Genusshungrige kommen auf ihre Kosten
Das Sommerpalastteam zieht eine gute Bilanz zum Festival 2023. Es sich im Stadtgarten bei festlichem Essen, Gesprächen und Musik gut gehen zu lassen, haben viele genutzt. Die freiwillige Beteiligung mit einem Festivalbändel für Konzerte auf der Biergartenbühne ist noch ausbaufähig.

Damit Hungrige und Durstige ihren Weg finden. Fotos: Alex Fremer
Von Christine Schick
Murrhardt. „Es lief rundum super“, sagt Hardy Wieland. Wie entscheidend da – mit Blick auf die Regenperiode, die auch Großfestivals wie Wacken mächtig zugesetzt hat – das Wetter sein kann, wurde dem Sommerpalasthelferteam spätestens beim Abbau klar, währenddessen die Witterung bereits umschlug. Für solche Widrigkeiten hat die Sommerpalast gGmbH auch eine eiserne Rücklage, das sogenannte Stammkapital, weil das Festival zwar noch mit finanzieller Unterstützung der Stadt, aber mittlerweile in Eigenregie läuft. Natürlich ist es gut, wenn man die Reserve nicht anfassen muss.
Dieses Jahr ist der viertägige Sommerpalast außerdem mit einem neuen Konzept an den Start gegangen: weniger Vorstellungen im großen Zirkuszelt und mit festem Zuschauersetting, dafür aber einige Konzerte auf einer Außenbühne mitten im Biergarten, sodass essen, Gespräche und Musik als Gesamtpaket genießbar waren. Für die Bands dort wurde kein Eintritt verlangt. Aber die Gäste konnten stattdessen einen Festivalbändel für fünf oder zehn Euro kaufen und sich so an den Kosten beteiligen und auf diese Weise solidarisch zeigen.
Ideen für Bändelmuffel
Nach einer ersten Einschätzung lief es für die klassischen Vorstellungen im Zelt mit Kabarett, Konzert und Varieté vom Besuch her besser als vergangenes Jahr, dort war wieder mehr Publikum zu verzeichnen. Ebenso zufrieden ist der Geschäftsführer der Sommerpalast gGmbH mit den Konzerten draußen als kulturell-musikalische Leckerbissen auf der Biergartenbühne, wäre da nicht der mäßige Festivalbändelverkauf. „Das auf rein freiwilliger Basis zu machen, hat sich als sehr schwer erwiesen“, sagt er. Wieland sieht für die Zukunft zwei Möglichkeiten: die Bändel entweder offensiver zu verkaufen, also auf dem Gelände rumzugehen, oder sie zur Voraussetzung für diejenigen zu machen, die die Sommerpalastgastronomie nutzen. Gleichzeitig kommt vor diesem Hintergrund den Eintrittsveranstaltungen im großen Zirkuszelt doch wieder etwas mehr Gewicht zu. „Die Karten, die sich die Besucherinnen und Besucher im Vorverkauf holen, bedeuten für uns natürlich auch eine gewisse Sicherheit.“ Jetzt heißt es, weiter an der Ausbalancierung, Feinjustierung und neuen Ideen für Bändelmuffel zu arbeiten. Hardy Wieland ist nämlich immer noch davon überzeugt, dass der Trend weg vom festen Konzert- oder Kleinkunstsetting hin zum gemeinschaftlichen Gesamtgenuss- und Rundumerlebnispaket mit essen, trinken, Gesprächen und kulturellem Angebot geht.
Die Besucherzahlen sprechen jedenfalls nicht dagegen. Im Biergarten hatte das Team Plätze für 1300 Personen aufgebaut, Wieland rechnet pro Abend aber eher mit rund 1500 Menschen, die über die gesamte Zeit vorbeigeschaut haben. „Das nimmt jedes Jahr auch noch zu“, was seiner Einschätzung nach über Leute funktioniert, die anderen vom Festival erzählen.
Die internationale Küche des Sommerpalasts ist und bleibt einer der Erfolgsfaktoren und stützt das Event insgesamt. „Am Freitag hatten wir unseren höchsten Gastroumsatz überhaupt.“ Letzterer hat sich zudem um insgesamt rund 20 Prozent erhöht. Nebeneffekt: Es gingen so viele Essen über die Theke, dass sich früh Engpässe abzeichneten. Am Samstag machten sich die Teammitglieder zu den umliegenden Supermärkten auf, um für Nachschub bei den Zutaten zu sorgen. Am Sonntag ließ sich das nicht mehr ganz auffangen, einige Gerichte gingen zur Neige. Mittlerweile ist auch schon mit einem der lokalen Lieferanten vereinbart, dass in solch einem Fall am Wochenende Nachschub geordert werden kann.
Das digitale System hilft bei der Logistik, trotzdem braucht es auch handfeste, analoge Teamleistung wie das Spülen, das teils bis 2 Uhr nachts lief. Dass den Ehrenamtlichen ihr Einsatz Spaß macht, daran besteht für Hardy Wieland kein Zweifel. „Wir haben viel Nachwuchs, zwischen 50 und 60 neue Leute“, erzählt er. Darunter sind viele Jugendliche und junge Erwachsene, die auch „sehr verantwortungsvolle Aufgaben übernehmen“.
Entscheidend für ihn sind der Umgang miteinander und die Gemeinschaft. „Es macht einfach Spaß, in so einer großen Community von so unterschiedlichen Menschen zu arbeiten.“ Da müsste eigentlich gar nicht mehr betont werden, dass ein großes Team aus Afghanistan/Iran, aus der Ukraine sowie vielen anderen Ländern und Menschen, die noch länger in Murrhardt leben, Hand in Hand wirbeln. Hinzu kommen treue Helferseelen wie der Spanier Vila Pere, der übrigens dieses Jahr seinen 25. Einsatz beim Sommerpalast gefeiert hat. Ziemlich klasse fand es das Helferteam, dass nach dem Konzert mit der afrikanischen Band FRA! DJ Luc Miller aufgelegt hat und alle gemeinsam eine große Tanzparty feiern konnten.
Kabarettist Alfons kommt 2024
Dass es gelingt, immer wieder neue ehrenamtliche Mitstreiterinnen und Mitstreiter für solch eine Projektgemeinschaft zu gewinnen – dass sie gerne helfen, Kontakte knüpfen, neue Leute kennenlernen und zeigen können, was sie draufhaben –, ist Wieland noch wichtiger als der Zuwachs an Publikumsgästen. Was aber nicht heißt, dass er sich darüber nicht auch freut.
Als Zusatzbonus nimmt Hardy Wieland gerne mit, dass nach Festivalende bereits mögliche Gäste fürs kommende Jahr anklopfen. So kann der Geschäftsführer der Sommerpalast gGmbH für 2024 schon mal einen ansagen, den nicht wenige aus dem Fernsehen kennen dürften: den Kabarettisten Emmanuel Peterfalvi, der als französischer Reporter Alfons mit seinem legendären Puschelmikrofon einem breiteren Publikum bekannt wurde. Er kommt beim nächsten Sommerpalast ins große Zelt.

Vila Pere zückt anlässlich seines Jubiläums, 25 Jahre beim Helferteam, die Gitarre.

Das Team an der Snacktheke gibt gut gelaunt alles.

An den Grillplatten wird auch mal beidhändig geackert.

Hardy Wieland (Zweiter von links) beim Sicherheitsteam.