Gut gestartet und katastrophal aufgehört

Vorstandsmitglied Michael Ferber findet klare Worte für die bisherigen Leistungen der Aspacher Regionalliga-Fußballer. Nun hofft der Vorletzte, mit neuem Trainer und verstärktem Kader in den 14 restlichen Partien nach der Winterpause das Ruder noch herumreißen zu können.

Mit Großaspach zu Weihnachten am Boden: Verteidiger Ken Gipson. Als Vorletzter steckt die SG Sonnenhof tief im Abstiegssumpf. Foto: T. Sellmaier

© Tobias Sellmaier

Mit Großaspach zu Weihnachten am Boden: Verteidiger Ken Gipson. Als Vorletzter steckt die SG Sonnenhof tief im Abstiegssumpf. Foto: T. Sellmaier

Von Uwe Flegel

„Das ist jetzt diplomatisch ausgedrückt“, sagt Vorstandsmitglied Michael Ferber zur Feststellung, dass Fußball-Regionalligist SG Sonnenhof Großaspach mit den ersten 22 von insgesamt 36 Saisonspielen sicher nicht zufrieden sei. „Unsere bisherige Bilanz ist katastrophal“, urteilt der 36-Jährige, der in der vierköpfigen Vereinsführung den sportlichen Bereich verantwortet.

Unterstützt wird die Einschätzung des Kleinaspachers, der als Kind und Jugendlicher selbst in der Jugend des Vereins am Ball war, von der Statistik. Die Elf aus dem Fautenhau liegt auf dem vorletzten Platz, weist mit 20 Zählern einen Durchschnitt von gerade mal 0,91 Punkten auf. Und: „Mit schon 48 Gegentoren haben wir die meisten Treffer kassiert.“ Weder diplomatisch noch überspitzt, sondern nüchtern und sachlich gesagt: Das ist die Bilanz eines Absteigers.

Für Michael Ferber ist deshalb klar, dass Weihnachten für ihn und seine Vorstandskollegen nicht nur Ruhe und Frieden ist. Bis zum Wiedereinstieg in den Trainingsbetrieb am Montag muss nicht nur der Nachfolger für den vor gut zwei Wochen freigestellten Cheftrainer Steffen Weiß gefunden werden. Die SG will auch im Kader Korrekturen vornehmen: „Wir werden personell nachlegen, wollen Spieler abgeben und dafür Ersatz holen.“ Zuerst gilt es aber vor allem, einen neuen Chefcoach zu finden. „Ich denke, dass wir die Sache zwischen Weihnachten und Silvester fix haben“, erzählt Ferber und berichtet, dass sowohl in der Trainerfrage wie in Sachen Zu- und Abgänge schon Gespräche geführt werden. „Zum Trainingsauftakt werden wir neue Spieler präsentieren“, verspricht der Geschäftsführer des Hotels Sonnenhof. Und: „Oberstes Credo dabei ist, die Klasse zu halten.“ Vier Punkte und elf Tore fehlen Aspach auf den FK Pirmasens, der momentan als Fünftletzter den ersten Nichtabstiegsplatz innehat.

Großaspach rutscht nach und nach vom Vorderfeld in den Tabellenkeller ab

Bei der Frage, weshalb sein Verein schon wieder in der Bredouille hockt, sagt Michael Ferber zunächst nur: „Wenn wir eine einfache Erklärung hätten, dann hätten wir das bereits geändert.“ Fakt ist, dass „wir selbst für uns unerwartet gut gestartet sind und nach sechs Spielen mit 13 Punkten zum Vorderfeld zählten. Das 0:1 in Bahlingen war erst unsere zweite Saisonniederlage.“ Danach sei ein schleichender Prozess eingetreten, der die Schwaben nach und nach in Richtung Tabellenkeller brachte. Die 1:4-Heimniederlage gegen die TSG Balingen am achten Spieltag war für den SG-Funktionär die erste richtig große Enttäuschung. Der folgten viele weitere. Partien wie in Aalen, wo das Team aus dem Fautenhau lange führte und innerhalb weniger Minuten am Ende trotzdem noch 1:2 verlor. Heimspiele wie gegen Kellerkind FC Gießen, in dem Aspach vorne lag, beste Chancen ausließ und zum Schluss mit einem mageren 1:1 zufrieden sein musste. Herbe Pleiten wie in Steinbach (0:3), Elversberg (0:6) und zuletzt in Kassel (0:4) sowie daheim gegen Koblenz (1:4) und Walldorf (0:4), bei denen die SG regionalligauntaugliche Leistungen zeigte und sich zudem das Torverhältnis ruinierte. In den letzten fünf Partien blieb das Fautenhau-Team gar ohne Punkt und brachte es auf 1:16 Treffer. Viel weniger geht nicht, selbst wenn die beiden Auftritte bei den Titelaspiranten Ulm und Mainz II einigermaßen akzeptabel waren.

Wenn gehofft wurde, dass die Trennung von Chefcoach Steffen Weiß nach der Koblenz-Partie rasch Besserung bringt, dann ist nun klar, dass dies ein Trugschluss war. Ferber weiß: „Unsere Situation kann man nicht an einer Person festmachen. Steffen Weiß trägt dafür nur genauso viel Verantwortung wie alle anderen auch.“ Als Kopf des Trainerteams musste er denselben aber hinhalten und der vom Co-Trainer zum Interimschef beförderte Marcus Lauer die Erfahrung machen, dass die Karre nicht so einfach aus dem Dreck zu bekommen ist.

Wohl auch, „weil von unserer eingeplanten Mittelfeldachse mit Joel Gerezgiher (8 Spiele), Mo Diakite (5) und Nico Jüllich (14) keiner groß mehr als 50 Prozent der Spiele gemacht hat“, wie Ferber vorrechnet. Er erklärt: „Deshalb hat es uns oft an Führung gefehlt.“ An den Verletzungen allein liege es aber nicht, sagt das Vorstandsmitglied. Er hat auch körperliche Probleme erkannt. Die Gegner seien vor allem zuletzt oft schneller und fitter gewesen als die Aspacher Elf. Diese Defizite gelte es nun in der Vorbereitung auf die restlichen drei Monate aufzuarbeiten. Und das konsequent und schnell, wartet doch zum Auftakt nach der Winterpause am 13. Februar, das Heimspiel gegen Schlusslicht TSV Schott Mainz. Eine im Abstiegskampf sehr, sehr wichtige Partie. Eine von noch 14 Begegnungen, in denen das SG-Team beweisen kann, dass es zu Recht den Anspruch stellt, in die Regionalliga zu gehören. Michael Ferber sagt deutlich: „Eigentlich war unser Ziel ein sicherer Mittelfeldrang. Der vorletzte Tabellenplatz entspricht jedenfalls nicht den Möglichkeiten unseres Vereins.“ Anders ausgedrückt: Rang 18 unter 19 Teams an Weihnachten ist für den früheren Drittligisten in Liga vier einfach nur katastrophal.

Kommentar
Kraftvolles Handeln ist die einzige Alternative

Von Uwe Flegel

Zumindest verbal fehlt es Großaspachs Verantwortlichen nicht an Klarheit. Der Abstieg soll nicht nur irgendwie verhindert werden, sondern indem der Verein personell nach- und aufrüstet. Wobei zuerst einmal ein neuer Cheftrainer gefunden werden muss. Dabei helfen kann die Ankündigung, die wirtschaftliche Seite zwar im Blick zu behalten, diesmal aber den Verbleib in der Liga an die oberste Stelle zu rücken. Ohne starke und vermutlich nicht ganz billige Verstärkungen wird die ohnehin schwierige Aufgabe fast unlösbar. Es wäre fahrlässig, nur darauf zu setzen, dass Langzeitverletzte wie Joel Gerezgiher und andere immer wieder angeschlagene Führungskräfte künftig von Verletzungen verschont bleiben. Ohne solch erfahrene Kräfte ist der junge Kader zu schwach. Das hat die bisherige Saison gezeigt. Deshalb tut die SG gut daran, rasch zu handeln und nicht nur zu hoffen.

u.flegel@bkz.de

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Erstellt:
22. Dezember 2021, 06:00 Uhr

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