3x3-Basketball in Paris

Gold-Sensation, Nowitzki, Karriereende – und ein Schub fürs Basketball?

Dirk Nowitzki war begeistert, die Olympiasiegerinnen konnten kaum realisieren, was sie da geschafft hatten. Erlebt das 3x3-Basketball nun einen Aufschwung? Es wäre der Wunsch aller Beteiligten.

Dirk Nowitzki (Mi.) feiert mit dem 3x3-Basketballerinnen deren Olympiasieg.

© IMAGO/Eibner/IMAGO/Eibner-Pressefoto/Memmler

Dirk Nowitzki (Mi.) feiert mit dem 3x3-Basketballerinnen deren Olympiasieg.

Von Dirk Preiß

Es dauerte, bis sie noch einmal in den Bereich kamen, in dem bei den Olympischen Spielen Medienschaffende auf Sportlerinnen und Sportler treffen. Aber: So viel Zeit musste schon noch sein nach der Siegerehrung. Ohne den Court zu verlassen? Ein Ding der Unmöglichkeit. Eine verpasste Chance. Also wurde es gemacht: das Foto mit Dirk Nowitzki.

„Ab dem Zeitpunkt, ab dem wir wussten, dass er da ist“, erklärte Svenja Brunckhorst dann, „haben alle Augen gefunkelt.“ Und am Ende strahlte Gold. Mit dem eigentlich keiner gerechnet hatte.

Erstmals überhaupt hatte sich ja ein deutsches Team in der Basketball-Version 3x3 für das olympische Turnier qualifiziert. „Wir wollten“, sagte Trainer Samir Suliman, „eine Runde weiterkommen.“ Dann aber ging es, wie er sagte, „Schritt für Schritt“, ganz hoch hinaus. Zur ersten Goldmedaille für das deutsche Basketball überhaupt. Einer Tatsache, die erst ankommen musste. Vor allem bei den Spielerinnen.

„Ich bin überwältigt, es ist unfassbar“, sagte Sonja Greinacher, „ich habe es noch gar nicht realisiert.“ Wie gesagt: Da war das Finale gegen das Quartett aus Spanien längst beendet. Doch die absolvierte Reise blieb unwirklich. Zumal sie auch am Montagabend ja schon zweimal wie beendet schien.

Mentale Stärke beeindruckend

Nur zehn Minuten netto beträgt die Spielzeit in der 3x3-Variante, in der sich immer drei Spielerinnen auf dem kleinen Court gegenüber stehen und auf nur einen Korb spielen. Bedeutet: Wer da ins Hintertreffen gerät, hat nicht mehr viel Zeit, die Partie zu drehen. Aber genau das ist Svenja Brunckhorst, Sonja Greinacher, Elisa Mevius und Marie Reichert gleich zweimal gelungen.

Im Halbfinale gegen Kanada kamen sie nach einem Rückstand zurück und trafen in den Schlusssekunden entscheidend zum Sieg. Im Endspiel gegen Spanien war es ebenso, auch nahm sich „Sunny G“, wie Sonja Greinacher genannt wird, den entscheidenden Wurf – und traf.

„In der Endphase die richtigen Entscheidungen zu treffen, ist im 3x3-Basketball ganz wichtig“, sagte Coach Suliman, „das macht diese Mannschaft außergewöhnlich gut.“ Sonja Greinacher ergänzte: „Dieses Team ist mental so stark. In diesen kurzen Spielen immer wieder zurückzukommen, spricht für sich.“ Und Svenja Brunckhorst meinte: „Wir wissen, was wir in den entscheidenden Situationen machen müssen. Wir haben immer einen Plan – und wir vertrauen einander.“ Oder besser gesagt: „Wir haben einander vertraut.“

Denn der Höhepunkt dieser Mannschaft ist zugleich auch deren Ende. Svenja Brunckhorst beendet ihre aktive Karriere nach Olympia in Paris und wechselt ins Management des Bundesligisten Alba Berlin. „Auch mein Karriereende ist nah“, sagte Sonja Greinacher. Gut also, dass die anderen beiden Teammitglieder für die Zukunft stehen.

Marie Reichert ist 23, Elisa Mevius erst 20 Jahre alt – zusammen mit den beiden Routiniers haben sie zuletzt perfekt harmoniert. „Als Leader braucht man Mitspielerinnen, die einem auch folgen“, lobte Greinacher die jüngeren Kolleginnen, „es war die perfekte Kombination, sie haben alles aufgesaugt.“ Und werden künftig als Olympiasiegerinnen selbst in eine andere Rolle schlüpfen müssen.

Zwei der vier Olympiasiegerinnen treten ab

Als Anführerinnen – und als Vorbilder. Denn, daran ließen alle Beteiligten um kurz vor Mitternacht am Montagabend auch keinen Zweifel: Diese historische erste Medaille für den Deutschen Basketball-Bund (DBB) soll nicht nur einen Abend lang unweit des immer wieder funkelnden Eiffelturms strahlen.

„Ich hoffe, dass es ganz viele kleine Mädchen und Jungs zum Basketball bringt“, sagte Svenja Brunckhorst. „Es war unser Ziel, 3x3-Basketball populärer zu machen“, ergänzte Sonja Greinacher, „wir haben gezeigt, dass das eine geile Disziplin ist.“ Und Samir Suliman sieht die Zeiten perfekt für diesen Triumph: „Im Basketball in Deutschland ist gerade ganz, ganz viel in Bewegung.“ Vor allem an der Spitze.

Das Männerteam der klassischen Variante ist am Tag nach dem Gold-Coup ins olympische Halbfinale eingezogen. Die Frauen bestreiten ihr Viertelfinale an diesem Mittwoch (18 Uhr) gegen Frankreich – wobei durchaus gehofft wird, dass gerade durch die olympische Präsenz Deutschlands in der 3x3-Variante noch mehr Interesse erzeugt werden konnte: „Aufgrund der hohen Frequenz der Spiele ist diese Variante recht kurzweilig“, sagte Samir Suliman, der in Hannover am 3x3-Stützpunkt an der Strategie für diese ansonsten eher freie Basketball-Variante (ohne Ligen-System) arbeitet.

Das ursprüngliche Ziel für Paris benannte er in den Tagen vor der Endphase des Turniers wie folgt: „Wir wollen ein bisschen strahlen.“ Nun aber glänzten vier Goldmedaillen – und dazwischen saß Dirk Nowitzki („Es macht Spaß zuzuschauen, die Energie ist toll“).

„Er ist der Aller-, Aller-, Allergrößte im deutschen Basketball“, sagte Samir Suliman, „wenn er live dabei bist, wenn du als Spielerin Olympiasiegerin wirst – was gibt es Größeres?“ Vermutlich nicht viel. Weshalb der Moment ja auch festgehalten werden musste.

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Erstellt:
6. August 2024, 14:04 Uhr

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