Versunkene Inseln

Forscher entdecken das Atlantis der Kanaren

Forscher haben nördlich der Kanarischen Inseln das Atlantis der Kanaren aufgespürt. Allerdings handelt es sich nicht um die sagenumwobene versunkene Stadt der Antike, sondern um untergegangene Inseln, die auf einem Tiefseegebirge ruhen.

Die Kanarischen Inseln sind eine Inselgruppe im östlichen Zentralatlantik, etwa 100 bis 500 Kilometer westlich der Küste von Marokko gelegen.

© visibleearth.nasa.gov

Die Kanarischen Inseln sind eine Inselgruppe im östlichen Zentralatlantik, etwa 100 bis 500 Kilometer westlich der Küste von Marokko gelegen.

Von Markus Brauer

Die Kanarischen Inseln sind bei Touristen beliebte Urlaubsziele, aber geologisch gesehen alles andere als idyllisch. La Palma, Gran Canaria, Lanzarote, Teneriffa, Fuerteventura, El Hierro und Gomera sind vulkanischen Ursprungs. Und das sieht man bei jedem Schritt und Tritt.

Vulkanausbrüche, unterseeische Erdrutsche und Tsunamis haben ihre Entstehungsgeschichte geprägt. Auf den Inseln und um sie herum auf dem Meeresgrund liegen teilweise noch aktive Unterseevulkane. Gespeist werden sie von einem Hotspot, der Magma aus dem tiefen Erdmantel bis in die Erdkruste bringt.

Untergegangenes Archipel: Atlantis der Kanaren

Spanische Geologen haben jetzt nördlich der Kanarischen Inseln einen verlorenen Teil des Archipels entdeckt – das Atlantis der Kanaren. Die versunkenen Inseln wurden von Luis Somoza und Javier González vom Instituto Geológico y Minero de España (Institut für Geologie und Bergbau/IGME-CSIC) mithilfe eines ferngesteuerten Tauchboots aufgespürt.

Descubierto un monte submarino en Canarias compuesto por tres volcanes. El grupo coordinado por el @IGME1849 que ha encontrado ‘Los Atlantes’, nombre asignado al monte, ya halló las formaciones que se consideran ancestros del archipiélago canario. https://t.co/EDw2p5oMYnpic.twitter.com/qfSClYs74K — CSIC (@CSIC) July 31, 2024

Ein Berg in der Tiefsee

Eigentlich suchten die beiden Forscher mit ihrem Team den bis zu 2500 Meter tiefen Meeresgrund nach hydrothermalen Quellen und aktiven Magmakammern ab. Stattdessen stießen auf einen großen, bisher unentdeckten Unterseeberg – einen sogenannten Seamount – mit drei Vulkankegeln. Die Forscher haben ihn „Los Atlantes“ getauft.

Zur Info: Tiefseeberge oder Seeberge sind vollständig im Meer liegende Erhebungen mit relativ kleiner Grundfläche (maximal einige Tausend Quadratkilometer) und steilen Hängen.

Die Basis des kanarischen Seamount liegt in rund 2300 Meter Tiefe und hat einen Durchmesser von rund 50 Kilometern. Der flache Gipfel mit seinen Vulkanen befindet sich allerdings nur rund 200 Meter unter der Meeresoberfläche. Auf ihm sind noch alte Strände, Klippen und Sanddünen erkennbar, wie die Forscher berichten.

Bis vor 12 000 Jahren ragte „Los Atlantes“ noch aus dem Meer

In geologischen Zeiträumen betrachtet ist das Tiefseegebirge noch sehr jung. Bis zum Ende der letzten Eiszeit vor rund 12 000 Jahren ragte er noch über das Wasser hinaus und bildete Insel, vermuten die Wissenschaftler, eine oder mehrere Inseln bildete. „Los Atlantes“ könnte von Pflanzen und Tieren besiedelt gewesen sein.

Als die Meeresspiegel weltweit anstiegen, versank die Landfläche im Meer. „Sie waren einst Inseln und versanken dann, wie in der Legende von Atlantis. Sie sinken heute noch immer“, erläutert Luis Somoza. In Anlehnung an diese Legende nannten sie die untergegangenen Eilande „Los Atlantes“.

Atlantis: Sagenumwobene Stadt im Meer

Das mythische Inselreich soll dem antiken griechischen Philosophen Platon (428/427-348/347 v. Chr.) zufolge um 9600 v. Chr. infolge einer Naturkatastrophe untergegangen sein. Platon beschreibt die Insel Atlantis in seinen um 360 v. Chr. verfassten Dialogen „Timaios“ und „Kritias“.

Atlantis war laut Platon eine Seemacht, die ausgehend von ihrer „jenseits der Säulen des Herakles“ gelegenen Hauptinsel große Teile Europas und Afrikas unterworfen hat. Nach einem gescheiterten Angriff auf Athen sei Atlantis schließlich infolge einer Naturkatastrophe innerhalb „eines einzigen Tages und einer unglückseligen Nacht“ untergegangen.

Die Hauptinsel lag außerhalb der „Säulen des Herakles“ im „Atlantìs thálassa“, wie schon der antike griechische Geschichtsschreiber und Geograf Herodot (490/480 v. Chr. – um 430/420 v. Chr.) den Atlantik nennt. Als Säulen des Herakles bezeichnete man im Altertum zwei Felsenberge, welche die Straße von Gibraltar umrahmen: den Felsen von Gibraltar im Süden der Iberischen Halbinsel und den Berg Dschebel Musa (auch Jbel Musa geschrieben) in Marokko, westlich der spanischen Exklave Ceuta.

Gehoben, untergegangen, aufgetaucht und wieder versunken

Der „Los Atlantes“ Seamount entstand vor rund 56 bis 34 Millionen Jahren, als sich die Kanarischen Inseln, gespeist durch unterseeische Vulkane, aus dem Meer erhoben. „Los Atlantes“ versank anders als die übrigen Insel wieder in den Fluten, Erst mit der Eiszeit tauchten die Inseln wieder auf, um danach wieder zu versinken.

Die Geologen haben Proben des Seamounts und seiner Vulkane entnommen, die sie nun im Labor genauer untersuchen wollen. Dies soll auch klären, wann genau Los Atlantes entstand und wann die Inseln im Meer versanken. Im nächsten Jahr ist dann eine weitere Expedition zu den versunkenen Inseln geplant.

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Erstellt:
14. August 2024, 13:41 Uhr
Aktualisiert:
14. August 2024, 17:02 Uhr

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