US-Wahl 2024
Harris geht auf „Media-Blitz“, Trump bricht mit einer Tradition
Es sind nur noch wenige Wochen bis zur US-Präsidentschaftswahl. Kamala Harris tingelt vom Frühstücksfernsehen zur „Late Night“-Show. Donald Trump indes bleibt lieber da, wo er sich wohl fühlt: Bei Fox News.
Von Theresa Schäfer
„Kamala, Kamala, Kamala“ schallte es durch das Ed Sullivan Theater in New York. Kamala Harris’ „Last-Minute-Mediablitz“ kulminierte am Dienstagabend mit einem Auftritt in der „Late Night Show“ von Stephen Colbert vor einem mehr als wohlmeinenden Publikum. Der Hit-Podcast „Call Her Daddy“, die Frühstücksfernsehshow „The View“, Howard Sterns Show und, der Klassiker, „60 Minutes“ – die demokratische Kandidatin für das US-Präsidentenamt ließ nichts aus, um wenige Wochen vor der US-Wahl am 5. November ihre politische Botschaft unter die Leute zu bringen.
Hier wisse offenbar jeder, wie man ihren Namen richtig ausspreche, bemerkte Harris, als die Sprechchöre verstummt waren – und schoss damit ihre erste Spitze gegen Donald Trump ab, kaum hatte sie in Colberts Studio Platz genommen. Der frühere US-Präsident und republikanische Bewerber fürs Weiße Haus tut sich bei seinen Rallyes (absichtlich?) schwer mit dem indischen Vornamen seiner Kontrahentin.
Der Ton war gesetzt. Harris kritisierte Trump dafür, dass er in Florida, ein Bundesstaat, der schwer vom Hurrikan „Helene“ getroffen wurde und dem jetzt der nächste Sturm „Milton“ bevorsteht, Falschinformationen streue. Bei seinen Wahlkampfveranstaltungen wiederholt Trump wieder und wieder Verschwörungstheorien: Die demokratische Biden-Regierung würde nicht helfen, weil in Florida mehrheitlich republikanisch gewählt würde. Oder: Mittel der Katastrophenschutzbehörde Fema gingen an illegal eingewanderte Migranten, damit diese ihre Stimme (die sie natürlich gar nicht haben) bei der Wahl am 5. November Harris und Walz geben. „Es erschüttert mich, dass ein Politiker Spielchen mit den Menschen spielt, die so viel leiden müssen, die Menschen verloren haben, ihr Haus verloren haben“, sagte Harris in der „Late Night Show“. „Es ist einfach grausam. Hast du denn kein Mitgefühl, Mann?“
Die Vizepräsidentin rief die Menschen in den betroffenen Gebieten dazu auf, die Warnungen ernst zu nehmen: „Bitte folgen Sie den Anweisungen der Behörden. Wenn die Ihnen sagen, dass Sie evakuiert werden, nehmen Sie Ihr Zeug und gehen Sie.“
Bereits am Montagabend strahlte das CBS-Interviewformat „60 Minutes“ ein Gespräch mit Kamala Harris aus. Donald Trump war in der Sendung nicht zu sehen: Er hatte dem TV-Klassiker eine Absage erteilt – und damit mit einer über 50 Jahre währenden Tradition gebrochen. Seit Richard Nixon und Hubert Humphrey anno 1968 gewährten alle Präsidentschaftskandidaten „60 Minutes“ ein Interview. Aus gutem Grund: Mit „60 Minutes“ erreichten sie zur besten Sendezeit ein Millionenpublikum.
Trump ist dem Format gram, seit er im Wahlkampf 2020 von der Journalistin Lesley Stahl für „60 Minutes“ befragt wurde. Damals fand er die Fragen unfair, parteiisch und stand schließlich auf, brach das Gespräch ab und verließ das Studio. Bei einer Pressekonferenz in Milwaukee vergangene Woche sagte der frühere US-Präsident, er habe eine Entschuldigung verlangt und als er diese nicht bekommen habe, habe er beschlossen, das Interview abzusagen. „Ich habe nie eine Entschuldigung bekommen, darauf warte ich bis heute“, sagte Trump auf die Frage eines Reporters.
Donald Trump machte am Montagabend sein Gegenprogramm – beim stramm konservativen Sender Fox News: In einem Studio, vollgepackt mit seinen Anhängern, sprach er mit der Moderatorin Laura Ingraham. Dort erzählte er auch erneut von dem Attentat, bei dem er Mitte Juli in Butler im Bundesstaat Pennsylvania durch Schüsse verletzt wurde, ein Mensch starb. Trump schmückte seine Geschichte detailreich aus – und hatte die Sympathie des Publikums auf seiner Seite.