Prinzessin Beatrice
Ihr steiniger Weg zur Stilikone
Jahrelang mäkelte der britische Boulevard an Prinzessin Beatrice herum, jetzt wurde sie von „Tatler“ zur am besten angezogenen Britin gewählt. Eine Stilkritik.
Von Theresa Schäfer
Gemeine Schlagzeilen über diesen einen (äußerst expressionistischen) Hut sollen sie nach Prinz Williams Hochzeit mit Kate Middleton zum Weinen gebracht haben – 13 Jahre später wird Prinzessin Beatrice zur am besten angezogenen Britin gewählt. Das Lifestyle-Magazin „Tatler“ befand, die 35-jährige Nichte von König Charles III. sei „ein Leuchtfeuer der modischen Eleganz“. Beatrice, die Tochter von Prinz Andrew und dessen Ex-Frau Sarah „Fergie“ Ferguson, verstehe es geschickt, Vintageteile mit aktueller Laufstegmode zu kombinieren.
Für die Prinzessin dürfte es eine ungewohnte Lobeshymne auf ihren Geschmack sein. Jahrelang hatte sich die als besonders gnadenlos bekannte britische Boulevardpresse auf Prinz Andrews Töchter eingeschossen: Trampelig seien Beatrice und ihre jüngere Schwester Eugenie, unvorteilhaft gekleidet und einfach kein Vergleich zu den eleganten angeheirateten Windsors Kate und Meghan. Die Prinzessinnen, ätzte die „Daily Mail“, seien im britischen Königshaus in etwa „so wichtig wie einer der Corgis der Queen.“
Vor Kurzem bekannte Beatrices Schwester Eugenie in einem Podcast, wie sehr den jungen Frauen die Kritik der Medien zugesetzt habe. Dass ihr Aussehen hoch und runter diskutiert wurde, habe „definitiv ein paar Probleme verursacht“ – vor allem, „wenn man 13 Jahre alt ist, diesen idiotischen Haarschnitt hat und ein bisschen pummelig ist und alle Jungs einen schikanieren“.
Besonders viel aushalten musste Beatrice nach der Hochzeit ihres Cousins William im Jahr 2011: Ihr Hut, eine Kreation des Society-Hutmachers Philip Treacy, bekam vernichtende Kritiken. „Fleischfarbenes Hirschgeweih“ war noch eine freundliche Bezeichnung, ganz böse Zungen verglichen das Hutgebilde mit Eileitern. Facebookgruppen mit Namen wie „Prinzessin Beatrices lächerlicher Hut“ wurden gegründet.
Die Queen-Enkelin nahm es sportlich und versteigerte den Fascinator später auf Ebay für über 90.000 Euro für einen guten Zweck. „Tatler“ schrieb jetzt, die Massen seien damals einfach nicht bereit gewesen für einen so „großartigen Kopfputz“.
Als Meisterin der Vintagemode erwies sich Prinzessin Beatrice bei ihrer Hochzeit im Jahr 2020. Mitten in der Pandemie und ohne, dass die Öffentlichkeit davor Wind davon bekommen hatte, heiratete sie den Immobilieninvestor Edoardo Mapelli Mozzi – und trug ein Kleid aus dem Fundus ihrer Großmutter, der Queen.
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Das cremefarbene Taft-Kleid mit diamantenbesetztem Mieder der Designerlegende Norman Hartnell stammt aus den 1960er Jahren. Elizabeth II. debütierte es 1962 bei der Premiere des Filmklassikers „Lawrence von Arabien“ in London. Für Beatrice wurde das Kleid 60 Jahre später angepasst und leicht verändert – zum Beispiel bekam es kleine Puffärmelchen aus Tüll.
Inzwischen weiß Prinzessin Beatrice, die seit 2021 Mutter einer kleinen Tochter ist, augenscheinlich ziemlich genau, was ihr steht: Hemdblusenkleider, Midiröcke, Mäntel, die mit Gürteln eine elegante Silhouette zaubern. Blumenmuster und Vintage-Anklänge geben Beatrices Look einen gewissen nostalgischen Touch. Zu einem Modeevent der „Vogue“ im vergangenen Herbst kam die Prinzessin in einem Capekleid von Richard Quinn und sah mit knallrot geschminkten Lippen und passenden Glacé-Handschuhen aus wie eine Hollywooddiva der 1940er Jahre.
Spannend macht ihren Look aber, dass Beatrice bei allem klassischem Chic durchaus modische Experimentierfreude beweist: So greift sie gerne zu Outfits in starken Farben – im Mai trotzte sie zum Beispiel bei einer der traditionellen Gartenpartys im Buckingham Palace in Knallpink dem Londoner Regen – ...
... oder wagt den modischen Stilbruch, wenn sie zum Satinrock Militaryjacke und Chucks kombiniert.
Beatrice ist übrigens auf der „Tatler“-Liste in bester Gesellschaft: Cruz Beckham, der Sohn der Fußballlegende David Beckham und der Designerin Victoria Beckham, folgt auf Platz drei. Annabel Elliot, die Schwester von Königin Camilla, rangiert auf Platz fünf, dicht gefolgt von einer guten Freundin der Prinzessin von Wales: Lucy Van Straubenzee. Auf Platz zehn kommt eine, die mit ihren brauchbaren Alltagslooks gerade für Begeisterung bei britischen Modejournalistinnen sorgt: Victoria Starmer, die Frau des neuen Premierministers.