Hägele hört auf, Sczuka und Co. übernehmen

Nach 29 Jahren als Präsident des Sportkreises Rems-Murr tritt der gebürtige Weissacher beim Sportkreistag am 19. November nicht mehr an. Der 78-Jährige hinterlässt dem nachfolgenden Führungsteam ein gut bestelltes Feld und sagt: „Ich bin sehr stolz auf das, was entstanden ist.“

Glücklich über das, was in seiner 29-jährigen Amtszeit entstand: Erich Hägele. Foto: Alexander Becher

© Sportfotografie Alexander Becher

Glücklich über das, was in seiner 29-jährigen Amtszeit entstand: Erich Hägele. Foto: Alexander Becher

Von Uwe Flegel

Fast genau 29 Jahre ist es her, als Erich Hägele im Mai 1993 in Kleinaspach das erste Mal an die Spitze des Sportkreises Rems-Murr gewählt wurde. Ein halbes Jahr bleibt er dort noch, dann verabschiedet sich der 78-Jährige beim Sportkreistag in Waiblingen als Präsident. Das aber nicht, ohne das Feld bereits bestellt zu haben. Stimmen die Mitglieder am 19. November zu, folgt auf den gebürtigen Weissacher ein fünfköpfiges Präsidium mit Althüttes Bürgermeister Reinhold Sczuka als Sprecher an der Spitze.

Fast drei Jahrzehnte prägt Hägele mittlerweile den Sportkreis. „Friedrich Seibold ist damals auf mich zugekommen, als ein Nachfolger für Giselher Gruber gesucht wurde“, erinnert er sich. Der Schulleiter und frühere SPD-Landtagsabgeordnete aus Murrhardt, zuvor 15 Jahre oberster Sportler im Kreis, wollte aus gesundheitlichen Gründen aufhören. Birkmannsweilers Ex-Bürgermeister und in Winnenden beheimateter CDU-Kreisrat Seibold wusste Rat. Erich Hägele muss ran. Als ehemaliger Fußballer und Abteilungsleiter des SVU, als stellvertretender Bürgermeister und Gemeinderat seiner Heimatgemeinde sowie als bereits erfahrener Kreisrat war der VfB-Edelfan in alle Richtungen bestens verdrahtet. Zudem brachte er aus seiner beruflichen Tätigkeit bei einer Versicherung viel Erfahrung in Sachen Organisation und Verhandlungen mit.

Einzig seine CDU-Mitgliedschaft gefiel damals nicht allen, nachdem seine Vorgänger Giselher Gruber und Emil Erlenbusch sowie auch einige ihrer alten Weggefährten das SPD-Parteibuch besessen hatten. Hinzu kam Hägeles Umtriebigkeit. Schon damals war er bekannt dafür, spontane Ideen zu haben, an irgendwelchen Fäden im Vorder- und Hintergrund zu ziehen, überall dabei und stets für eine Überraschung gut zu sein. „Der eine oder andere hat mich am Anfang schon kritisch beäugt“, blickt der gebürtige Weissacher zurück und freut sich heute noch, „dass mein Vorgänger Giselher Gruber und seine Frau Gudrun von Beginn an stets hinter mir gestanden haben, so wie es ihr Sohn Gernot heute auch noch tut“.

Jedenfalls ist aus ihm zwischenzeitlich ein Langzeitsportkreispräsident geworden, der stolz sagt: „Als ich das Amt von Giselher übernommen habe, waren wir bereits der führende Sportkreis im Ländle und sind es bis heute geblieben.“ Dabei, so gesteht er selbst ein, „stand dieses Amt in meiner Lebensplanung nicht drin. Ich wollte Präsident des VfB Stuttgart werden.“ Auch weil sein Freund Gerhard Mayer-Vorfelder ihn immer mal wieder dazu ermuntert hatte.

Jetzt wird erst einmal der 75. Geburtstag des Sportkreises gebührend gefeiert

Das mit dem Vorsitz bei seinem Herzensklub hat nicht geklappt, das mit dem Vordenker an Rems und Murr ist nun in einem halben Jahr vorbei. Bis dahin macht Erich Hägele das, was er immer gern und oft tat: Er ehrt und feiert Anlässe richtig. So wie dieses Jahr den 75. Geburtstag des Sportkreises. Geplant sind viele kleinere und vier große Veranstaltungen mit Fußballspielen gegen die Traditionsteams von Werder Bremen (17. Juli, Fellbach), Borussia Dortmund (23. Juli, Backnang) und vom VfB Stuttgart (24. Juli, Schorndorf) sowie ein Handballtag mit Beteiligung des Drittligisten HC Oppenweiler/Backnang und des Erst-Bundesligisten TV Bittenfeld (13. August, Waiblingen).

Große Namen, ein großes Programm und Beispiel dafür, wie der Nochvordenker des Rems-Murr-Sports tickt. Einerseits pflegt und nutzt er die vielen Kontakte zu den Großen in Politik, Sport und Wirtschaft. Andererseits sind ihm Dinge wie das Sportabzeichen oder das Zeltlager Salbengehren zur Herzensangelegenheit geworden. So ist es ihm wichtig, dass die Einrichtung am Ebnisee für die Zukunft gut gerüstet ist, dank Personen „wie vor allem Joachim Kristen und auch Eugen Holzwarth“. Zwei Namen, die er gerne erwähnt. Denn auch das war und ist der gebürtige Weissacher: Er denkt nicht nur an die Promis, sondern schätzt ebenso die vielen Fleißigen in den Vereinen. „Ich zeichne einen Platzwart genauso gerne aus wie einen Sponsoren und habe deshalb zum Beispiel beim Sportkreis eine Ehrungsrichtlinie mit der Vergabe von Ehrennadeln in Bronze, Silber, Gold und Diamant geschaffen, um auch die zu belohnen, die bei anderen durchfallen.“ Es ist zu spüren, dass Hägele immer noch brennt. Weshalb hört er dann auf? „Weil die Zeit reif dafür ist. Ich werde nächsten Januar 79 Jahre alt. Und: Noch bin ich in der Lage im Hintergrund mitzumachen und meine Nachfolger dort zu unterstützen, wo es gewünscht und nötig ist. An der Spitze will ich aber nicht mehr stehen.“ Deshalb tritt er nun einen Schritt oder gar zwei Schritte zurück und sagt: „Ich bin schon sehr, sehr stolz auf das, was entstanden ist.“

Eine Mannschaft anstelle eines Einzelkämpfers

Nachfolge Bleibt beim Sportkreistag eine Überraschung aus, dann gibt’s künftig ein Präsidium, das wenigstens fünf und bis zu zehn gleichberechtigte Mitglieder umfasst. Sprecher soll Reinhold Sczuka werden. Der 55-Jährige erklärt: „Als Einzelkämpfer wie Erich Hägele kann ich es nicht machen. Das geht nur als Team.“ Sczuka, selbst Volksläufer und in der Rems-Murr-Bürgermeisterelf am Ball, ist bereits im Beirat des Zeltlagers Selbengehren engagiert.

Neben Sczuka sollen Jörg Schaal (Weissach), Yvonne Benz (Winnenden), Simone Schneider-Seebeck (Kirchberg) und Hubert Knödler (Schorndorf) ins Präsidium gewählt werden.

Auszeichnungen Hägele selbst wird im November wohl zum Ehrenpräsident ernannt. Für den Weissacher die nächste große Auszeichnung. Unter anderem hat er bereits das Bundesverdienstkreuz, das Verdienstkreuz am Bande und die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg erhalten. Zudem wurde er von der Deutschen Olympischen Gesellschaft, dem WLSB und dem WFV jeweils mit der Ehrennadel in Gold ausgezeichnet.

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Erstellt:
5. Mai 2022, 06:00 Uhr

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