HC Oppenweiler/Backnang besetzt den Trainerstuhl mit Stephan Just
Der Nachfolger von Daniel Brack ist gefunden, bei den Drittliga-Handballern gibt künftig ein ehemaliger Bundesliga- und Nationalspieler die Kommandos. Vor einem Jahr hat der Neue den EHV Aue in die Zweite Bundesliga geführt, Selbiges soll er im Murrtal möglichst wiederholen.
Von Alexander Hornauer
Ende April teilte der HC Oppenweiler/Backnang mit, dass die Zusammenarbeit mit Daniel Brack anders als geplant bereits nach einer Runde in diesem Sommer endet (wir berichteten). Für die Macher um den sportlichen Leiter Jochen Bartels und Geschäftsführer Jonas Frank verlangte der späte Zeitpunkt dieser Entscheidung flinkes Handeln. „Wir haben uns aber die notwendige Zeit genommen, um ein detailliertes Profil mit klaren Anforderungen zu erstellen“, betont Frank. Wichtige Faktoren: Der neue Trainer sollte Erfolge vorweisen können, hauptamtlich tätig sein und seine persönliche Spielphilosophie mit der individuellen Qualität der HCOB-Akteure in Einklang bringen.
In den Fokus rückte vor allem Stephan Just. „Er stand von Anfang an auf unserer Liste, weil er alle geforderten Attribute mitbringt“, sagt Bartels. Bei einem Vor-Ort-Termin mit dem 45-Jährigen, der bis vergangenen Herbst beim EHV Aue arbeitete, sei festgestellt worden, „dass wir eine gute Basis für weitere Gespräche haben“, fügt der sportliche Leiter hinzu. Die mündeten dann in eine Einigung und Bartels ist angetan: „Wir haben einen äußerst ehrgeizigen, professionellen und kommunikativen Coach für die anspruchsvolle Aufgabe gewinnen können.“ Just habe in Aue gezeigt, dass er ein ambitioniertes Team, das den Zweitliga-Aufstieg anstrebt, zum Erfolg führen kann. Zudem habe er auch menschlich einen sehr sympathischen Eindruck hinterlassen und sei von seiner zukünftigen Mannschaft und den Trainingsbedingungen überzeugt.
„Für mich war das Paket wichtig“, sagt Just: „Ich muss mich mit einer Sache identifizieren können. Das ist hier so. Die Strukturen passen zu den Zielen und umgekehrt.“ Das sei eine wichtige Voraussetzung, um erfolgreich zu sein. Aus der Aufstiegsrunde in der Saison 2022/2023 kennt der neue Trainer bereits die Gemeindehalle, „das Drumherum hat mir gefallen und die Stimmung war gut“. Das Handballtrainingszentrum sei bemerkenswert, „da würde sich mancher Bundesligist die Finger danach schlecken“.
Klare Ansagen und trotzdem immer ein offenes Ohr für die Anliegen der Spieler
Was seine Arbeitsweise betrifft, sagt Just über sich selbst: „Ich bin ein Trainer, wie ich ihn als Spieler gerne gehabt hätte. Du musst klar sagen, was dir wichtig ist. Aber es ist auch sehr von Vorteil, die Jungs in den Entwicklungsprozess einzubinden.“ Sozusagen ein kommunikatives Geben und Nehmen. Man könne immer mit ihm reden, so der gebürtige Thüringer, „auch oder gerade, wenn mal einer nicht zufrieden ist“. Ihm sei wichtig, dass zielstrebig, aber immer mit Freude gearbeitet wird: „Die Jungs müssen aus Leidenschaft und Spaß zum Training kommen – und ich versuche, sie dahin zu schubsen.“
In der abgelaufenen Runde, die mit den Aufstiegsspielen gegen Ferndorf endete, hat sich Just einige Spiele seines neuen Teams angesehen. Von seinen Vorstellungen der Spielweise „sind wir nicht weit weg“. In der Abwehr ist ihm Kompaktheit wichtig, um den Angreifern Entscheidungen unter Druck aufzuzwingen. Im Idealfall gibt’s dann Würfe von den Außenpositionen oder aus der zweiten Reihe und dafür wenige Aktionen aus der Nahdistanz und vom Kreis, „die ja auch immer die Gefahr einer Doppelbestrafung bieten“. Tempospiel sei heutzutage so oder so das Nonplusultra, aber „wir wollen es durchaus mit mutigem Risiko spielen“. Im Angriff setzt der frühere Mittelmann und Kreisläufer auf Variabilität, denn „Entscheidungsverhalten ist hier das größte Gut. Jeder Spieler soll sich mit seinen unterschiedlichen individuellen Stärken einbringen können.“ Und über allem steht die Forderung des Trainers nach „hoher Leidenschaft und hoher Einsatzbereitschaft“.
Am 8. Juli bittet Stephan Just zum ersten Training
Den Kader sieht Just gut aufgestellt, die Verpflichtungen seien verheißungsvoll. Er denkt etwa an den neuen Keeper Janis Boieck, der Konstanz zuletzt zum Einzug ins Finale der Aufstiegsrunde verhalf, freut sich über die unterschiedlichen Spielertypen im Rückraum und die talentierten Neuen auf den Außenpositionen. Kurzum: „Ich freue mich auf die Mannschaft, weil sie einen sehr guten Mix hat.“ Am 8. Juli beginnt das Training und dann gehe es darum, „sich schnell aneinander zu gewöhnen und Vertrauen zu finden“. Beim Verein ist die Zuversicht groß. Warum, verrät der sportliche Leiter Jochen Bartels: „Wir haben erstmals einen Trainer beim HCOB, der sich vollumfänglich und hauptamtlich um die Weiterentwicklung der Mannschaft kümmern und neue Akzente setzen wird. Wir hoffen, dass diese professionelle Konstellation in Verbindung mit der bisherigen Mannschaft und den starken Zugängen eine weitere Steigerung der sportlichen Qualität zur Folge hat.“
Spieler Am 3. April 1979 in Eisenach geboren, beginnt Stephan Just bei der BSG Motor Eisenach, die nach der Wiedervereinigung zum ThSV Eisenach umfirmiert. Mit seinem Heimatverein steigt er 1997 in die Erste Bundesliga auf. 2003 wechselt der Kreisläufer zum SC Magdeburg, weitere Stationen sind der SV Post Schwerin, GWD Minden, der TuS N-Lübbecke, die TSG Friesenheim und der ASV Hamm-Westfalen.
Bilanz Mit 1862 Toren in 449 Erstliga-Partien belegt Stephan Just den 15. Platz in der ewigen Torschützenliste der Handball-Bundesliga. Spieler wie Florian Kehrmann, Michael Kraus oder Stefan Kretzschmar liegen hinter ihm. 1999 debütiert Just gegen Polen im Nationalteam, für das er 14 Einsätze in der Statistik hat.
Trainer Seine zweite Karriere startet Stephan Just in der Jugend beim ASV Hamm- Westfalen und bei GWD Minden. Bei den Aktiven trainiert er den ASV Hamm-Westfalen, die TSG Altenhagen-Heepen und den SC Magdeburg II sowie den EHV Aue.