Glaube trifft Solidarität

Weltmissionssonntag: Missio-Gruppe, Band „Te Deum“ und Gäste haben sich für besondere Feier in St. Maria zusammengefunden

Es ist ein besonderes Projekt, das Mitglieder der katholischen Kirchengemeinde Murrhardt zum Weltmissionssonntag auf die Beine stellen: Der Gottesdienst bildet den Rahmen, in dem Verbindungen zu verschiedenen Nationen im Sinn der Solidarität geknüpft werden sollen. Dieses Jahr wird die Missio-Gruppe der Gemeinde von Mitgliedern der polnischen Band „Te Deum“ mit zweisprachigem Vokalensemble sowie weiteren Gästen unterstützt.

Bei der Probe für den Weltmissionssonntag mit Iwona Kolodziejczyk (rechts), Bandmitgliedern und Gästen wird die Freude am gemeinsamen Singen greifbar. Fotos: J. Fiedler

© Jörg Fiedler

Bei der Probe für den Weltmissionssonntag mit Iwona Kolodziejczyk (rechts), Bandmitgliedern und Gästen wird die Freude am gemeinsamen Singen greifbar. Fotos: J. Fiedler

Von Christine Schick

MURRHARDT. „Iwona Kolodziejczyk hat uns angeboten, beim Weltmissionssonntag mitzuwirken, was uns natürlich gefreut hat“, sagt Johanna Stettner, die die Missio-Gruppe vor fast 40 Jahren mit Marlene Schlichte aus der Taufe gehoben hat. Die Polin, die seit Langem in Murrhardt lebt und in der katholischen Gemeinde aktiv ist, kennt die Feier. Gleichsam war der Entschluss, sich mit einzureihen, ein Ansporn für sie, auch etwas Besonderes anzubieten. Sie wünscht sich, dass der Tag im Zeichen der Verbundenheit mit anderen Menschen in einem weltumspannenden Sinn steht. Der Gedanke der Solidarität ist schnell ausgesprochen, damit er aber nicht nur ein abstraktes Wort bleibt und man sich wirklich auf den anderen einlässt, heißt es, sich Zeit zu nehmen, innezuhalten und sich mit dem Gegenüber genauso wie mit sich selbst zu beschäftigen, sagt sie. Gleichzeitig gibt es viele Anknüpfungspunkte. Sie selbst hat als Leiterin der Gruppe „Te Deum“, die aus Musikern und Vokalisten besteht und polnische sowie deutsche Lieder singt, schon beste Voraussetzungen. Insofern lag es nahe, die Formation mit ins Boot zu holen. Zudem hat Iwona Kolodziejczyk weitere Interessierte angesprochen, die als Gastsänger mitwirken. So kommen für den Sonntag rund 18 musikalische Akteure zusammen.

Brücken zu den verschiedenen Nationen und der Welt werden symbolisch beispielsweise über einen getragenen Globus, die Kerze, die für Frieden steht, Kinder, die in polnischer Tracht auftreten, und insbesondere die Lieder geschlagen, die am Vormittag gesungen werden. „Te Deum“ und Gäste haben fetzig-rhythmische genauso wie ruhige Stücke ausgesucht, unter ihnen einige bekannte, damit die Gottesdienstbesucher auch mit einstimmen können, wenn sie möchten. Bei einem polnischen Lied hat sich die Gruppe nach dem deutschen Text umgetan, was Iwona Kolodziejczyk auf eine weitere Idee brachte. Die Gäste der Formation sollten nach der Übersetzung des Lieds auf YouTube in ihrer eigenen Sprache fahnden und sich für einen Beitrag vorbereiten. So werden nun eine französische, englische, russische, schlesische und afrikanische Variante zu hören sein. „Fehlt eigentlich nur noch schwäbisch“, sagt sie und lacht. In Murrhardt leben Menschen aus vielen verschiedenen Nationen zusammen, insofern findet sie es wichtig, sich für einander zu interessieren. Der Weltmissionstag bietet dafür einen guten Anlass. Oft vergesse man, wie gut es vielen hier in Europa gehe und dass in anderen Teilen der Welt große Armut herrsche und Solidarität wirklich gefragt sei. „Nur zusammen sind wir stark, wir müssen zusammenhalten“, sagt sie.

Eine Alltagsbeobachtung hilft Johanna Stettner dabei, am anderen anzuknüpfen und Solidarität auch spürbarer zu machen: „Wenn die Kinder von der Schule kommen, sehe ich, dass die Mütter die schweren Schulranzen tragen, deutsche Mütter genauso wie türkische.“ Es sind oft ganz ähnliche Lebensthemen und zwischenmenschliche Gemeinsamkeiten, die verbindend sein können.

Hinzu kommen die Chancen innerhalb der Gemeinde. Johanna Stettner erzählt von einem Treffen der Mitglieder der Missio-Gruppe mit der Projektgruppe – „Te Deum“ und Gastsänger –, eine Probe, die Iwona Kolodziejczyk leitete. „Das hat uns sehr gefallen. Es war unheimlich lebendig“, sagt sie. „Erst standen wir durcheinander, wir kannten uns nicht, aber dann haben wir uns an den Händen genommen und das Vater unser gebetet, das hat richtig gut gepasst.“

Für Iwona Kolodziejczyk ist Singen eine Art doppeltes Gebet, zu Lied beziehungsweise Melodie kommt die Botschaft des Textes. Genauso schwingt ein intuitives Herangehen mit, das vor allem für einige Bandmitglieder wichtig ist. „Sie spielen nach Gefühl und ganz frei“, sagt sie. „Bei der gemeinsamen Arbeit und den Proben lachen wir auch viel. Humor ist wichtig.“ Iwona Kolodziejczyk freut sich über das gemeinsame Projekt und dass sie die Gruppe für den Sonntag gewinnen konnte, einige Mitglieder kommen nicht aus der direkten Umgebung – unter anderem aus Stuttgart, Lorch oder Backnang. Die Missio-Gruppe der katholischen Kirchengemeinde freut sich ebenso über die Impulse, die vom gemeinsamen Tun ausgehen. Nicht zuletzt besteht die Hoffnung, möglicherweise auch neue Interessenten für die Gruppe zu finden, mittlerweile sind es noch fünf Mitglieder. Der Grundgedanke jedenfalls wird am Sonntag beispielhaft gelebt.

Mitglieder von „Te Deum“ flankieren bei der Probe in der Kirche St. Paulus musikalisch.

© Jörg Fiedler

Mitglieder von „Te Deum“ flankieren bei der Probe in der Kirche St. Paulus musikalisch.

Glaube trifft Solidarität

© Jörg Fiedler

Info
Gottesdienst und Gruppe

Alle Interessierten sind zum Weltmissionssonntag, 27. Oktober, in die katholische Kirche St. Maria, Murrhardt, eingeladen. Der Gottesdienst wird von der Missio-Gruppe und der Band „Te Deum“ sowie Gästen mitgestaltet und steht unter dem Motto „Wir sind Gesandte an Christi statt“. Beginn ist um 10.45 Uhr. Die Solidaritätsaktion feiern Katholiken weltweit. Im Mittelpunkt steht dieses Jahr der Nordosten Indiens. Die Missio-Gruppe setzt sich zudem ganz konkret für ein Projekt in der Diözese Kondoa (Tansania) ein, wo ein Brunnenbau für den Zugang zu sauberem Trinkwasser sorgen soll.

Wer sich für die Arbeit der Missio-Gruppe interessiert und mehr wissen möchte, kann sich bei Johanna Stettner unter Telefon 07192/7281 melden. Die Mitglieder treffen sich jeden letzten Donnerstag im Monat in St. Maria, 19 Uhr, um auch den Gottesdienst gemeinsam zu gestalten.

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Erstellt:
23. Oktober 2019, 06:00 Uhr

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