Appell zum Tag des Wassers

Gletscherschmelze bedroht Wasserversorgung im Land

Die Landeswasserversorgung schlägt Alarm: Im Donauried, wo ein Großteil des Trinkwassers für Baden-Württemberg gewonnen wird, sinkt der Grundwasserspiegel.

Nicht nur Trockenheit, auch zunehmende Hochwasser wie hier 2021 bei Riedlingen bedrohen die Wasserversorgung.

© SDMG//Kullen

Nicht nur Trockenheit, auch zunehmende Hochwasser wie hier 2021 bei Riedlingen bedrohen die Wasserversorgung.

Von Eberhard Wein

Die Landeswasserversorgung (LW) warnt vor Engpässen bei der Trinkwasserversorgung. Das zunehmende Gletschersterben in den Alpen wirke sich im Fördergebiet des Unternehmens immer stärker aus, sagte der Sprecher der LW, Bernhard Röhrle. Rund 250 Städte und Gemeinden mit insgesamt drei Millionen Einwohnern im Osten Baden-Württembergs werden vom zweitgrößten Wasserversorger im Land beliefert.

So sei der Karstgrundwasserspiegel im Donauried, wo die LW die Hälfte ihres Wassers fördert, gegenüber dem Jahr 2000 durchschnittlich um 1,90 Meter gefallen. Der Winter habe aktuell zu einer Erholung geführt. „Wir liegen im guten Mittel“, so Röhrle. „Ich hätte aber gedacht, dass wir durch die vielen Niederschläge viel höher liegen.“

Die Iller ist außer Rand und Band

Permanente Eismassen sorgten in der Vergangenheit für eine zeitverzögerte Abgabe der winterlichen Niederschläge im Gebirge. Sterben die Gletscher aus, verändere dies die Abflussmenge. So sei in den Alpen bereits die Hälfte der Gletscher verschwunden. Zwar entspringt die Donau im Gletscher-freien Schwarzwald. Für die LW ist aber vor allem das Wasser der bei Ulm in die Donau mündenden Iller ausschlaggebend.

Die Hälfte ihres Fördervolumens gewinnt die LW direkt aus der Donau bei Langenau. Dort sei nicht nur die zunehmende Trockenheit, sondern auch die steigende Hochwassergefahr ein Problem. Während die Trockenphasen um 30 Prozent zugenommen hätten, sei die Zahl der Hochwasserereignisse sogar um 130 Prozent gestiegen. Mit Millionenaufwand müssten die Förderanlagen vor Hochwasser geschützt werden. Röhrle empfahl auch den Kommunen dringend, hier zu investieren.

Bis zu 50 Prozent weniger Grundwasser

Viele Städte und Gemeinden vor allem im Mittleren Neckarraum haben ihre eigenen Brunnen aber stillgelegt, weil die Großversorger das Wasser günstiger und in besserer Qualität liefern. Im Sinne der Versorgungssicherheit gehe es künftig aber nicht mehr ohne ein zweites Standbein. Prognosen deuten darauf hin, dass die Trinkwasserneubildung in Baden-Württemberg je nach Region um 15 bis zu 50 Prozent sinkt.

Im Mittleren Neckarraum gehen die Experten von einem Rückgang um 25 Prozent aus. Städte wie Stuttgart, Ludwigsburg oder Esslingen haben die Nutzung ihrer eigenen Brunnen aber ohnehin eingestellt. Sie haben jedoch den Vorteil, sowohl an die LW als auch an die Bodenseewasserversorgung (BWV) angeschlossen zu sein. Beide Versorger können sich bei Engpässen aushelfen.

Bei der BWV, die von Sipplingen aus vier Millionen Menschen bis hinauf nach Heidelberg und Bad Mergentheim versorgt, werden nur geringe Auswirkungen durch die Gletscherschmelze erwartet. Der See fungiere als üppiger Ganzjahres-Wasserspeicher, sagte die Sprecherin Teresa Brehme. Probleme gibt es dort, weil die Erwärmung oberer Seeschichten die Zirkulation des Wassers behindert. Bisher werde aber keine Verschlechterung der Trinkwasserqualität erwartet.

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Erstellt:
21. März 2025, 14:46 Uhr

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