Gemeinsam das Welterbe vermitteln

Bei der Sitzung der Arbeitsgemeinschaft römischer Museen am Limes schlägt Naturparkgeschäftsführer Karl-Dieter Diemer eine bundesweite Kooperation der Naturparks vor, durch die das Bodendenkmal verläuft. Zu dem Treffen in Murrhardt kamen rund 30 Experten.

Der Limes verläuft auch durch Murrhardt und insofern stößt man immer wieder und immer noch auf historische Spuren der Römer. So geschehen 2010, als nach dem Spatenstich für das Murrhardter Ärztehaus ein römisches Bad entdeckt und freigelegt wurde. Die Aufnahme zeigt das Areal, als vor Ort Besichtigungen und Führungen möglich waren. Später wurden zentrale Teile des Bads in den Bau des Ärztehauses integriert. Archivfoto: Jörg Fiedler

© Jörg Fiedler

Der Limes verläuft auch durch Murrhardt und insofern stößt man immer wieder und immer noch auf historische Spuren der Römer. So geschehen 2010, als nach dem Spatenstich für das Murrhardter Ärztehaus ein römisches Bad entdeckt und freigelegt wurde. Die Aufnahme zeigt das Areal, als vor Ort Besichtigungen und Führungen möglich waren. Später wurden zentrale Teile des Bads in den Bau des Ärztehauses integriert. Archivfoto: Jörg Fiedler

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Das in Arbeit befindliche Framework an Interpretationen, ein einheitliches strategisches Vermittlungskonzept und die Idee einer bundesweiten Kooperation von Naturparks waren zentrale Themen der inspirierenden Tagung der Arbeitsgemeinschaft (AG) römischer Museen am Limes in Deutschland. Auf Initiative von Museumsleiter Christian Schweizer und organisatorisch unterstützt von der Murrhardter Stadtverwaltung kamen erstmals rund 30 Vertreter von über 60 Museen in unterschiedlicher Trägerschaft sowie 44 Institutionen und Organisationen wie der Verband der Limescicerones von Xanten bis Passau in der Festhalle zusammen.

Die AG gründete sich vor 20 Jahren im Zuge des Antrags, den Limes in die Unesco-Welterbeliste einzutragen, aber „die Vermittlungsarbeit steht nicht so im Fokus, wie sie sollte“, fand der Vorsitzende Martin Kemkes. Anbetrachts von deren Bedeutung für das Welterbemanagement gilt es, sie stärker regional zu koordinieren, indem Museen für aktuelle Aktivitäten und die Zukunftsplanung an inhaltlich und archäologisch sinnvollen Kontexten orientiert zusammenarbeiten. Dazu dient auch die Erstellung des Vermittlungskonzepts mit dem Ziel, einen möglichst hohen Qualitätsstandard in der Museumsarbeit entlang des Limes zu gewährleisten.

Dies soll im gegenseitigen Austausch durch die Definition von musealen Alleinstellungsmerkmalen wie besonderer Objekte erfolgen. Für die Außendarstellung können diese auch im Nachrichtenblatt „Der Limes“ der Deutschen Limeskommission vorgestellt werden. Zudem sei es möglich, Bild- und Textmaterial für die in Arbeit befindliche Internetseite und Social-Media-Kanäle zu liefern, regte Geschäftsführerin Suzana Matešić an. Unerlässlich für die Vermittlungsarbeit sind einheitliche Logos und Designs, Beschilderungen und Infomaterialien für alle Fundstätten, Museen, Infopunkte, Kommunen und weitere beteiligte Akteure, Institutionen und Organisationen, betonte Kemkes, Leiter des Referats Römerzeit beim Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg.

Naturparkgeschäftsführer Karl-Dieter Diemer stellte seine Idee für ein Projekt vor, um das „lebendige Geschichtsbuch“ Limes nachhaltig und attraktiv mit gemeinsamen Visualisierungen, Veranstaltungen und Aktivitäten zu präsentieren. Angedacht ist eine bundesweite Kooperation und Vernetzung der acht Naturparks, die der Limes durchquert, sowie mit Verantwortlichen der Deutschen Limesstraße und weiteren Akteuren. Ziele sind ein gemeinsamer Infoflyer für die Touristikmesse CMT 2024 und die Umsetzung des Projekts zum Jubiläum „20 Jahre Welterbe Obergermanisch-Raetischer Limes 2025“.

Dies erfordere die Fachberatung durch die Deutsche Limeskommission und Limeskoordinatoren, die Einheitlichkeit des Vermittlungskonzepts sowie Absprachen mit Akteuren auf verschiedenen Ebenen in den jeweiligen Bundesländern, um Synergieeffekte zu schaffen und zu nutzen, betonten mehrere Experten. „Wir stehen am Anfang, uns zu finden, und sind noch nicht in die Tiefe gegangen“, erwiderte Diemer. Eine zentrale Koordinationsstelle wäre sinnvoll, er werde dies mit seinen Kollegen besprechen, beantwortete er eine Nachfrage. Ihm gehe es darum, das Thema Limes mit der Verbindung von Natur und Kultur voranzubringen. Die Naturparks, deren Vernetzung erst im Aufbau sei, bespielen es auf unterschiedliche Weise. „Wir spielen uns gegenseitig die Bälle zu“, sagte er. Ob man das Projekt bis 2025 hinbekomme, werde man sehen, so der Naturparkgeschäftsführer.

Dem Vermittlungskonzept entsprechend werden Ideen, Projekte und Angebote am Niedergermanischen Limes und am westlichen Donaulimes, die seit 2021 Welterbe sind, umgesetzt. Institutionen der Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz kooperieren am Niedergermanischen Limes mit Partnern in den Niederlanden. Kommunen und bestehende Museen konzipieren neue Ausstellungen und Präsentationsflächen, berichtete Welterbekoordinator Jens Wegmann. Museen einer Region am westlichen Donaulimes arbeiten bei einem für Schüler konzipierten Videospiel „Quintana Quest“ zusammen, das AG-Vizevorsitzender Christof Flügel vom Bayerischen Landesdenkmalamt vorstellte.

Museumsvertreter tauschten sich über aktuelle Aktivitäten aus. Ein Thema war, dass Honorarkräfte für die Besucherbetreuung fehlten. Christian Schweizer berichtete über die Murrhardter Römerfestspiele vor fast 100 Jahren – ein vom damaligen Zeitgeist geprägtes Freilichttheater zur Geschichtsdarstellung und -vermittlung.

Der Limes durchquert die Murrhardter Gemarkung. Zum Kastellstandort gehörten Siedlung und Römerbad, die meisten Überreste aus römischer Zeit liegen jedoch unangetastet und überbaut im Untergrund, so Bürgermeister Armin Mößner. Zutage getretene Funde stellt das Carl-Schweizer-Museum aus, einziges Privatmuseum in der AG, das etliche Tagungsteilnehmer abschließend besuchten und begeistert waren, so der Museumsleiter.

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Erstellt:
5. Dezember 2023, 06:00 Uhr

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