Honigausbeute fällt dieses Jahr mager aus
Umso überwältigender ist der Besucherandrang beim 25. Bienenfest des Bezirksbienenzüchtervereins Murrhardt
Auch dank des herrlichen Spätsommerwetters ist heuer das Bienenfest des Bezirksbienenzüchtervereins Murrhardt ein echter Besuchermagnet: So viele Gäste aus dem ganzen Umkreis sind zur Hocketse an der Gemeindehalle Fornsbach gekommen, dass die Park- und Sitzplätze ebenso wie die Getränke knapp werden.

Bei einer Führung mit Rudolf Hofmann (Vierter von links) unter dem Motto „Blick ins Bienenvolk“ hält der Vorsitzende spannende Details rund um die fleißigen Insekten bereit. Im Bienenstock, den er zeigt, ist jede Menge los. Foto: E. Klaper
Von Elisabeth Klaper
FORNSBACH. Es herrscht heitere Urlaubsatmosphäre, und neben dem breit gefächerten kulinarischen Angebot finden auch die vielen Bienenprodukte reißenden Absatz. Echt schade ist jedoch, dass es heuer „wegen des anhaltend kalten, regnerischen Wetters im Frühjahr gar keinen Blütenhonig gibt“, bedauert Rudolf Hofmann. „Im Frühjahr haben die Bienen den gesamten gesammelten Honig für die Brutpflege benötigt“, erklärt der Vereinsvorsitzende. „Erfahrene Imker wissen, dass ein Bienenvolk im Frühjahr während der Entwicklungsphase der Brut pro Woche etwa zwei Kilogramm Honig braucht, was einer vollen Honigwabe entspricht.“
Auch Waldhonig gebe es nicht viel, „das liegt an der geringen Menge von Honigtau“. Zum Thema heimischer Honig gibt er etliche interessante Detailinfos. Die Vereinsmitglieder und Hobby-Imker „sind im Prinzip alle Bio-Imker“, erklärt Hofmann. Denn in der Region gebe es kaum Unterschiede zwischen konventionellem und Bio-Honig, da „die Natur noch weitgehend intakt ist und bei uns keine intensive Landwirtschaft betrieben wird“. Aber: „Für das Zertifikat Bio-Honig müssen Imker einen speziellen Kurs absolvieren bei Bioland oder Demeter, strenge Qualitätsrichtlinien einhalten und besondere Anforderungen erfüllen“, stellt der Vereinschef klar.
Der Honig der Vereinsmitglieder kommt vorwiegend aus der Region: „Die meisten Imker lassen ihre Bienenvölker stationär an einem Ort, beispielsweise im Garten oder am Waldrand stehen. Wir haben aber auch einige wandernde Imker, die mit ihren Bienenvölkern per Auto und Anhänger zum Teil weite Fahrten unternehmen, um spezielle Sorten, Trachten genannt, anbieten zu können. Für Rapshonig bringen manche ihre Bienen zu großen Rapsfeldern nach Hohenlohe oder auf die Schwäbische Alb, andere in die Pfalz für Kastanienhonig, oder nach Nord- oder Ostdeutschland für Akazienhonig.“
Damit die Qualität stimmt, werden laut Hofmann unter der Regie des Deutschen Imkerbunds regelmäßig Honigproben vom Bieneninstitut der Universität Hohenheim überprüft. Und nur Imker, die einen Honigkurs absolviert haben, dürfen für ihre Honiggläser das Etikett und Prädikat „Echter deutscher Honig“ des Deutschen Imkerbunds verwenden. Auch lassen manche Imker ihre Honige bei Prämierungen des Landesverbands Württembergischer Imker bewerten.
Die Bienen sind treue Sammlerinnen, suchen immer wieder dieselben Blüten auf
Zudem gebe es im Verein die Überlegung, mal eine Honigverkostung zu veranstalten, um verschiedene Sorten zu probieren und nach Geschmack, Geruch, Farbe, Konsistenz und anderen Kriterien charakterisieren und bewerten zu können. „Der Honig ist jedes Jahr anders, das hängt davon ab, wo die Bienen den Nektar gesammelt haben. Sie sind blütenstetig, das heißt, sie besuchen immer wieder dieselben Blüten, wie Obstbäume oder Löwenzahn. Bei uns vor Ort kann man aber die Sorten auch wegen der relativ kleinen Menge nicht so spezifisch unterscheiden“, verdeutlicht der Vorsitzende.
Heuer gibt’s übrigens ein kleines Jubiläum zu feiern: Bereits zum 25. Mal findet das Bienenfest statt. Walter Rau, seit über 40 Jahren engagiertes Vereinsmitglied, erzählt aus dessen Geschichte und Entwicklung. „Anfang der 1980er-Jahre waren die Finanzen knapp, darum brauchte unser Bezirksbienenzüchterverein Geld, und unser Vorstandsteam um den damaligen Vorsitzenden Ernst Rittberger kreierte das sogenannte Belegstellenfest am Waldrand von Siebenknie in Richtung Eschelhof.“ In der Nähe des dortigen Wanderheims gab es ein Holzhäuschen, das als Belegstelle diente. „Dort wurden Bienenköniginnen von ausgewählten Drohnen wertvoller Zuchtlinien-Völker begattet“, erklärt Walter.
Das Belegstellenfest feierten die Imker von 1982 bis 1986, doch sei das Aufstellen des Festzelts zu aufwendig geworden. Darum zog der Verein nach einer Pause unter Regie des neuen Vorsitzenden Jürgen Kursawe nach Klingen um, wo Mitglied Wilhelm Kugler sein Anwesen für das nun „Imkertreff“ genannte Fest zur Verfügung stellte. Dort habe eine besondere, heimelige Atmosphäre geherrscht, erinnert sich Walter Rau. Ab 1992 fand der gemütliche Imkertreff in Klingen statt, damit begann die Festzählung.
Nach einer Unterbrechung von 2002, als der Verein sein 75-jähriges Bestehen feierte, bis 2004 gab es weitere Imkertreffs von 2005 bis 2009. Aber: „Das Fest wurde immer größer, die Zahl der Besucher stieg von Jahr zu Jahr, darum wurde das Gelände in Klingen zu klein. Auch brauchten wir für einen reibungslosen Ablauf bessere Technik und Einrichtungen wie eine Küche und sanitäre Anlagen“, verdeutlicht Vorsitzender Hofmann. Deshalb wählte der Verein 2010 die Fornsbacher Gemeindehalle als neuen Standort für die Veranstaltung aus. Seit 2011 heißt sie Bienenfest auf Initiative von Rudolf Hofmann, „um die breite Bevölkerung anzusprechen“.
Bei einer Führung mit dem Vorsitzenden unter dem Motto „Blick ins Bienenvolk“ erfahren Besucher viel Wissenswertes über die fleißigen Insekten, dazu gibt’s Bienenfilme, jede Menge Infos und Gewinnspiele rund um Bienen und ihre Produkte und für die jüngsten Gäste diverse Spiel- und Bastelangebote.