Für Großaspach wird die Luft immer dünner

Der abstiegsbedrohte Fußball-Regionalligist aus dem Fautenhau verliert das Heimspiel gegen Tabellenführer SV Elversberg zu Recht mit 0:2. Dabei verschläft die SG Sonnenhof die ersten 20 Minuten komplett und nutzt dann in der zweiten Halbzeit ihre wenigen Chancen nicht.

Nicht aufzuhalten: Israel Suero Fernandez (Mitte). Das frühe 0:1 war für Nico Jüllich und die SG Sonnenhof der Anfang vom Ende. Foto: A. Becher

© Alexander Becher

Nicht aufzuhalten: Israel Suero Fernandez (Mitte). Das frühe 0:1 war für Nico Jüllich und die SG Sonnenhof der Anfang vom Ende. Foto: A. Becher

Von Uwe Flegel

Sportchef Benedikt Röcker eilte nach dem 0:2 wortlos in die Kabine. Trainer Hans-Jürgen Boysen ärgerte sich. „Zwei grausam geschenkte Tore“, urteilte er und hatte damit Recht. Auch wenn der Regionalliga-Viertletzte SG Sonnenhof Großaspach gegen Spitzenreiter SV Elversberg von vornherein nur Außenseiter war, hätte es garantiert nicht sein müssen, dass die Fußballer aus dem Fautenhau den Saarländern mit ganz schwachen ersten 20 Minuten als Steigbügelhalter für einen verdienten Erfolg dienen. Dass sich das Kellerkind danach zwar berappelte und in der zweiten Halbzeit sogar gut mithielt, hilft den Schwaben wenig. Im Abstiegskampf ist die Luft drei Spiele vor Schluss ganz, ganz dünn geworden.

Das weiß auch Großaspachs erfahrener Coach, der nach der Partie erst einmal ein Lob an den Gegner verteilte: „Elversberg hat gespielt wie ein Tabellenführer, war aggressiv in den Zweikämpfen, kombinationssicher und war schnell und beweglich.“ Stimmt. Die Frage allerdings ist, warum bei den Hausherren von diesen vier Eigenschaften in der Anfangsphase nichts zu sehen war? „Ich verstehe es nicht, über diese Dinge haben wir die ganze Woche gesprochen“, erzählte Boysen und schimpfte: „Dann verhalten wir uns so dämlich.“ Damit sprach der SG-Trainer die beiden Gegentreffer an, mit denen Elversberg bereits früh die Weichen auf Sieg stellte. Den Anfang hatte Israel Suero Fernandezt gemacht. Nach einem Einwurf hatte er die Unentschlossenheit mehrerer Aspacher genutzt, war zwischen drei SG-Akteuren durch gesprintet und hatte den Ball aus 14 Metern flach zum 1:0 ins Eck gejagt. Der Treffer saß. Die Gastgeber waren nun erst recht verunsichert und kassierten in der 20. Minute nach einem Konter das 0:2 (Kevin Koffi).

Hans-Jürgen Boysen ärgert sich über Großaspachs „pomadige“ Anfangsphase

Boysen, der ansonsten eher die nüchterne und sachliche Analyse bevorzugt, wurde nach der Partie deutlich. „Es ist eine Kata-strophe, wie wir uns manchmal vom Gegner auseinander ziehen lassen.“ Es fielen Worte wie „phlegmatisch“ und „pomadig“ bei der Beschreibung dessen, was seine Elf bis zur Mitte der ersten Halbzeit dem Gegner entgegen setzte. Ein hartes Urteil, das sowohl für die Defen- wie für die Offensivleistung galt. Entsprechend laut und umtriebig mühte sich der 64-jährige Coach an der Seitenlinie, seine Mannschaft auf Trab zu bringen. Vielleicht spielen im Abstiegskampf dem einen oder anderen Fußballer die Nerven einen Streich? „Das hat nicht mit Nerven zu tun, sondern mit dem erkennen einer Situation“, war der Coach wenig gnädig.

Allerdings anerkannte er auch, dass sich sein Team nach dem schnellen Rückstand nach und nach ins Spiel rein arbeitete. Zwei Schussversuche von Joel Gerezgiher und David Tomic bedeuteten vor der Pause wenigstens noch ein klein wenig Torgefahr.

Nach dem Seitenwechsel wurde es noch besser. Auch weil der zur Halbzeit neu ins Spiel gekommene Angreifer Dominik Salz mit seiner Laufstärke und Einsatzbereitschaft für frischen Wind sorgte. Das Kellerkind setzte sich nun sogar immer mal wieder in der gegnerischen Hälfte fest. Zunächst aber ohne groß zu Torchancen zu kommen. Einzig Sascha Mölders hatte nach 67 Minuten eine Möglichkeit, als die Gästedefensive einen Moment unachtsam war. Der Routinier jagte die Kugel volley aber übers Gehäuse. Gut war bei den Hausherren, dass es ihnen gelang, den Gästen kaum Kontermöglichkeiten zu genehmigen. „Die Mannschaft hat viel investiert, aber es hat nicht gereicht“, war Boysen das Bemühen seiner Elf jedenfalls nicht entgangen.

Wobei das Aspacher Kapitel Sturm und Drang durchaus überschaubar war. Erst ein 17-Meter-Freistoß von Sascha Mölders, der in der Mauer landete, läutete rund eine Viertelstunde vor dem Ende gefährlichste SG-Phase ein. Die Schlussoffensive hätte in der 84. Minute eigentlich den Anschlusstreffer bringen müssen. Der frei stehende Mölders scheiterte aber aus zehn Metern am Elversberger Torwart Nicolas Kristof. „Wir hatten ja nicht viele Chancen, aber so was musst du einfach nutzen“, sagte Boysen zur besten Großaspacher Möglichkeit und fügte hinzu: „Vielleicht wäre dann noch mal was für uns gegangen.“

Tat es aber nicht. Deshalb hat die Elf aus dem Fautenhau nun nur noch in den drei Spielen gegen die Titelaspiranten Offenbach und Ulm sowie beim Kellerkind Koblenz Gelegenheit, so viele Punkte zusammen zu bekommen, dass es wenigstens zum fünftletzten Rang reicht. Wobei das in gut einer Woche bei Boysens Ex-Klub Kickers Offenbach ohne den erfahrenen Sascha Mölders sowie ohne Kapitän Joel Gerezgiher gelingen muss. Der Angreifer und der Mittelfeldspieler sahen jeweils ihre fünfte Gelbe Karte und sind am 1. Mai in der wichtigen Begegnung am Bieberer Berg gesperrt.

0:2 (0:2) SG Sonnenhof Großaspach: Reule – Frölich, Gehring (72. Müller), Yarbrough (46. Brändle), Gipson – Schiek, Jüllich (72. Owusu), Gerezgiher (72. Messina), Tomic – Hummel (46. Salz), Mölders. SV Elversberg: Kristof – Fellhauer, Conrad, Kober, Neubauer – Laprevotte, Sickinger – Schnellbacher, Suero Fernandez (55. Sahin), Feil (83. Weiß) – Koffi (55. Mustafa/76. Tekerci). Tore: 0:1 (6.) Suero Fernandez, 0:2 (20.) Koffi. – Gelbe Karten: Gehring, Gerezgiher, Mölders, Jüllich / Conrad, Schnellbacher. – Schiedsrichter: Herbert (Elters). – Zuschauer: 450.

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Erstellt:
22. April 2022, 23:32 Uhr

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