Handball-Begeisterung im Doppelpack in der Gemeindehalle

Erst gibt die italienische Nationalmannschaft ihre Visitenkarte ab, besiegt im Testspiel den Drittliga-Tabellenführer HC Oppenweiler/Backnang mit 39:33. Dann wird beim Public Viewing das deutsche Nationalteam bejubelt, das zum EM-Auftakt souverän gegen die Schweiz gewinnt.

Markus Dangers (am Boden) und Drittligist HC Oppenweiler/Backnang lieferten sich mit der italienischen Nationalmannschaft um Marco Magro (Mitte) und Giacomo Savini (rechts) trotz der am Ende klaren 33:39-Niederlage ein überaus interessantes Testspiel. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Markus Dangers (am Boden) und Drittligist HC Oppenweiler/Backnang lieferten sich mit der italienischen Nationalmannschaft um Marco Magro (Mitte) und Giacomo Savini (rechts) trotz der am Ende klaren 33:39-Niederlage ein überaus interessantes Testspiel. Foto: Alexander Becher

Von Alexander Hornauer

Es war zwar nur ein Testspiel, aber ein hochinteressantes. Die Gemeindehalle war mit 500 Besuchern sehr gut gefüllt. Florian Friz aus Oppenweiler nahm die Partie zum Anlass, mal wieder vorbeizuschauen, denn: „Bei so einem Jahrhundert-Ereignis muss man einfach dabei sein.“ Sein Weggefährte Armin Holp ergänzte: „Wann kommt es schon vor, dass man eine Nationalmannschaft in Oppenweiler zu sehen bekommt.“ Es war ein toller Abend, mit Einlaufkindern, Nationalhymnen vor dem Spiel und einer Begrüßung auf Italienisch durch Mara Ottomani, Torfrau der HCOB-Handballerinnen mit italienischen Wurzeln.

Und sportlich? War es für Italien ein wichtiger Test. In zwei Monaten stehen entscheidende WM-Qualifikationsspiele gegen Belgien an. Für die Schwaben ging es darum, vor dem Wiedereinstieg in eineinhalb Wochen beim TSV Neuhausen/Filder Schwung aufzunehmen. Trainer Daniel Brack konnte mit dem 33:39 leben: „Es war ganz okay und hat auf jeden Fall viel Spaß gemacht.“ Auch deshalb, weil sich kurzzeitige Schreckmomente – mit Florian Frank und Lukas Rauh fielen gleich zwei Akteure in einer frühen Phase der Partie aus – als wohl nicht so schlimm erwiesen. Taktisch war es interessant, weil Italien konsequent auf einen siebten Feldspieler setzte, „dabei aber in einer Variante mit nur einem Kreisläufer.“ Das, so Brack, habe er noch nie gesehen, „und ich habe wirklich schon sehr viel Sieben gegen Sechs gesehen.“ Die Azzuri schafften es damit aber, gute Torchancen zu erspielen. Allerdings merkte man dem jungen Team – einige erfahrene Akteure fehlten – die mangelnde Abstimmung an. Die Gäste leisteten sich Ballverluste und der HCOB traf ins verwaiste Gehäuse. In der ersten Halbzeit lagen die Gastgeber deshalb mehrmals vorne, auch zur Pause, 20:19.

Italien testet noch gegen Bern und Balingen-Weilstetten II

Nach dem Seitenwechsel lief bei dem Team aus dem Murrtal im Angriff nicht mehr ganz so viel. Italien übernahm das Kommando. Vor allem der für den französischen Club Sélestat AHB spielende Marco Mengon war kaum zu stoppen. Die Gäste siegten und Nationaltrainer Riccardo Trillini sagte: „Für uns war es ein wichtiger Test, weil wir das Sieben zu Sechs gegen einen ebenfalls sehr schnell spielenden Gegner gut ausprobieren konnten. Das Heimteam hat unsere Abwehr gut unter Stress gesetzt.“ Vor der Pause habe seine Mannschaft noch Konzentrationsschwächen gezeigt, in Durchgang zwei habe vieles besser funktioniert, urteilte der Nationalcoach. Oppenweiler/Backnangs Leistung lobte Trillini. In weiteren Tests geht es nun gegen den BSV Bern und Balingen-Weilstetten II.

Für einen Spieler des italienischen Nationalteams bedeutete die Partie in der Gemeindehalle eine „kleine Reise in die Vergangenheit.“ Keeper Domenico Ebner spielte früher für die SG Köndringen/Teningen „und ich habe heute viele alte Bekannte aus der Dritten Liga Süd wiedergesehen, das war sehr schön.“ Der Torwart des Bundesligisten SC DHfK Leipzig spielte einst auch für die SG BBM Bietigheim, seinerzeit gemeinsam mit HCOB-Keeper Jürgen Müller. Der freute sich über die gute Entwicklung seines einstigen Mitspielers, „auch dass er sich mit Italien nun auf internationalem Parkett bewegen kann. Er ist ein unheimlich sympathischer Mensch und ein sehr harter Arbeiter, ich gönne ihm die Erfolge.“

Vielleicht gelingt Italien dann auch einmal die Qualifikation für ein internationales Großereignis. Den Auftakt der gestrigen Handball-EM verfolgten die Südeuropäer gemeinsam mit vielen anderen beim Public-Viewing in Oppenweiler. Auf zwei Großleinwänden im Foyer und im Innenraum der Gemeindehalle verfolgten die Fans die Partie der deutschen Mannschaft gegen die Schweiz. Spannend war es nicht, aber das kann ja noch werden. Moritz Bühler, HCOB-Multifunktionär, war jedenfalls begeistert: „Das war ein richtig guter Start.“

HC Oppenweiler/Backnang Müller (1), Merzbacher (n.e.) – Schliedermann (1), Newel (4), Buck (8/2), Schmid, Dangers (2), Diebel (5), Schmiedt (3), Orlich (2), Goller (5/2), Frank, Maurer, Rauh (2), Gehrke (n.e.).

Italien: Ebner (SC DHfK Leipzig), Pavani (Raimond Ego Sassari), Rihai (C‘ Chartres Métropole) – Arcieri (SSV Brixen, 1), Simone Mengon (ThSV Eisenach, 6), Prantner (HBW Balingen-Weilstetten, 5), Marco Mengon (Sélestat AHB, 9), Savini (Pallamano Cassano Magnago, 6), De Angelis (BM Benidorm, 1), D’Antino (Atletico Valladolid, 1), Aldini (1), Manojlovic (beide Raimond Ego Sassari, 2), Sontacchi (SSV Brixen, 1), Helmersson (1), Magro (SG Saulheim, 1), Strappini (Polisportivo Cingoli, 2), Moretti (Pallamano Cassano Magnago, 2/1).

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Erstellt:
11. Januar 2024, 06:00 Uhr

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