Sagrada Família versus Ulmer Münster
Höchster Kirchturm der Welt: Ulm ist den Titel bald los
Die Sagrada Família in Barcelona soll durch ein begehbares Glaskreuz bald höher sein als das Ulmer Münster. Das Kuriose: Die Firma, die es baut, ist nur einen Steinwurf von Ulm entfernt.
Von red/dpa
Nach mehr als 130 Jahren ist das Ulmer Münster bald seinen Titel als höchster Kirchturm der Welt los. Die Sagrada Família im spanischen Barcelona soll im kommenden Sommer durch ein begehbares Glaskreuz gut zehn Meter höher werden als der rund 162 Meter hohe Turm in Ulm.
Das Kuriose daran: Die Firma, die die Glaskonstruktion baut, ist nur einen Steinwurf vom württembergischen Ulm entfernt und sitzt im bayerischen Gundelfingen an der Donau - die Orte trennen nur 36 Kilometer Luftlinie. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.
„Wir nehmen das mit einem gewissen Augenzwinkern und Humor“, sagte der Chef der Josef Gartner GmbH, Jürgen Wax. Aus Ulm habe sich noch niemand beschwert.
Gemeinde mit Hidden Champion
Der Fassaden-Spezialist in der 8.000-Einwohner-Gemeinde ist ein sogenannter Hidden Champion, der für außergewöhnliche Bauten wie die Elbphilharmonie in Hamburg und das ufoartige Apple-Headquarter in San Francisco mitverantwortlich war.
Weltweit beschäftigt das Unternehmen mit Hauptstandort in Gundelfingen an der Donau rund 850 Mitarbeiter. Seit 2001 gehört das 1868 gegründete Familienunternehmen zur italienischen Permasteelisa Gruppe. Über eine Ausschreibung sei man an den Auftrag der Kirchen-Stiftung in Barcelona gekommen.
Montage im Frühsommer
Die Idee für das Glaskreuz stamme von der Stiftung der Sagrada Família. Erst sei ein Muster von einem Teil des Kreuzes gebaut worden, das aktuell in Barcelona öffentlich besichtigt werden könne. „Jetzt im Moment stellen wir die insgesamt sechs Teile bei uns im Werk in Gundelfingen her, aus denen das Kreuz zusammengebaut wird.“
Eins nach dem anderen werde nach Barcelona geliefert, um nächsten Frühsommer mit der Montage auf dem Turm beginnen zu können. Der Jesus-Christus-Turm der Sagrada soll vor dem 100. Todestag des weltberühmten Architekten Antoni Gaudí im Jahr 2026 offiziell fertig sein. Die Kosten für den Glas-Anbau sollen im unteren zweistelligen Millionenbereich liegen.
Begehbares Kreuz für die Ewigkeit
Technisch sei das Kreuz etwas ganz anderes, als das, was man bisher gebaut habe. „Wir haben schon Stahl-Glas-Brücken und -Dächer gebaut - aber ein begehbares Kreuz, das hohl ist und eine Wendeltreppe hat - das wurde natürlich in der Form noch nie gebaut und wird so schnell vermutlich nicht mehr gebaut werden“, erklärte Wax.
Und dann komme noch die Montage in einer Höhe von etwa 150 Metern dazu, die geschätzt zwei Monate dauern werde: von Juni bis August. Wann genau die Sagrada Família das Ulmer Münster dann tatsächlich überragen wird, konnte Wax nicht sagen.