Größtes Infrastrukturprojekt seit Jahren

Der Ausbau der Glasfaseranschlüsse in Murrhardt kommt voran. Im Gemeinderat gibt die Verwaltung Auskunft über das Projekt, das gemeinsam mit Althütte, Großerlach und Sulzbach an der Murr umgesetzt wird und bei dem rund 73 Prozent der Tiefbauarbeiten erledigt sind.

In Murrhardts Norden verfügen die Teilorte bereits über einen möglichen Internetzugang per Glasfaser. Imago/Christian Ohde

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In Murrhardts Norden verfügen die Teilorte bereits über einen möglichen Internetzugang per Glasfaser. Imago/Christian Ohde

Von Christine Schick

Murrhardt. Bereits Ende Mai 2017 haben sich die Stadt Murrhardt und die Gemeinden Althütte, Großerlach sowie Sulzbach an der Murr zusammengetan, um den Breitbandausbau gemeinsam in ihren Kommunen anzugehen. Das Projekt hatte einige Hürden zu nehmen und es dauerte seine Zeit, bis es in die Umsetzung mit Glasfaseranbindung der Teilorte gehen konnte, die vor rund anderthalb Jahren begann.

Ursprünglich wollte die Walterichstadt, die die Koordination des Vorhabens übernommen hatte, einen Breitbandkoordinator einstellen. Da sich aber kein Bewerber fand, musste die Stadtverwaltung schauen, welche Mitarbeiter diese Aufgaben miterledigen konnten. Derer nahm sich neben Maren Weller vor allem Thomas Zeeb (beide im Amt für Wirtschaft, Kultur und Tourismus) an. Er und Bürgermeister Armin Mößner gaben in der vergangenen Gemeinderatssitzung einen Überblick zum Stand der laufenden Arbeiten. Nachdem der Startschuss in Großerlach im Dezember 2021 fiel, wird seit einem Jahr auch in Murrhardt gebaut, um die Anschlüsse umzusetzen, erläuterte Thomas Zeeb. Das Projekt teilt sich in fünf größere Bereiche auf, die sich an den Telefonvorwahlen festmachen. Die Arbeiten in Althütte sind abgeschlossen und in Großerlach so gut wie fertig. Das gilt auch für den Norden Murrhardts, im Süden der Stadt haben die Arbeiten begonnen und sollen möglichst bis Ende des Jahres abgeschlossen werden. Auch in Sulzbach stehen noch Anschlüsse aus, die umzusetzen sind.

Über alle Kommunen gerechnet sind etwa 73 Prozent der Tiefbauarbeiten geschafft, bei den Kabelzugarbeiten sind es 59 Prozent und 57 Prozent der Netzverteilerkästen stehen. Von den Adressen, die sich an Glasfaser anschließen lassen, sind 70 Prozent auch gebucht. Konkret umgesetzt ist etwa ein Drittel, was 827 Hausanschlüssen entspricht.

Zahlungsmanagement erfordert teils, dass die Stadt in Vorleistung gehen muss

Auch in Bezug auf die Bezahlung der Zuschüsse von Bund und Land ist einiges an Logistik zu leisten. Das Projekt ist mit Investitionen von rund 24,56 Millionen Euro verbunden, bei denen für die Partner Fördermittel bis zu rund 22 Millionen Euro zur Verfügung stehen. Allerdings ist dabei der Abruf der Mittel nicht immer sofort möglich, was in der Praxis bedeutet, dass die Stadt Murrhardt teils in Vorleistung gehen musste, erläuterte Mößner. Es sei wichtig, dass die Zuschüsse entsprechend zur Verfügung stehen. „Das Vorhaben ist das größte Infrastrukturprojekt der letzten Jahre“, sagte er auch angesichts der Gesamtsumme.

In der Beratung wurden noch verschiedene Fragen geklärt. Gerd Linke (MDAL/Die Grünen) stellte fest, dass manche Haushalte einen Glasfaseranschluss gebucht haben, manche aber auch nicht. Wenn Einzelne nun spät aufwachten und sich doch noch gern anschließen lassen wollten, sei für ihn die Frage, was dann geschehe. Thomas Zeeb erläuterte, dass ein Anschluss gegen Gebühr immer noch möglich sei, die Leitungen am Gehweg verliefen. Auch nicht alle Adressen, die auf dem Papier stünden, seien automatisch Wohnhäuser, will heißen, sollte beispielsweise eine Scheue einer Neubebauung weichen, ist auch dort noch ein Anschluss machbar.

Linke gab zu bedenken, dass das Thema beziehungsweise die Notwendigkeit eines Anschlusses von der älteren und jüngeren Generation unterschiedlich eingeschätzt werde. Mößner unterstrich, dass es für ihn an der Wichtigkeit keinen Zweifel gebe. Der Stellenwert sei in ein paar Jahren mit dem eines Wasseranschlusses vergleichbar, sprich, der digitalen Infrastruktur komme hohe Bedeutung zu, letztlich auch mit Blick auf den Grundstückswert. Markus Kiefer (CDU/WFV) ergänzte, dass spätestens dann, wenn die ISBN-Technik abgeschaltet werde, die Nutzerinnen und Nutzer sich umorientieren müssten. Zu den Bauarbeiten in Kirchenkirnberg (Frage von Rolf Kirschbaum, CDU/FWV) erläuterten Mößner und Zeeb, dass zum einen Materialien für den Bau auf einem Parkplatz zwischengelagert werden müssten, um ein ständiges Pendeln zu vermeiden, zum anderen die Mitarbeiter an bestimmten Tagen nicht präsent seien. Dies liege daran, dass sie in drei bis vier Wochenschichten tätig seien – mit entsprechender Arbeitspause von ein bis zwei Wochen, die sie für einen Heimaturlaub in Polen oder Rumänien nutzten.

Ausbau unterversorgter Gebiete

Projektumfang Im Rahmen des geförderten Projekts werden Adressen mit Glasfaseranschlüssen ausgebaut, die beim Internet mit weniger als 30 Megabit/Sekunde versorgt sind. Insgesamt sind 3251 Adressen im Projektgebiet buchbar, bei 2282 Adressen wurde dies genutzt. Von den rund 148 Kilometern Tiefbau wurden rund 108 Kilometer umgesetzt, beim Kabel(zug) sind es 128 von 216 Kilometern. Von 121 Netzverteilerkästen stehen bislang 69.

Murrhardt Derzeit im Bau befinden sich die Bereiche in Fornsbach, am Waldsee, in Kirchenkirnberg, Mettelbach, Mettelberg, Gartenstraße und Waltersberg. Bis zum Herbst folgen die restlichen Bereiche Riesberg, Köchersberg, Käsbach, Vorderwestermurr, Hinterwestermurr, Schloßhof, Klingen, Ober- und Unterneustetten sowie Spielhof und Täle, zudem einige Einzelanschlüsse wie Walterich-, Daniel- und Herzog-Christoph-Schule sowie Volkshochschule. Derzeit wird geprüft, ob einige weitere Adressen in den geförderten Ausbau aufgenommen werden können, die nach Start des Projekts erst hinzugekommen sind. Fertiggestellt sind Hördthof, Kieselhof, Vorder- und Hintermurrhärle, Mannenweiler (Murrhardter Teilabschnitt), Hinterbüchelberg, Karnsberg, Hoffeld, Gaisbühl, Harbach, Wilhelm-Soehnle-Straße, Leipziger Straße, Dresdener Straße, Berliner Straße, Hasenhof, Siebenknie, Franzenklingenweg und Kirchrain.

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Erstellt:
4. August 2023, 06:00 Uhr

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