Özdemir bei Maischberger
„Für Söder ist man nur ein guter Bürger, wenn man Würstchen isst“
Am Mittwoch war Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) bei Maischberger zu Gast. Unter anderem sprach er über seinen Gastbeitrag in der FAZ, „kleine Paschas“, Söders Obsession und verurteilte Thunbergs Aktivitäten.
Von Isabelle Vees
Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) war am Mittwoch zu Gast bei „Maischberger“. Moderatorin Sandra Maischberger sprach mit ihm über die aktuelle Migrationspolitik und den Zustand seiner Partei. Auch wenn der Minister aus Baden-Württemberg einigen Fragen mit „Das muss jeder selbst wissen“ auswich, gab er in anderen Punkten klare Antworten.
Viel Kritik nach FAZ-Gastbeitrag
Maischberger begann das Gespräch mit den Schlagzeilen rund um Özdemirs Gastbeitrag in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung ( FAZ) Ende September, in dem er über die Erfahrungen seiner Tochter berichtete. Einerseits schilderte er darin den Rassismus, den seine Tochter erlebt, andererseits sprach er auch von Männern mit Migrationshintergrund, die seine Tochter und deren Freundinnen „unangenehm begaffen oder sexualisieren“.
Der Beitrag löste hitzige Debatten aus und brachte ihm sowohl heftige Kritik als auch Zuspruch ein. Özdemir bedauerte, dass nur ein Absatz seines Beitrags so intensiv diskutiert wurde, obwohl der Text insgesamt der Versuch gewesen sei, die demokratische Mitte zusammenzuführen. Er forderte: „Wir müssen aufhören, dass die einen sich über die anderen empören und umgekehrt.“
Kritik am „instrumentalisieren“ seiner Tochter
Maischberger fragte nach, warum er die Migrationsproblematik am Beispiel seiner Tochter thematisiert habe. Auch aus den eigenen Reihen, von einer Bundestagsabgeordneten, gab es Kritik: „Es ist unfassbar, die eigene Tochter so zu instrumentalisieren.“ Özdemir wies diesen Vorwurf zurück und erklärte, er habe den Text genau mit seiner Tochter abgestimmt: „Man wirft den Politikern vor, dass sie hochgestackst reden, jetzt redet einer, sodass es normale Menschen verstehen, dann ist es nicht richtig“, rechtfertigt er sich.
„Ich halte nichts von der Sprachpolizei“
Maischberger griff anschließend ein Beispiel von Friedrich Merz auf, der bei „Lanz“ Schüler aus Familien mit Migrationshintergrund als „kleine Paschas“ bezeichnet hatte – eine Aussage, die im Januar 2023 hohe Wellen schlug. Özdemir entgegnete: „Haben Sie von mir gehört, dass ich Friedrich Merz in die Rassismus-Ecke gestellt habe?“
Er halte nichts davon, gegenseitig als „Sprachpolizei“ aufzutreten. Letztlich müsse jeder selbst prüfen, ob er seine Wortwahl intellektuell redlich finde. Auf die Nachfrage von Maischberger, ob die Bezeichnung „kleine Paschas“ angemessen sei, antwortete Özdemir: „Wenn er es so empfunden hat, dann ist das so. Natürlich gibt es kleine Paschas, aber es gibt auch das Gegenteil – Jugendliche, die sehr deutsch sind.“
Trotz solcher Aussagen sieht Özdemir keinen Grund, sich von Merz und seinen Ansichten zu distanzieren. Auf Maischbergers Satzanfang „Mit Friedrich Merz würde ich gerne...“ antwortete der Grünen-Politiker: „Mal wieder essen gehen. Oder etwas trinken.“
„Söder soll sich weniger einmischen“
Mit dem CSU-Politiker Markus Söder hingegen würde Özdemir ungern zusammen am Tisch sitzen. „Für Markus Söder ist man nur ein guter Bürger, wenn man Nürnberger Würstchen isst und Weizenbier trinkt“, sagte der Schwabe und erntete dafür Gelächter im Publikum.
Özdemir meinte, Söder solle sich weniger in die Lebensgewohnheiten der Menschen einmischen. „Mit Markus Söder würde ich mich eher als Sozialpädagoge treffen, und versuchen herauszufinden, woher diese Obsession mit den Grünen kommt“, fügte er hinzu.
Über Thunberg: „Ich finde das furchtbar und schlimm“
Auch zu Greta Thunberg und ihren pro-palästinensischen Aktivitäten äußerte Özdemir eine klare Meinung, zuletzt in Berlin am Jahrestag des Hamas-Angriffs auf Israel. „Ich finde das furchtbar und schlimm“, sagte der gebürtige Bad Uracher deutlich.
„Wir sollten alle – mich eingeschlossen – darüber nachdenken, was wir früher über die junge Frau gedacht und gesagt haben, und das einer Neubewertung unterziehen.“