anders: Orthodoxe Christen färben Ostereier traditionell in Rot. Die Farbe symbolisiert das Blut Christi, das Ei steht für Leben. Für gewöhnlich ist der Gründonnerstag der Tag, an dem die Eier eingefärbt werden. Am Karsamstag wird Osterbrot gebacken und mit den roten Eiern verziert.

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Erstellt:
19. April 2025, 10:12 Uhr

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