Hermann platzt der Kragen bei der Bahn

Die Deutsche Bahn arbeitet am Netz rund um Stuttgart, zahlreiche Züge entfallen oder werden umgeleitet. Und es wird noch schlimmer.

Gerade nicht besonders gut auf die Bahn zu sprechen: Landesverkehrsminister Winfried Hermann.

© dpa/Bernd Weissbrod

Gerade nicht besonders gut auf die Bahn zu sprechen: Landesverkehrsminister Winfried Hermann.

Von Christian Milankovic

Stuttgart - Das Verhältnis des Landes Baden-Württemberg zur Deutschen Bahn wird auf eine harte Bewährungsprobe gestellt. Verkehrsminister Winfried Hermann hat das Verkehrsunternehmen ungewöhnlich scharf kritisiert. Auslöser sind Beeinträchtigungen von Fahrgästen, ausgelöst durch Arbeiten am Streckennetz der Bahn in der Region Stuttgart. Hermann ist sauer: „Wer so weitermacht, braucht am Ende keinen Bahnhof mehr, weil niemand mehr mit dem Zug fährt.“

Auslöser für den Krach sind Arbeiten für den Digitalen Knoten Stuttgart, die die Bahn der Öffentlichkeit Anfang Februar angekündigt hat – und deren Umfang sie nach Lesart des Ministers überraschend ausgeweitet hat. „Die Bahn kündigt ihre Baustellen viel zu kurzfristig an – ohne Rücksicht auf die Fahrgäste und ohne Rücksicht auf Verluste. Keine Sperrung der letzten Monate ist bisher rechtzeitig angekündigt worden. Und nur Tage vor der Sperrung wird jetzt der Zeitraum mal eben um mehrere Wochenenden verlängert.“

Tatsächlich hatte die Bahn Anfang Februar angekündigt, zwischen 22. Februar und 3. März in Feuerbach neue Leit- und Sicherungstechnik einzubauen. Wegen der Arbeiten konnten zwei der vier Gleise zwischen Zuffenhausen und Nordbahnhof nicht genutzt werden – mit weitreichenden Folgen für die Fahrgäste. So weit, so bekannt, so schlecht für die Fahrgäste. Was bei Hermann aber die Zornesader anschwellen lässt: Die Bahn plant die selben Einschränkungen auch an den Wochenenden 8./9., 15./16. und 22./23. März – wovon das Ministerium nach eigenem Bekunden erst kurzfristig erfahren hat. „Solch gravierende Eingriffe wie die Abwicklung von Nah- und Fernverkehr über die bereits ausgelasteten S-Bahn-Gleise eines der größten Schienenknoten Deutschlands müssen rechtzeitig kommuniziert werden“, sagt Hermann. „Es ist richtig, dass die Projektgesellschaft Stuttgart–Ulm sich auf die Fertigstellung von Stuttgart 21 konzentriert. Aber dabei darf nicht der Rest der Bahn-Welt aus dem Blick geraten.“ Die Deutsche Bahn betont in einer schriftlichen Stellungnahme die hohe Komplexität des Vorhabens Stuttgart 21 und des sogenannten Digitalen Knotens Stuttgart. „Alle Verbindungen zu bestehenden Strecken müssen getrennt und wieder neu verbunden werden, eine komplett neue Generation der Leit- und Sicherungstechnik im gesamten Knoten muss sukzessive fertiggestellt und abgenommen werden; und gleichzeitig sind zu alledem auch noch Sanierungsmaßnahmen an der störanfälligen Bestandsinfrastruktur in den Bauablauf zu integrieren.“

Das alles mache „jedoch leider kurzfristige Sperrpausen erforderlich. Dies gilt auch für die aktuell anstehenden Baumaßnahmen in Stuttgart-Feuerbach bis 24. März.“ Die umfangreichen Arbeiten blieben „leider nicht ohne Auswirkungen für Fahrgäste“. Die Bahn setzt darauf, dass nach dem Tal der Tränen Besserung eintritt.

Zum Artikel

Erstellt:
3. März 2025, 22:06 Uhr
Aktualisiert:
4. März 2025, 21:57 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen