Fornsbach schon 1338 urkundlich erwähnt
Die Arbeit am „Heimatbuch Fornsbach“ fördert zutage, dass die Existenz des Dorfs bereits früher dokumentiert ist, als ursprünglich angenommen. Der Band gibt Einblicke in bedeutende Ereignisse und das Leben der Einwohnerinnen und Einwohner vom Mittelalter bis zur Gegenwart.

Auf über 250 Seiten sind Geschichte und Geschichten über Fornsbach zusammengetragen. Foto: E. Klaper
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt/Fornsbach. „Gut Ding will Weile haben“, doch die Jahre des Wartens haben sich gelohnt: Endlich ist das lang ersehnte Heimatbuch Fornsbach fertig und ein echtes Schmuckstück geworden. Bei den historischen Forschungs- und Recherchearbeiten „ist viel Material zusammengekommen“: Auch deshalb habe es nun acht Jahre gedauert, bis das Werk vollendet war, erklärte Bürgermeister Armin Mößner bei der Vorstellung des Heimatbuchs im Rahmen des Festakts „175 Jahre Musik in Fornsbach“. Das Heimatbuch wartet mit einigen neuen Erkenntnissen auf: So stellte sich heraus, dass Fornsbach bereits 1338 erstmals urkundlich erwähnt wurde, nicht 1364, wie bisher angenommen. Das Buch ist eine echte Fundgrube für alle, die sich dafür interessieren, wie die Einwohnerinnen und Einwohner in früheren Epochen lebten, und was sich einst so alles in der Gemeinde zutrug, die 1843 selbstständig wurde und zuvor zu Sulzbach an der Murr gehörte. Zahlreiche namhafte Experten verschiedener Fachgebiete sowie etliche versierte Kenner des Orts und seiner Geschichte(n) haben Beiträge zum Gemeinschaftswerk verfasst.
Zum Autorenteam gehören Gerhard Fritz, Rolf und Christian Schweizer, Andreas Kozlik, Bürgermeister Armin Mößner, Pfarrer Steffen Kaltenbach, Achim Weiß, Wolfgang Samtner, Alexander Pusch, Brigitte Hofmann, Susan Schuchert, Elisabeth Klaper sowie zahlreiche Vereinsvertreter. Zudem sind die Urkarte und das Primärkataster für Fornsbach von 1831 sowie die Vorstellung der Gemeinde in der Beschreibung des Oberamts Backnang von 1871 integriert. „Ursprünglich sollte eine Festschrift herausgegeben werden zum Ortsjubiläum 2014, bei dem Fornsbach die damals bekannte erste urkundliche Erwähnung anno 1364 mit einem großen Dorffest feierte,“ erzählte Mößner. Daraus entwickelte sich im Lauf der Jahre intensiver Spurensuche und Erarbeitung, die immer wieder neues Interesse und viele positive Rückmeldungen aus der Bevölkerung hervorrief, dieses außergewöhnlich facettenreiche heimatgeschichtliche Buch.
Es beginnt in der Urzeit, informiert über Geologie und Saurierfunde und nimmt die Leserinnen und Leser mit auf eine faszinierende Zeitreise durch die Jahrhunderte. Ausführlich beleuchtet werden die dunklen Jahre der nationalsozialistischen Diktatur und des Zweiten Weltkriegs, die Aufbruchszeit des Wiederaufbaus und des Wachstums. Gut lesbar und kurzweilig vermittelt das Werk eine Fülle von spannenden Informationen und aufschlussreichen Details zu Ereignissen, Entwicklungen und bedeutenden Personen, die viele schwarz-weiße und farbige Abbildungen illustrieren.
Mit viel Freude und Engagement bereitete das Autoren- und Redaktionsteam die Ergebnisse der Recherchen auf. So macht es deutlich, was die Fornsbacher alles erlebten und erlitten und in welch schwierigen Verhältnissen sie lebten. Aber auch wie sie sich von harten Schicksalsschlägen nicht unterkriegen ließen, sondern immer wieder neu anfingen. Jahrhundertelang stand der Ort bürgerlich und kirchlich unter fremder Herrschaft und fremdem Einfluss, zumal sich die Grafen von Löwenstein, das Kloster Murrhardt und später Württemberg um dessen Besitz stritten.
Kirchlich gehörte Fornsbach zu Murrhardt bis 1900, als der württembergische König Wilhelm II., damals auch Oberhaupt der Evangelischen Landeskirche, die Einrichtung der eigenständigen Pfarrei Fornsbach, sprich Kirchengemeinde mit eigenem Pfarrer, genehmigte. Allerdings war die Forschungsarbeit schwierig, da nur sehr wenige schriftliche Quellen im Ort erhalten blieben wegen zwei Katastrophen. So vernichtete ein verheerender Brand den Großteil der Gemeinde, dessen genaues Datum 1847 oder 1848 jedoch wegen widersprüchlicher Aussagen in der Fachliteratur nicht festzustellen war. Noch einschneidender aber war der Jagdbomberangriff am 18. April 1945 kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa, wobei das Gemeindearchiv im Rathaus ebenso verbrannte wie die meisten Gebäude im Ortszentrum. Das Heimatbuch erzählt und veranschaulicht in zahlreichen Kapiteln, wie sich der Ort seitdem entwickelte. Es informiert über die Gemeindeeinrichtungen, das gesellschaftliche Leben und die Vereine. Somit vermittelt es ein lebendiges, buntes Bild von Fornsbach, das seit der Eingemeindung im Zuge der Gemeindereform Anfang der 1970er-Jahre ein Stadtbezirk der Walterichstadt ist. Armin Mößner dankte allen, die daran mitgearbeitet, Material und Bilder zur Verfügung gestellt haben.
Hans Karl Friedrich Schmidt, Inhaber des seit 194 Jahren bestehenden Verlags Ph. C. W. Schmidt, überreichte es dem Bürgermeister, der selbst elf Beiträge schrieb, teils zusammen mit anderen Autoren oder Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Das Verlagsteam habe ebenso wie die Interessenten viel Geduld und zehn Korrekturabzüge investieren müssen, da die Erstellung sehr gründlich erfolgte, doch nun sei „etwas Bleibendes“ entstanden, waren sich Schmidt und Mößner einig.
Das Werk Heimatbuch Fornsbach. Herausgegeben von der Stadt Murrhardt. 257 Seiten, 192 schwarz-weiße und farbige Abbildungen. Verlag Ph. C. W. Schmidt, Neustadt an der Aisch 2022, ISBN: 978-3-87707-247-9, 20 Euro. Es ist in den Buchhandlungen Bücher ABC und Franke sowie über Ostern im Carl-Schweizer-Museum erhältlich.