Füllkrug oder Havertz? Natürlich Undav
Fußball-Europameisterschaft Bei Auenwalds C-Jugendkickern ist der VfB-Stürmer in der deutschen Startelf fürs Auftaktspiel gegen Schottland gesetzt. Die Jungs empfehlen Bundestrainer Julian Nagelsmann zudem, Marc-André ter Stegen statt Manuel Neuer ins Tor zu stellen.
Von Uwe Flegel
Ist nun Niclas Füllkrug oder doch eher Kai Havertz der Richtige als Mittelstürmer der deutschen Vorzeigefußballer fürs heutige EM-Eröffnungsspiel gegen Schottland? Für viele große deutsche Medien ist das die große Frage. Im kleinen Lippoldsweiler ist es dagegen keine große Diskussion. „Deniz Undav“, lautet die Antwort der C-Jugendfußballer der SGM Auenwald. Wenn sie die Wahl haben zwischen einem Angreifer von Borussia Dortmund und Arsenal London, dann entscheiden sich die 14- und 15-Jährigen aus dem Täle für den des VfB Stuttgart.
Ob Bundestrainer Julian Nagelsmann auf den Nachwuchs der Spielgemeinschaft des TSV Oberbrüden und des TSV Lippoldsweiler hört? Für SGM-Coach Jörg Pfannenschmidt ist der von schwäbischem Lokalkolorit geprägte Wunsch seiner Jungs jedenfalls Befehl. Also schreibt er Undavs Namen auf die Tafel. So wie das Bayern-Mitglied zuvor schon Marc-André ter Stegen statt Manuel Neuer fürs Tor notiert hat. „Neuer hat zuletzt vermehrt Fehler gemacht“, begründet Mittelfeldmann Robin Reble die Wahl. Wobei das anschließende Gemurmel zeigt: Nicht jeder Mitspieler teilt die Meinung. Im Kampf um die Nummer eins hat der Keeper aus Barcelona bei vielen, aber nicht bei allen die Nase vor dem Münchner.
Nur einer der Nachwuchskicker hat Eintrittskarten fürs Stuttgarter Stadion
Einig sind sich die Jungs dagegen, dass die Fieberkurve in Sachen Begeisterung bei den Fans mit Beginn der Europameisterschaft noch auf gewohnte Höhen steigt. Am Auto der Eltern von SGM-C-Jugend-Torjäger Lenny Kofer flattern die Deutschland-Fähnchen jedenfalls schon. Selbst zu einem Spiel ins Stadion zu gehen, ist beim Tabellensechsten der Leistungsstaffel Rems-Murr allerdings die große Ausnahme. Das macht nur Sandro Sposato, der Karten für die Vorrundenpartie der Gruppe C in Stuttgart zwischen Dänemark gegen Slowenien hat.
Statt Public-Viewing ist diesmal Kleingruppen-Viewing geplant
Der große Rest seines Teams sitzt vor einem möglichst großen Bildschirm oder gar einer Leinwand. Denn alleine schauen geht gar nicht. Wobei großes Public-Viewing bei den jungen Auenwaldern eher kein Thema ist. Das Angebot lasse zu wünschen übrig. „Deshalb sind bei uns private Gruppen angesagt“, erklärt Trainer Pfannenschmidt. Vielleicht löst das bei Verteidiger Wendelin Rückert ja wenigstens noch eine kleine EM-Euphorie aus. Bisher, so der 15-Jährige: „Werde ich wohl nur wenig schauen.“ Fußball zu spielen, macht ihm Spaß. Anderen dabei zuzusehen, ist nicht so sein Ding. Bei der Weltmeisterschaft in Katar vor knapp eineinhalb Jahren sei er nur bei zwei Begegnungen vor dem Fernseher gesessen, erzählt der Verteidiger. Wie viele es am Ende der nächsten vier Wochen bei ihm geworden sind, hängt vermutlich davon ab, ob die DFB-Elf bei der Heim-EM erfolgreicher ist als bei der umstrittenen WM im Golfstaat.
Das Team von Julian Nagelsmann steht in Auenwald hoch im Kurs
Bei den Jugendlichen aus Ober-, Mittel- und Unterbrüden, aus Lippoldsweiler und Hohnweiler, aus Steinbach und Weissach ist die Zuversicht groß, dass das gelingt. Für die 18 Jungs steht fest, dass Nagelsmann und sein Team zumindest das Halbfinale erreichen. Überhaupt befinden sich die Hoffnungen auf dem Sportgelände oberhalb von Hohnweiler geradezu auf einem Höhenflug. Deutschland wird Europameister, ist hier die fast einhellige Meinung. Geschuldet ist der Optimismus vor allem dem Heimvorteil. Zumindest bei Stürmer Lenny Kofer. Robin Reble wiederum machen die Siege in den Testspielen im Frühjahr gegen Frankreich (2:0) und die Niederlande (2:1) Mut. Dass es zuletzt gegen die Ukraine (0:0) und Griechenland (2:1) nur wenig glanzvoll war, ist eher zweitrangig.
Viel wichtiger erscheint, dass Nagelsmann den VfB-Faktor ausreichend berücksichtigt. Denn in der Gunst der Täles-Jugend liegt nicht nur Deniz Undav ganz vorne, sondern auch Verteidiger Maximilian Mittelstädt ist hinten links gesetzt. Ein dritter Stuttgarter muss dagegen bangen. Vizemeister Waldemar Anton oder Leverkusens Meister Jonathan Tah? Das ist in Auenwald die große Frage. Wer Antonio Rüdigers Nebenmann in der Innenverteidigung werden soll, ist eine 50-50-Entscheidung. In dem Fall entscheidet der Chef. Der heißt Jörg Pfannenschmidt und schreibt: „Anton“.
Toni Kroos und Robert Andrich sollen für die richtige Balance in der DFB-Elf sorgen
Ansonsten bleibt’s diesmal bei der Rolle des erfahrenen Trainers als Erfüllungsgehilfe. „Der Rest war für uns klar“, sagt Kapitän Niklas Huber dazu, dass er und seine Auenwalder Jungs auf ein 4:2:3:1-System setzen. Eines, in dem die Viererkette vor Marc-André ter Stegen von Joshua Kimmich, Waldemar Anton, Antonio Rüdiger und Maximilian Mittelstädt gebildet wird. Im zentralen Mittelfeld sorgen Toni Kroos sowie Robert Andrich für Stabilität und hinter Mittelstürmer Deniz Undav sind Leroy Sané, Jamal Musiala und Florian Wirtz für Kreativität und gleichzeitige Torgefahr verantwortlich. „Das ist die beste Elf, die wir haben“, erklärt Niklas Huber. Nun liegt’s an Julian Nagelsmann, ob er heute beim Auftaktspiel die Steilvorlage der Nachwuchsexperten nutzt.
In unserer kleinen Serie lassen wir Jugendfußballer von Vereine der Region in den kommenden Wochen auf die Fußball-EM und vor allem auf die DFB-Elf blicken. Ein Reel davon findet sich auf unserer Instagramseite @backnanger_kreiszeitung.