Habeck gibt ein Versprechen
Grünen-Kanzlerkandidat Robert Habeck lockt 2000 Menschen in die Stuttgarter Carl-Benz-Arena.
Von Annika Grah
Stuttgart - Diesmal läuft es besser als bei Wahlkampfauftakt der Südwest-Grünen in Heidelberg: Das Mikro funktioniert, das richtige Banner wird an die Wand geworfen. Das Sakko hat Robert Habeck diesmal gleich ausgelassen und die Ärmel schon mal hochgekrempelt. Habeck steht am Samstag in Stuttgart auf der Bühne in der Carl-Benz-Arena und redet im Habeck-Stil: Atemlos, wie ein Getriebener – selbst angekündigte Pausen versinken in seinem Redeschwall.
Der Grünen-Spitzenkandidat spricht über seine Sorge über mögliche Angriffe auf die freiheitliche demokratische Grundordnung. „Es ist eine entscheidende Zeit“, appelliert er. Er benutzt Worte wie Beharrlichkeit und Aufrichtigkeit – und erntet den erwartbaren Applaus. Kritische Themen wie seinen umstrittenen Vorschlag von Sozialbeiträgen auf Kapitalerträge spart er aus.
Die Stimmung in der Halle ist gut. Der Kanzlerkandidat der Grünen hat ein Heimspiel. Gekommen sind rund 2000 Menschen. Die meisten von ihnen müssen offensichtlich nicht erst von den Grünen überzeugt werden. Sie stimmen mutmaßlich den 13 bis 15 Prozent überein, die in aktuellen Umfragen angeben, die Ökopartei wählen zu wollen. Im Vorprogramm dürfen die beiden Direktkandidatinnen für Stuttgart, Anna Christmann und Simone Fischer, sprechen.
Habeck ignoriert auch nicht die jüngsten Aussagen des CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz. Tags zuvor hatte für Diskussionen gesorgt, dass Merz für Bundestagsanträge zur Migrationspolitik eine Zustimmung AfD in Kauf nehmen würde. Merz und andere CDU-Politiker betonten am Samstag zwar, damit werde die viel zitierte Brandmauer nicht eingerissen. Doch Habeck warnt: Es sei kurz vor knapp, dass dieses Wort gebrochen werde. Die Ansage zu den Anträgen, mahnt er, „kann sich als schlimmer historischer Fehler erweisen.“ Zugleich verspricht er: Sollte Merz die Ankündigung zurücknehmen, werde er dem nicht mit Häme begegnen. „Wenn es nicht zu einer Abstimmung kommt, wo die Mehrheitsbildung mit der AfD billigend in Kauf genommen wird, dann wird es von grüner Seite und von meiner Seite aus dafür Respekt geben und nicht Häme“.