HC Oppenweiler/Backnang misst sich mit der Squadra Azzurra
Die Drittliga-Handballer aus dem Murrtal absolvieren am kommenden Mittwoch um 19 Uhr ein besonderes Freundschaftsspiel. An dem Tag, an dem die Europameisterschaft in Deutschland beginnt, wird in der Gemeindehalle die italienische Nationalmannschaft erwartet.
© IMAGO/Newspix
Das italienische Nationalteam in den blauen Trikots (hier im Duell mit Polen) kreuzt nächsten Mittwoch in Oppenweiler auf. Imago
Von Alexander Hornauer
Es ist ein internationaler Start ins neue Jahr, den der Tabellenführer in der Südstaffel der Dritten Liga hinlegt. Der HC Oppenweiler/ Backnang empfängt am 10. Januar mit den Italienern ein Team, das die Fahrkarte zum kontinentalen Turnier mit Spielen in Düsseldorf, Mannheim, München, Berlin, Hamburg und Köln auf unglückliche und auch nicht unumstrittene Weise verpasst hat. Bis zuletzt hatten sie gehofft, unter den 24 Nationen bei der EM zu sein und eines der vier Tickets zu ergattern, die an die vier besten Dritten der Qualifikationsgruppen vergeben wurden. Das Problem: Das Quartett wurde nicht in Play-offs ermittelt, sondern mit einem rechnerischen Vergleich. Hierfür zählten nur die Ergebnisse gegen die zwei Topmannschaften der Gruppe, in Italiens Fall also gegen die starken Franzosen und Polen. „Meiner Meinung nach sind wir stärker als die Drittplatzierten, die sich qualifiziert haben“, ärgerte sich Trainer Riccardo Trillini und kritisierte den Modus, als nach der 27:41-Niederlage gegen den Olympiasieger Frankreich das Aus für die EM feststand.
Stattdessen schaut die Squadra Azzurra nur zu, wenn bis zum 28. Januar der Europameister gekürt wird. Das Eröffnungsspiel bestreiten Frankreich und Nordmazedonien am kommenden Mittwoch um 18 Uhr, eine Stunde später tritt Italien in der Gemeindehalle gegen den HCOB zum Freundschaftsspiel an. Wer Lust hat, kann in Oppenweiler gleich einen ganzen Handballabend verbringen. Ab 20.45 Uhr wird beim Public Viewing auf einer Großleinwand das Auftaktspiel der deutschen Mannschaft gegen die Schweiz gezeigt, bei dem mehr als 50000 Zuschauer im Düsseldorfer Stadion für einen neuen handballerischen Weltrekord sorgen.
Willkommene Chance für den HCOB, für den Ligaalltag in Schwung zu kommen
Bevor sich die Augen aller Fans auf den Bildschirm richten, ist allerdings Livesport im Murrtal angesagt. Es ist der erste Auftritt im neuen Jahr für den Drittliga-Spitzenreiter, der sich mit einem Heimsieg gegen den HC Erlangen II am 9. Dezember in die vergleichsweise lang ausfallende Weihnachtspause verabschiedet hatte. Erst am 20. Januar geht es mit der Partie beim TSV Neuhausen/Filder weiter, eine Woche später folgt das Heimspiel gegen den SV Salamander Kornwestheim. Um für diese anspruchsvollen Aufgaben in Schwung zu kommen, hatte Trainer Daniel Brack ohnehin ein Vorbereitungsspiel geplant. Als sich dann sogar die reizvolle Option eines Duells mit dem Nationalteam aus Italien auftat, nahm sie der HC Oppenweiler/Backnang gerne an.
„Für uns ist das natürlich etwas Besonderes“, sagt Daniel Brack. „Es kommt nicht so oft vor, dass man gegen eine Nationalmannschaft spielen kann. Wir freuen uns auf das Event.“ Die Squadra Azzurra absolviert ein Trainingslager in Albstadt und bereitet sich dort auf die nächsten Qualifikationsspiele zur Weltmeisterschaft 2025 vor, die in Kroatien, Dänemark und Norwegen ausgetragen wird. In Runde eins warfen die Italiener die Türkei aus dem Wettbewerb, im März wartet nun Belgien. Bei einem weiteren Erfolg ginge es in den Play-offs gegen einen der aktuellen EM-Teilnehmer um das Ticket für die WM im kommenden Jahr.
Italiens Torwart blickt schon auf Duelle mit dem HCOB zurück
Der prominenteste italienische Spieler ist im süddeutschen Raum bestens bekannt. Torwart Domenico Ebner war einst mit der SG Köndringen/Teningen in der Dritten Liga am Ball, auch in Duellen mit dem HCOB. Der 29-Jährige, der in Freiburg im Breisgau geboren wurde, ist inzwischen ein etablierter Bundesliga-Profi beim SC DHfK Leipzig und eine Stütze des italienischen Nationalteams. Der aus Meran stammende Rechtsaußen Leo Prantner geht im Ligaspielbetrieb für HBW Balingen-Weilstetten auf Torejagd, in der Jugend besuchte das Talent die Akademie der SG Flensburg-Handewitt.
Das attraktive Testspiel mitsamt dem anschließenden Public Viewing zum WM-Auftakt „ist für uns eine tolle Möglichkeit, allen Fans einen attraktiven Start ins Handballjahr 2024 zu bieten“, sagt HCOB-Geschäftsführer Jonas Frank und verrät: „Der Eintritt ist an diesem Abend frei und wir haben ein attraktives kulinarisches Programm vorbereitet.“ Zudem gehen die aktuellen Trikots des Drittliga-Teams auch als Fantrikots in den freien Verkauf, auch in Kindergrößen.
Qualifikation Was das Nationalteam aus Italien nach dem verpassten EM-Ticket noch anpeilt, ist Griechenland bereits gelungen: die Qualifikation für ein internationales Großereignis. Die Handballer aus dem Mittelmeeranrainerstaat sind zum ersten Mal bei einer Europameisterschaft dabei. Sie tragen ihre Spiele beim Turnier in Deutschland in München aus. In einer Gruppe mit Tschechien, Portugal und Dänemark gilt die Mannschaft nur als Außenseiter.
EM-Einsatz Mit dabei ist ein früherer HCOB-Handballer. Für Petros Kandilas ist es ein Highlight in seiner Karriere. Als junger Mann wechselte er 2012 von der SG H2Ku Herrenberg zum TV Oppenweiler und war maßgeblich am Aufstieg von der Württembergliga in die Dritte Liga beteiligt. Mit dem umjubelten Klassenverbleib in der dritthöchsten Klasse verabschiedete sich der 1,97 Meter große Rückraumspieler 2016 nach 94 Einsätzen (244 Tore) im grünen Trikot unter beiderseitig großem Bedauern in seine Heimat. Dort spielt er seither für den renommierten Klub Olympiakos Piräus. Er entwickelte sich zu einer Stammkraft im griechischen Nationalteam und freut sich nun auf die Auftritte in München – zumal sich schon einige Bekannte aus seiner einstigen Wahlheimat Oppenweiler als Besucher angekündigt haben. Sie werden ihrem früheren sportlichen Weggefährten Petros Kandilas vor Ort die Daumen drücken.
