Generationswechsel im Waldbauverein

Die Mitgliederversammlung des Waldbauvereins Murrhardt stimmt zu, dass Gerhard Wurst nach 16 Jahren die Leitung in jüngere Hände übergibt, ebenso einer moderaten Beitragserhöhung. Ulrich Kugler ist neuer FBG-Vorsitzender.

Sie führen die Arbeit von Gerhard Wurst (Mitte) fort (von links): Matthias Gruber, der neue Vorsitzende Ulrich Kugler sowie die stellvertretenden Vorsitzenden Manfred Kiefer und Steffen Kaufmann. Foto: Elisabeth Klaper

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Sie führen die Arbeit von Gerhard Wurst (Mitte) fort (von links): Matthias Gruber, der neue Vorsitzende Ulrich Kugler sowie die stellvertretenden Vorsitzenden Manfred Kiefer und Steffen Kaufmann. Foto: Elisabeth Klaper

Von Elisabeth Klaper

Fornsbach. Eine Ära ist zu Ende gegangen: Geschlossen hat die Versammlung der Forstbetriebsgemeinschaft (FBG) Waldbauverein Murrhardt Ulrich Kugler aus Mettelberg, seit sechs Jahren selbstständiger Forstpfleger, zum neuen Vorsitzenden gewählt. Zuvor erklärte der bisherige Amtsinhaber Gerhard Wurst, nach 16 Jahren wolle er aus Altersgründen die Vereinsleitung in jüngere Hände übergeben. Die stellvertretenden Vorsitzenden Manfred Kiefer und Steffen Kaufmann sowie Kassier Matthias Gruber setzen ihre Vorstandsarbeit fort.

Ohne Diskussion und Gegenstimmen votierte die Versammlung auch für die vom Vorstandsteam vorgeschlagene Beitragserhöhung wegen stark gestiegener Kosten und der wegfallenden Einnahmen aus dem Holzverkauf. So steigt der Grundbeitrag von bisher fünf auf zehn Euro, hinzu kommt ein Euro pro Hektar Waldfläche. Zuvor hatten die im „Kulinarium“ anwesenden Waldbesitzer die Regularien zügig abgearbeitet, das Vorstandsteam entlastet und es ermächtigt, Fördergelder zu beantragen für die Erstellung einer eigenen Internetseite des von 219 auf 224 Mitglieder gewachsenen FBG-Waldbauvereins.

Ein guter Zeitpunkt zur Waldpflege

Zuvor ließ der scheidende Vorsitzende Gerhard Wurst die vielen Aktivitäten im abgelaufenen Forstjahr Revue passieren. Unter anderem gab es einen Lehrgang zur Wiederbewaldung von Schadflächen, bei dem die Forstfachleute zeigten, wie man Jungpflanzen richtig setzt, damit sie gut anwachsen. Dabei gelte es wegen des Klimawandels umzudenken und zu überlegen, welche Baumarten sich am besten eignen für den ausgewählten Standort, unterstrich Philipp Dölker. So sei zu berücksichtigen, ob sich der Standort an einem Süd- oder Nordhang befinde, weiter Klima, Boden, Wasser, Naturverjüngung und andere Faktoren, verdeutlichte der fürs Revier Murrhardt-Süd zuständige Nachfolger von Andreas Schlär.

Aus dem Geschäftsbereich Forst des Landratsamts informierte Jürgen Baumann über Förderanträge. Mit Schaubildern veranschaulichte Trainee Katharina Hyneck die Auswirkungen des Klimawandels und die Prognose einer Erwärmung von bis zu 4,5 Grad bis 2100. „Vielfalt und Mischung der Baumarten und Altersstruktur im Wald sind wichtig zur Risikostreuung“, insofern gelte es gezielt klimastabile Baumarten zu pflanzen und zu pflegen, wobei man seltene heimische Arten wie Mehl- und Elsbeere, Wildobst oder Feldahorn bevorzugen sollte.

Frank Hofmann gab einen Überblick über die aktuell guten Holzpreise und empfahl den Waldbesitzern, diese „super Gelegenheit“ zur Waldpflege zu nutzen. Die genossenschaftlich organisierte Holzvermarktungsgemeinschaft (HVG) habe im ersten Geschäftsjahr einen Umsatz von rund 14 Millionen Euro erzielt und werde mit einem Plus abschließen. Die „Pflege der Kulturlandschaft“ und der Wälder im Schwäbischen Wald über Generationen sei „eine wichtige Leistung für das Gemeinwohl, den Klimaschutz und die Zukunft“, betonte Murrhardts Bürgermeister Armin Mößner. Er ist auch Aufsichtsratsvorsitzender der HVG, die gut startete.

Wegen der „Riesennachfrage“ nach Nahwärmeanschlüssen werden die Stadtwerke „eine neue Strategie ausarbeiten“ und die Kooperation mit dem Maschinenring zur Restholzverwertung fortsetzen. Die Preise für Holzhackschnitzel müssen wegen der hohen Betriebsmittelkosten erhöht werden, kündigte der neue Maschinenringvorsitzende Stefan Zoller an. „Der Wald soll klimaresilient sein“, darum gelte es in Zukunft auf „vielfältige Mischwälder“ zu setzen: Für den Waldumbau sei das Team von ForstBW wichtiger Partner der Privatwaldbesitzer, verdeutlichte Gemeinderat Ralf Nentwich. Spezielle Programme ermöglichten es per Internet zu erfahren, welche Baumart sich für welchen Standort am besten eigne, erläuterte der Landtagsabgeordnete der Grünen als direkter Ansprechpartner der Waldbesitzer. „Der Rohstoff Holz ist gefragter denn je“, auch werde man den Wald zur Energiegewinnung durch Windkraft in Windparks nutzen. Der neue Windatlas weise dafür etliche Gebiete auch im Murrtal als genügend windhöffig aus, wovon die benachbarten Kommunen bei Beteiligungen finanziell profitieren können, verdeutlichte Nentwich.

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Erstellt:
3. November 2022, 06:00 Uhr

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