Experten schlagen Alarm
Fischotter kehren nach Baden-Württemberg zurück – gefräßig und gefährlich
Die auch Wassermarder genannten Fischotter kehren nach langer Zeit wieder nach Baden-Württemberg zurück. In Bayern richteten sie großen Schaden an. Der Landesfischereiverband schlägt Alarm.
Von red/dpa/lsw
Die Teich- und Fischereiwirtschaft in Bayern sieht sich durch die Ausbreitung des streng geschützten Fischotters in ihrer Existenz bedroht. Zum 15. August sind dort zwei neue Verordnungen zum Umgang mit dem Fischotter in Kraft getreten. Damit ist das Töten der streng geschützten Tiere in Ausnahmefällen erlaubt. Der Fischotter (Lutra lutra) verbreitet sich wieder in Mitteleuropa und hat inzwischen auch den Südwesten erreicht.
Laut dem Landesfischereiverband und dem Landesverband der Berufsfischerund Teichwirte sind zahlreiche Otternachweise bekannt (Stand: Juni 2024). Eine systematische Kartierung im Frühjahr entlang der Donau habe 34 Nachweise an 83 geeigneten Stellen ergeben. „Diese Ergebnisse unterstreichen die wachsende Population des Fischotters in der Region und erfordern eine detaillierte Analyse und Diskussion seiner Auswirkungen.“
Gefräßiger Fischotter kann Fischzucht schaden
Der Fischotter habe sich entlang der Donau und ihrer Zuflüsse, insbesondere im Bereich zwischen Tuttlingen und Hammereisenbach sowie Sigmaringen und Ehingen, angesiedelt. Dies erfolgte dabei vermutlich aus östlicher Richtung über die Donau aus Bayern. Auswirkungen und Konflikte im Bereich der Angelfischerei könnten nichtausgeschlossen werden. Fischotter galten in Baden-Württemberg jahrzehntelang als ausgerottet. Der Wassermarder ist durch europäische und nationale Gesetzgebung streng geschützt.
Wie aus einer Antwort auf eine Landtagsanfrage der FDP an das Umweltministerium hervorgeht, kann der Fischotter große Schäden in der Teichwirtschaft verursachen. Alleine durch das Eindringen des Otters in eine Fischzucht könnte eine Seuche eingeschleppt werden. „Jagende Otter können zu Stress bei Fischen führen, sodass Krankheitsausbrüche und erhöhte Mortalität im Bestand möglich sind“, heißt es in der Drucksache.
Hohe finanzielle Belastung für Fischereibetriebe befürchtet
Im Extremfall könne der Otter den Fischbestand in kleinen Teichen oder Rinnen in kurzer Zeit stark dezimieren. „Gerade in der Forellenzucht besteht das Risiko, dass der Fischotter durch Fraß oder das Zufügen von Verletzungen den wertvollen regional angepassten Laichfischbestand gefährdet.“ Als einzige Präventionsmaßnahme gilt die Einzäunung. Allerdings bieten nur fest installierte Elektrozäune ausreichend Schutz. Im Moment seien dem Land jedoch noch keine Schadensmeldungen durch Fischotter im Bereich der Fischerei und Teichwirtschaft bekannt.
Die zunehmenden Otternachweise und die Erfahrungen aus anderenBundesländern zeigen laut dem Landesfischereiverband, dass es zu Konflikten in der Teichwirtschaft kommt. „Fraßschäden und der Bau von Schutzzäunen und deren Unterhalt können eine hohe finanzielle Belastung für Fischereibetriebe darstellen. Eine ausreichende staatliche Förderung ist daher dringend erforderlich“, heißt es in einem gemeinsamen Positionspapier mit den Berufsfischern und Teichwirten. Die Hauptnahrung des Fischotters seien Fische, aber auch Krebse, Amphibien, Vögel, Reptilien und Insekten. Im Allgemeinen wird die Nahrung gefangen, die sich am leichtesten erbeuten lässt.
Der Geschäftsführer des Landesfischereiverbandes Reinhart Sosat sagte der dpa: „Man muss jetzt Gespräche führen, bevor Schaden angerichtet wurde und die Hilfen festlegen. Wir haben in Baden-Württemberg 70 Prozent der Forellenproduktion in Deutschland. Wenn man diese Anlagen nicht schützen kann, haben wir ein Problem.“