Hinweise für ein rücksichtsvolles Verhalten im Wald
Bei der Online-Auftaktveranstaltung zur Initiative „bewusst Wild“, deren Partnerregion der Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald ist, verdeutlicht Projektmanagerin Leonie Jurowski deren Anliegen und gibt Hinweise zum Verhalten bei Aktivitäten in der Natur.

© Sebastian Schröder-Esch
Engagierte zeigen Tafeln mit verschiedenen Wildtierspuren, damit man diese im Wald erkennt und den verschiedenen Tierarten zuordnen kann. Foto: Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. „Unser Ziel ist es, Menschen, die in der Natur arbeiten und Freizeitaktivitäten betreiben, für den Umgang mit Wildtieren und deren Bedürfnisse zu sensibilisieren. Dazu wollen wir in der Bevölkerung insgesamt das Bewusstsein dafür schaffen und schärfen, auf die Lebensweise der Wildtiere zu achten und lebendige Lebensräume zu sichern.“ So bringt Karl-Dieter Diemer, Geschäftsführer des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald, seit März Partnerregion der Initiative „bewusst Wild“, deren Botschaft auf den Punkt.
Die Online-Auftaktveranstaltung findet 27 Interessierte, aktive und künftige Naturparkführerinnen und -führer sowie für Natur- und Tierschutz Engagierte. Die Initiative „bewusst Wild“, 2011 im Südschwarzwald im Rahmen der Waldstrategie Baden-Württemberg entwickelt, wird vom Ministerium für den ländlichen Raum und Naturpark Südschwarzwald gefördert, der mit dem Verein Auerhuhn im Schwarzwald Träger ist. Sie setzt sich für die Bedürfnisse der Wildtiere und verantwortliches Verhalten der Menschen in der Natur ein, unabhängig vom Landschaftstyp.
Wildtiere passen sich uns an
„Wenn viele Menschen zu jeder Jahres-, Tages- und Nachtzeit in der Natur unterwegs sind, beunruhigen sie Wildtiere. Mit ihren hochempfindlichen Sinneswahrnehmungen reagieren sie auf solche Störungen wie auf Angriffe von Fressfeinden, die starken Stress und Fluchtreaktionen auslösen“, verdeutlicht Projektmanagerin Leonie Jurowski. Besonders problematisch sei dies im Winter: Wildtiere können den hohen Energieaufwand wegen des knappen Nahrungsangebots nicht ausgleichen, daher schwächt sie der Stress und kann sogar zum Tod führen. Aber „Wildtiere lernen, wann und wo Menschen unterwegs sind, passen sich räumlich und zeitlich an, verstecken sich und meiden die Waldwege tagsüber, nutzen diese aber nachts“, so Jurowski. „Wir wollen Freizeitaktive dafür begeistern, dass so viele verschiedene Wildtierarten in unseren Wäldern leben, und sie dafür sensibilisieren, dass sie sich durch deren Lebensräume bewegen, damit sich jede und jeder verantwortungsvoll in der Natur verhält“, unterstreicht die Projektmanagerin.
Dazu vermittle man die Botschaften und Ziele der Initiative mithilfe von Infomaterial und Öffentlichkeitsarbeit in Print- und Online-Medien in positiver, proaktiver Sprache ohne moralischen Zeigefinger, um die Mitmenschen zum Mitdenken und Mitmachen zu motivieren. Dazu zeigen stimmungsvolle Aufnahmen Freizeitaktive erkennbar auf Wegen und Hunde sind stets angeleint. Überdies gibt Leonie Jurowski allen, die beruflich und in der Freizeit in der Natur aktiv sind, wertvolle Hinweise für rücksichtsvolles Verhalten.
Geschützte Gebiete nicht durchqueren
„Wer auf befestigten Wald- und Feldwegen, markierten Routen und Pisten bleibt, ist für Wildtiere berechenbar und wird nicht als Gefahr betrachtet.“ Die Projektmanagerin empfiehlt, Aktivitäten in der Natur so zu planen, dass geschützte Gebiete für Wildtiere nicht durchquert werden, und dafür wenig kritische Zeiträume am Tag im Sommer und Herbst zu wählen. Dagegen seien Dämmerungs- und Nachtzeiten zu meiden, ebenso der Winter und die Fortpflanzungszeiten, rät Leonie Jurowski.
Das Team der Initiative bietet auch Schulungen an für Multiplikatoren wie Naturparkführer und Tourismusanbieter, zum Beispiel, um Spuren Wildtierarten zuzuordnen. Infomaterialien wie Tafeln, Plakate und Flyer können an das jeweilige Gebiet angepasst werden.
Geplant sind Vernetzungsworkshops mit anderen Akteuren und Partnerregionen sowie gezielte Aktionen. „Aktuell sind wir dabei, Infomaterial zum Thema Hunde zu entwickeln“, kündigt die Projektmanagerin an. Auf Nachfrage zur Resonanz in der Bevölkerung berichten sie und Projektkoordinatorin Mirjam Willert von viel positivem Feedback und Dankbarkeit für die Erklärungen durch Öffentlichkeitsarbeit in der Coronazeit. Indes habe es auch Kritik an zu vielen und zu strengen Verhaltenshinweisen gegeben. Darum versuchten sie, einen Mittelweg zu finden.
Naturpädagogikaktionen wie Nachtwanderungen, Waldbaden und Pilze sammeln können Naturparkführer weiterhin anbieten, sollten aber mit zuständigen Förstern abklären, wo Lebens- und Schutzräume von Wildtieren sind, rät das Team. Nach der Sommerpause werde im Rems-Murr-Kreis ein Wildtierbeauftragter seine Arbeit aufnehmen, auch seien rund 40 Kilometer legale Mountainbiketrails ausgewiesen, illegale dagegen gesperrt, informiert der für den Bereich Forst zuständige Landratsamtdezernatsleiter Gerd Holzwarth. Ansprechpartnerin des Naturparks für die Initiative ist Biodiversitätsprojektmanagerin Franziska Hornung. Im Naturparkzentrum werden Flyer zu „bewusst Wild“ ausliegen und das Team wird mit Infoständen auf Naturparkmärkten präsent sein, zum Beispiel am 16. Juli in Sulzbach-Laufen.
Link Weitere Informationen gibt es auf der Internetseite www.bewusstwild.de.