Großaspachs Abstieg rückt immer näher
Fußball-Drittligist aus dem Fautenhau dominiert das Kellerduell gegen Münster, schafft aber trotz klarer Überlegenheit nur ein 0:0. Coach Hans-Jürgen Boysen fordert Elfmeter und kritisiert Schiri Timo Gerach, SG-Anhänger nennen Unparteiischen einen „Betrüger“.

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Im Zentrum Aspacher Kritik: Schiedsrichter Timo Gerach (Mitte). Nach der Partie ging es für den Unparteiischen mit gebetenem und viel ungebetenem Begleitschutz in Richtung Kabine. Foto: A. Becher
Von Uwe Flegel
Das war’s dann wohl im Bemühen um den Klassenverbleib. Der zweite Teilerfolg in Folge war für Großaspachs Drittliga-Fußballer zu wenig. Statt den Punkterückstand aufzuholen, tritt die SG Sonnenhof auf der Stelle. Dabei wäre im Kellerduell des Vorletzten aus dem Fautenhau mit dem Drittletzten Preußen Münster für die Gastgeber mehr drin gewesen als das 0:0. Nun aber bleiben den Schwaben gerade mal sieben Partien, um elf Zähler Rückstand auf einen Nichtabstiegsplatz wettzumachen. Rechnerisch nicht unmöglich, aber eine Chance, die wohl nur noch in der Theorie besteht.
Abstiegskampf ist nicht immer unterhaltsam, oft meist sehr emotional. So wie am Mittwochabend im Fautenhau. Am Ende marschierte Schiedsrichter Timo Gerach von Sicherheitsleuten und „Betrüger“-Rufen der wenigen Zuschauer begleitet in Richtung Kabine. Grund dafür war vor allem eine Szene, die sich acht Minuten vor Schluss abgespielt hatte. Nach einem Pass von Marco Hingerl stürmte der kurz zuvor eingewechselte Dominik Martinovic in Richtung Tor, umspielte Schlussmann Maximilian Schulze Niehues und stolperte über dessen rechten Fuß. Elfmeter gab es trotz wütender Proteste keinen. SG-Coach Hans-Jürgen Boysen half es auch nicht, dass er gut zehn Meter auf den Platz lief.
Den geforderten Strafstoß brachte das dem 63-Jährigen nicht ein, dafür aber eine Gelbe Karte. Da hatte sich der Trainer schon wieder beruhigt, doch an deutlichen Worten fehlte es ihm nach der Partie nicht. „So etwas ist die Fehleinschätzung eines Antifußballers“, lautete ein Satz. Der zweite war genauso klar: „Eine solche Situation muss man erkennen, das ist eine Frage der Qualität.“ Boysens Kollege auf Münsteraner Seite sah die Sache zwar bei Weitem nicht so deutlich, Sascha Hildmann gestand aber auch ein: „Wir hätten uns nicht beschweren können, wenn der Schiri pfeift.“
Aspach kontrolliert die Partie, hat vier, fünf Chancen, bleibt aber ohne Treffer.
Was angesichts der ganzen Diskussionen um den nicht gegebenen Strafstoß für die SG ein wenig unterging, das war der Fakt, dass ein Aspacher Sieg verdient gewesen wäre. „Wir hatten im ganzen Spiel nur eine Torchance“, bilanzierte Hildmann. Dabei hatten Aspachs Ex-Coach und seine Elf gehofft, mit einem Auswärtssieg im Tabellenkeller zumindest punktetechnisch mit den auf Nichtabstiegsplatz 16 liegenden Zwickauern gleichziehen zu können. Am Ende musste Münsters Trainer feststellen: „Wir müssen mit dem Punkt hoch zufrieden sein.“ Zu wenig hatte sein Team in der Offensive geboten, hatte weite Strecken des Spiels nur in der Defensive verbracht.
Großaspach wiederum gelang es nicht, aus der klaren Überlegenheit zahlenmäßig Kapital zu schlagen. Weil die Hausherren beim Versuch, die Spielkontrolle zu behalten, das eine oder andere Mal einen Tick zu langsam waren? Nein, sagte Boysen und erklärte: „Ich habe der Mannschaft gesagt, dass wir Geduld brauchen.“ Die Preußen seien in den vergangenen Wochen zu ihren Siegen gekommen, weil sie aus einer tief stehenden Defensive heraus gut konterten. Und: „So ist Münster immer früh in Führung gegangen.“ Die SG lief nicht ins Messer und ihr Coach war zufrieden: „Gegen so einen Gegner bekommst du keine zehn Chancen, sondern vier, fünf. Und die haben wir gehabt.“ Nur wurde keine dieser Möglichkeiten genutzt.
Am ehesten dran an einem Treffer waren die Gastgeber in der Endphase. Für den SG-Coach nicht überraschend, hatte er doch seine Startelf einmal mehr auf zehn Positionen gegenüber der vorherigen Partie ausgetauscht. Einzig Panagiotis Vlachodimos durfte erneut ran. Der Rest war in Ingolstadt höchstens Teilzeitarbeiter gewesen. „Deshalb war klar, dass wir mehr Frische auf den Platz bringen“, so Boysen. In der Tat war die SG in der Schlussviertelstunde dreimal dicht an einem Tor dran. Das verhinderten eine aufmerksame Preußen-Abwehr, die Latte und der Schiedsrichter. Entsprechend betrübt waren die Gastgeber. Boysen wollte eines dennoch erwähnt haben: „Wir hatten in jedem Spiel seit dem Wiedereinstieg unsere Siegchance und wir hauen uns nicht nur richtig rein, sondern spielen auch gut Fußball.“ Korrekt. Ebenso Fakt ist aber, dass die SG trotz ansprechender Leistungen punktemäßig auf der Stelle tritt. Der Drittliga-Verbleib wird jedenfalls zusehends unrealistischer.
Bereits am Samstag geht die Terminhatz in der Dritten Liga weiter. Großaspach muss ab 14 Uhr beim Tabellendritten Eintracht Braunschweig antreten. Der deutsche Meister der Saison 1966/1967 ist seit dem Wiedereinstieg nach der Coronapause noch ohne Niederlage, hat zehn von zwölf möglichen Punkten geholt. Am Mittwochabend gewann die Eintracht das Spitzenspiel zweier Titelaspiranten in Unterhaching mit 3:1. Das frühe 1:0 der Bayern (Markus Schwabl) beantworteten die Niedersachsen noch vor der Pause mit den Toren von Mike Feigenspan und Torjäger Martin Kobylanski (2).
Für die SG Sonnenhof hat das 0:0 gegen Münster auch Folgen für das Duell in Braunschweig. Sebastian Bösel, Panagiotis Vlachodimos und Matthias Morys sahen jeweils ihre fünfte Gelbe Karte und sind damit für die morgige Begegnung gesperrt. Angesichts der permanenten Rotation von Hans-Jürgen Boysen wäre von dem Trio aber ohnehin vielleicht nur Sebastian Bösel ein Kandidat für die Anfangsformation gewesen, nachdem Panagiotis Vlachodimos nun zweimal in Folge von Beginn an randurfte und Matthias Morys momentan nicht die erhoffte Führungsrolle auf dem Platz einnimmt.
Großaspachs Sportdirektor Joannis Koukoutrigas hatte zuletzt kritisiert, dass der DFB zu den Auswärtsspielen der SG Sonnenhof Schiris einteilte, die aus dem Landesverband der Heimteams Ingolstadt (Bayern) und Chemnitz (Sachsen) stammen. Beide Male fühlte sich die SG von den Unparteiischen benachteiligt. Für den Vergleich mit Münster schickte der Verband nun mit Timo Gerach einen Pfälzer ins Schwäbische. Dessen Leistung beurteilte Koukoutrigas so: „Hoffentlich wird der Abstieg auch bei den Schiedsrichtern nicht ausgesetzt. Der nicht gegebene Elfmeter ist nur noch zum Fremdschämen.“