„Ich glaube, dass noch alles möglich ist“

Interview Vor dem Heimspiel von Großaspachs Oberliga-Fußballern am Samstag um 15.30 Uhr gegen Normannia Gmünd verrät Linksverteidiger Niklas Mohr, wie die SG Sonnenhof mit dem Absturz auf Rang drei umgeht. Der 19-Jährige betont, dass der Aufstieg weiterhin das klare Ziel ist.

Linksverteidiger Niklas Mohr ist mit seinen 19 Jahren längst eine feste Größe im Team der SG Sonnenhof Großaspach. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Linksverteidiger Niklas Mohr ist mit seinen 19 Jahren längst eine feste Größe im Team der SG Sonnenhof Großaspach. Foto: Alexander Becher

Die 1:2-Niederlage in Nöttingen hat die SG im Aufstiegsrennen zuletzt zurückgeworfen. Können Sie die Stimmung in der Kabine nach dem Spiel beschreiben?

Wir waren natürlich enttäuscht, aber das ist nach jeder Niederlage so. Wir haben uns das Leben in der ersten Halbzeit selbst schwer gemacht, nur das können wir uns eigentlich vorwerfen. Da waren wir zu unkonzentriert, so dürfen wir in solche Spiele nicht reingehen. Die zweite Hälfte war gut, aber es hat gegen die in der Rückrunde so starken Nöttinger nach dem 0:2 nicht mehr gereicht, da wir die Chancen nicht genutzt haben. Wir wissen, wie wichtig die nächsten zwei Spiele sind, und wollen und müssen sie gewinnen.

Nach 27 von 32 Spieltagen hat Großaspach die Tabelle angeführt, viermal war es Rang zwei. Vor den letzten zwei Partien ist die SG erstmals nur Dritter. Wie geht die Mannschaft damit um?

Es mag vielleicht komisch klingen, aber eigentlich auch nicht viel anders, als wenn wir jetzt Erster wären. Denn auch dann müssten wir beide Partien gewinnen und würden sie entsprechend auch so angehen. Wir haben es jetzt zwar nicht mehr selbst in der Hand, Erster oder Zweiter zu werden, aber wir müssen dennoch zunächst auf uns schauen. Was die anderen machen, ist erst einmal nebensächlich. Ich glaube aber, dass noch alles möglich ist.

Vor der Niederlage in Nöttingen gab es in der Rückrunde auch schon andere ärgerliche Punktverluste. Welche Patzer tun rückblickend besonders weh?

Jedes Spiel, in dem wir Punkte liegen gelassen haben, tut rückblickend weh. Vor allem gilt das für Spiele wie das 0:0 gegen Bissingen, als wir uns etwas absetzen hätten können, weil Villingen und Göppingen am gleichen Spieltag ihr direktes Duell bestritten haben. Wir können es aber nicht mehr ändern und müssen jetzt nach vorne blicken. Es bringt uns jetzt auch nichts mehr, diesen verlorenen Punkten hinterherzutrauern.

Hat Trainer Pascal Reinhardt diese Woche besondere Akzente gesetzt, um das Team auf den Endspurt einzuschwören, oder lief alles so wie üblich ab?

Wir trainieren ganz normal, so wie sonst auch immer, und gehen die letzten Spiele genauso an wie alle vorherigen. Wir haben in dieser Saison gezeigt, dass wir jeden Gegner schlagen können. Wir müssen und können auch die letzten zwei Spiele gewinnen, davon bin ich absolut überzeugt.

Kommt es in dieser Phase vor allem auf Routiniers wie Maximilian Reule, Volkan Celiktas und Dominik Salz an oder ist auch die Unbekümmertheit junger Spieler gefragt, zu denen zum Beispiel Sie gehören?

Jedes Team braucht Führungsspieler, aber das gilt für die komplette Saison. Jetzt im Endspurt müssen alle, seien es die erfahrenen Spieler oder die jungen Spieler wie beispielsweise Lukas Stoppel oder ich, noch mehr Willen und noch mehr Einsatzbereitschaft an den Tag legen, um auch die letzten entscheidenden Wege zu gehen.

Mit gerade einmal 19 Jahren zählen Sie zu den Leistungsträgern, haben diese Saison nur einmal gefehlt, standen 30-mal in der Startelf. Für Sie persönlich könnte es kaum besser laufen, oder?

Ich bin natürlich glücklich darüber, dass ich das Vertrauen vom Trainer bekomme und dem Team helfen kann, aber an erster Stelle steht der Mannschaftserfolg. Wir haben ein tolles Team, die Saison lief bislang auch
gut – nun hoffen
und glauben wir, dass wir sie
am Ende auch noch veredeln können.

Mit Normannia Gmünd wird am Samstag ein Gegner erwartet, der mit Auf- und Abstieg längst nichts mehr zu tun hat. Ist das für die SG ein Vorteil?

Ich glaube, dass das keinen großen Unterschied machen wird. In der Normannia sehe ich eine Mannschaft, die jedes Spiel mit derselben Intensität angeht. Wir wollen zeigen, dass wir aus der 0:2-Niederlage in der Vorrunde gelernt haben, und dann haben wir gute Karten, gegen Gmünd zu gewinnen.

Sie haben in der Jugend auch mal für die Normannia gespielt. Ist es für Sie deshalb noch ein besonderes Duell?

Das galt eher fürs Spiel in Gmünd, weil ich das Stadion und die Räumlichkeiten kenne und weil ich dort noch ein paar Freunde habe, die in der Jugend mit mir zusammen gespielt haben. Ich habe aus dieser Zeit noch eine kleine Verbindung zu dem Verein, aber fast keine zur ersten Mannschaft.

Zum Saisonfinale geht es am 1. Juni zu Pascal Reinhardts Ex-Verein nach Holzhausen. Glauben Sie mit Blick auf die Restprogramme der Rivalen noch an die Meisterschaft oder wären Sie mit der Relegation schon überglücklich?

Im Endeffekt ist der Aufstieg das Wichtigste – sei es über die Relegation oder auf direktem Weg. Ich glaube, wie bereits erwähnt, dass noch alles möglich ist. Die Restprogramme aller Spitzenteams sind nicht einfach, alle müssen erst einmal ihre Spiele gewinnen. Im Vorbeilaufen schlägt man in der Oberliga niemand. Das hat der bisherige Saisonverlauf bereits mehrfach gezeigt.

In der Vorsaison wurde der Aufstieg in der Relegation gegen Koblenz mit viel Pech verpasst. Spielt die Erinnerung daran noch irgendeine Rolle?

Nein, das ist abgehakt. Wir nehmen an, was auf uns zukommt. Wenn wir direkt aufsteigen sollten, wäre das natürlich super, aber wenn es die Relegation werden sollte, wäre das eine ganz andere Ausgangslage als im vergangenen Jahr. Die Relegation wird wohl wieder mit drei Teams bestritten und nicht nur mit zwei. Zudem haben wir eine veränderte Mannschaft und einen anderen Trainer mit einer anderen Spielphilosophie.

Zwischen dem vorletzten und letzten Spieltag liegt das WFV-Pokal-Finale zu Hause gegen Aalen, in dem es auch um das DFB-Pokal-Ticket geht. Lenkt dieses Highlight das Team vielleicht ab?

Nein, im Gegenteil. Ich würde sogar sagen, dass uns das noch ein bisschen mehr pusht. Und es hilft uns insofern, weil wir nicht wie die anderen Mannschaften eine Woche Pause zwischen den letzten beiden Punktspielen haben, sondern einen geregelten Ablauf mit einem Pflichtspiel am Wochenende.

Sie haben bei der SG einen Vertrag bis 2026. Wären ein verpasster Aufstieg und eine weitere Oberliga-Saison ein Grund, an einen Wechsel zu denken?

Wir haben eine sehr gute Mannschaft, mit der wir in die Regionalliga gehören. Ich fühle mich total wohl hier, das Team und die Verantwortlichen sind super. Ich kann mich nicht beschweren.

Das Gespräch führte Steffen Grün.

Rund ums morgige SG-Heimspiel

Ausgangsposition Großaspach hat zuletzt in Nöttingen „eine unnötige und vermeidbare Niederlage“ kassiert, ordnet Trainer Pascal Reinhardt das 1:2 ein. Weil Villingen (5:0 gegen Hollenbach) und Göppingen (2:1 gegen Reutlingen) zu Hause siegten, ist die SG Sonnenhof mit 64 Punkten nur noch Dritter. Der Rückstand aufs punktgleiche Oberliga-Spitzenduo beträgt zwei Zähler bei zwei ausstehenden Spieltagen. Auch Pforzheim als Vierter (63 Punkte) ist im Rennen um den Titel und den Relegationsplatz noch nicht raus. „Für uns ist nach wie vor noch alles machbar“, glaubt Reinhardt, weiß aber, dass Großaspach zunächst einmal die eigenen Hausaufgaben erledigen muss. Beginnend mit dem Heimspiel am morgigen Samstag um 15.30 Uhr gegen den 1. FC Normannia Gmünd, um Villingen (in Oberachern) und Göppingen (in Mutschelbach) unter Druck zu setzen, ehe die SG Sonnenhof am 1. Juni das Saisonfinale in Holzhausen bestreitet.

Gegner Gmünd belegt als Neuling den starken sechsten Platz mit 48 Punkten, holte davon allerdings 34 auf eigenem Platz. „Sie können befreit aufspielen und werden uns alles abverlangen“, warnt Reinhardt seine Mannschaft trotzdem vor den Gästen, die von den 13 bisherigen Duellen mit Großaspach sieben gewonnen haben. Nur zweimal siegte die SG, weshalb beinahe von einem Angstgegner gesprochen werden kann. Trainiert wird die Normannia seit 2020 von Zlatko Blaskic, der in Backnang wohnt und von 2016 bis November 2019 zu Drittliga-Zeiten als Scout, als Co- und als Interimstrainer in Großaspacher Diensten stand. Sein Abschied war von Misstönen begleitet, aber mittlerweile haben sich die Wogen geglättet. Geschenke sind trotzdem nicht zu erwarten.

Personal Die SG muss weiterhin auf die beiden Ersatztorhüter Silas Ihde (Fraktur im Handgelenk) und Lukas Britzelmeir (Reha nach Schulter-OP) sowie auf Marius Kunde (Kieferverletzung) und den krankheitsbedingt fehlenden Moritz Stoppel verzichten. Fraglich ist der Einsatz von Michael Kleinschrodt, der sich im Aufbautraining befindet.

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Erstellt:
17. Mai 2024, 06:00 Uhr

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