Deutschlandtag der Jungen Union

Geschlossen für Merz – mit ein paar Ausnahmen

Dass Friedrich Merz die CDU auf einen konservativen Kurs geführt hat, dankt die Junge Union ihm mit großer Unterstützung. Doch in einigen Punkten will sich der Parteinachwuchs absetzen.

CDU-Chef Friedrich Merz hat schon lange viele Anhänger bei der Jungen Union.

© /IMAGO/dts Nachrichtenagentur

CDU-Chef Friedrich Merz hat schon lange viele Anhänger bei der Jungen Union.

Von Tobias Heimbach

Es läuft gut für Friedrich Merz. Er hat sich geräuschlos gegen CSU-Chef Markus Söder im Rennen um die Kanzlerkandidatur durchgesetzt. In den Umfragen liegt die Union weit vor der Konkurrenz, zudem ist die Ampel-Koalition so unbeliebt wie keine Bundesregierung vor ihr. Auch das kommende Wochenende dürfte Merz‘ Erfolgssträhne nicht bremsen.

Dann wird der CDU-Chef in Halle an der Saale beim „Deutschlandtag“ der Jungen Union zu Gast sein, dem Parteitag der Nachwuchsorganisation von CDU und CSU. Er dürfte sich darauf freuen. Denn Merz – der immerhin älteste CDU-Chef seit Konrad Adenauer – und die Parteijugend, das passt gut zusammen. Das ist keine Selbstverständlichkeit. Es ist noch nicht lange her, da hatten sich Parteiführung und Parteijugend stark entfremdet.

Deutlich konservativer als die Mutterpartei

„Die CDU hat sich unter Friedrich Merz um 180 Grad gedreht. Wir haben lange dafür gekämpft, dass die Union wieder konservativer wird. Heute hat sie ihren Markenkern wiedergefunden, nachdem sie in den Jahren unter Angela Merkel inhaltlich entkernt war“, sagt JU-Vorsitzender Johannes Winkel. Die Junge Union positioniert sich seit Jahren deutlich konservativer als die Mutterpartei. Damit setzte sie in Zeiten von Angela Merkel einen klaren Kontrapunkt. Heute haben sich beide Organisationen stark angenähert.

Für einen konservativen Kurs steht auch Friedrich Merz, der schon längere Zeit der Favorit der Jungen Union war. Schon bei seinen beiden vergeblichen Anläufen auf den CDU-Vorsitz in den Jahren 2018 und 2020 hatte er die Stimmen der JU für sich. „Wir sind zufrieden mit Friedrich Merz und auch, dass er unser Kanzlerkandidat ist“, sagt Johannes Winkel.

Inhaltlich setzt die Junge Union beim Deutschlandtag auf das Thema Wirtschaftspolitik. Winkel betont: „Bei der Wirtschaftspolitik müssen sich Dinge grundlegend ändern.“ Er fordert etwa, Atomkraftwerke zu reaktivieren und Bürokratie für Unternehmen abzubauen. Andere Themen sind dafür in den Hintergrund gerückt. Auch bei der Jungen Union gab es Menschen, die sich für eine ehrgeizigere Klimapolitik stark machten. Darüber scheint in diesem Jahr niemand reden zu wollen.

Dissens beim Thema Rente

Dafür setzt sich die Junge Union intensiv mit dem Thema Migration auseinander. Dort müsse man grundsätzlich umsteuern, sagt Winkel. Die Zahl der irregulären Migranten sei zu hoch. Auch bei der Integration fordert er einen anderen Kurs: „Wir brauchen an Schulen eine Obergrenze für Schüler, deren Muttersprache nicht Deutsch ist.“ Man müsse diese Kinder und Jugendlichen besser verteilen.

Es dürfte kein Zufall sein, dass die JU nun auf solche Forderungen setzt. Viele junge Menschen, vor allem die Männer, sind inzwischen nach rechts gerückt. Bei den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen lag die AfD bei den 18- bis 29-Jährigen mit großem Abstand auf Platz eins. Winkel sagt, er wolle dem etwas entgegensetzen: „Ja, die AfD ist stark bei jüngeren Wählern – es ist unsere Aufgabe, das zu ändern.“ Die JU sei die einzige Kraft, die konservative Jugendliche binden könne, damit sie nicht nach Rechtsaußen abdriften, sagt er.

Es gibt aber auch einige entscheidende Punkte, mit denen sich die Junge Union von der Hauptpartei absetzt – und zwar deutlich. Ganz vorn steht dabei wohl das Thema Rente. Der JU-Vorsitzende Winkel sagt: „Es wäre gerecht, wenn das Renteneintrittsalter steigt. Im Grundsatzprogramm der CDU ist festgehalten, dass das Renteneintrittsalter an die Lebenserwartung geknüpft wird. Ich erwarte, dass sich diese Forderung auch im Wahlprogramm der CDU wiederfinden wird.“ Nach welchem Modell man das regelt, darüber könne man diskutieren. Doch es müsse etwas passieren. „Das ist für mich eine Frage der Generationengerechtigkeit.“

Damit stellt sich Winkel gegen Merz. Als kürzlich aus dem Wirtschaftsflügel der Union ein höheres Renteneintrittsalter gefordert wurde, widersprach der CDU-Chef prompt. Wenn Merz am Samstagnachmittag auf dem Deutschlandtag spricht, könnten ihn also doch ein paar Widerworte erwarten.

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Erstellt:
25. Oktober 2024, 00:08 Uhr

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