1600 Jahre alter Fund in Gerstetten

Frühalamannisches Kammergrab geborgen

Als das Römische Reich 260 n. Chr. den Limes als Grenze aufgegeben hatte, ließen ich germanischen Gruppen – Alamannen genannt – in dem ungeschützten Gebiet des heutigen Baden-Württembergs nieder. Immer wieder stoßen Archäologen auf Relikte ihrer Kultur – wie jetzt in Gerstetten.

Ein Kamm aus einem frühalamannischen Grab, das bei einem Wohnungsbau in gerstetten von Archäologen entdeckt wurde.

© Yvonne Mühleis/ Landesamt für Denkmalpflege Stuttgart/dpa

Ein Kamm aus einem frühalamannischen Grab, das bei einem Wohnungsbau in gerstetten von Archäologen entdeckt wurde.

Von Markus Brauer

In Gerstetten auf der Ostalb (baden-württembergischer Landkreis Heidenheim) haben Archäologen ein frühalamannisches Kammergrab geborgen. Im Auftrag des Landesamts für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart führte die archäologische Fachfirma ArchaeoBW eine Rettungsgrabung im Dorfkern durch, der seit der Spätantike besiedelt ist.

Durch eine Innenentwicklungsmaßnahme der Gemeinde und eines kommunalen Wohnungsbauunternehmens sollen dort mehrere Wohngebäude entstehen.

 

 

Toter wurde in aufwändiger Holzkammer bestattet

Mitten im Siedlungsareal fanden die Archäologen die Bestattung eines etwa 60-jährigen Mannes, der in der ersten Hälfte des vierten Jahrhunderts an dieser Stelle begraben wurde. Das Grab war als Holzkammer gestaltet, wies eine aufwändige Konstruktion auf und war durch die solitäre Lage besonders herausgestellt.

Von den Grabbeigaben waren Keramik- und Glasgefäße sowie ein kleiner Kamm erhalten geblieben. Ein hochwertiger Glasbecher findet einen Vergleich im nahe gelegenen spätrömischen Kastell von Guntia (Günzbug). Die anderen Beigaben weisen deutliche Parallelen zu Funden aus dem Mittelelbe-Saale-Gebiet auf.

 

 

Gräber aus alamanninscher Frühzeit sind rar gesät

Frühalamannische Gräber gibt es nur sehr wenige in Baden-Württemberg. Meist handelt es sich um kleine Grabgruppen von fünf bis zwölf Gräbern. Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass in der im Süden benachbarten Fläche noch weitere Gräber zu Tage kommen. Dieses Areal ist noch nicht untersucht.

Die Funde sind in die Restaurierungswerkstatt des LAD nach Esslingen gebracht. Die beiden Keramikgefäße konnten bereits restauriert werden. Die weiteren Funde der Grabung sowie die menschlichen Knochen sind noch zur Dokumentation bei der Grabungsfirma.

Eine Rippe des Mannes wurde bereits für eine Radiokarbondatierung beprobt und direkt von der Grabung aus ins Labor nach Mannheim geschickt. Das Ergebnis bestätigt die typologische Datierung der Beigaben: Der Mann muss zwischen den Jahren 263 und 342 n. Chr. verstorben sein.

Die Alamannen - auch Alemannen genannt - zählten zu den Germanen. Sie siedelten etwa vom 3. bis 8. Jahrhundert im heutigen Südwesten Deutschlands sowie im angrenzenden Frankreich, in der Schweiz, in Liechtenstein und im österreichischen Vorarlberg.

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Erstellt:
27. August 2024, 17:22 Uhr

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