Im Spielwald wird spielerisch geschafft

Kinder entdecken im Wildnis-Erlebniscamp Flora und Fauna, lernen Sozialkompetenzen sowie handwerkliches Geschick

Dem Lockruf des Ferien-Wildnis-Abenteuers im Schwäbischen Wald sind 21 Mädchen und Jungen zwischen sechs und zwölf Jahren aus der ganzen Region gefolgt. Versteckt im tiefen Spielwald beim Spielhof bauen sie mit Feuereifer und diversen Werkzeugen gemeinsam ein Lager aus kleinen Hütten und Unterständen auf.

Die Kinder sind eifrig bei der Arbeit und Ruth Bohn hat alles genau im Blick, unterstützt wird sie von ihrem Neffen Sven Bohlmann. Foto: E. Klaper

Die Kinder sind eifrig bei der Arbeit und Ruth Bohn hat alles genau im Blick, unterstützt wird sie von ihrem Neffen Sven Bohlmann. Foto: E. Klaper

Von Elisabeth Klaper

KIRCHENKIRNBERG. „Wir haben alles dabei, was wir brauchen, und zum Bauen holen wir uns Totholzteile wie dünne Stämme, Äste und Zweige, die im Wald liegen, denn wir zerstören keine lebenden Bäume“, stellt Naturparkführerin Ruth Bohn klar. Sie leitet das einwöchige Wildnis-Erlebniscamp gemeinsam mit ihrem Neffen Sven Bohlmann. Jeden Tag sind die Kinder von 9 bis 17 Uhr draußen, morgens bringen Familienangehörige sie dorthin und holen sie abends wieder ab. „Ziel des Camps ist es, dass die Kinder gemeinsam im Team mit anpacken und einander gegenseitig unterstützen“, betont Bohn.

Nach dem altbekannten Sprichwort „Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr“ motiviert die Naturparkführerin die Mädchen und Jungen dazu, spielerisch die Natur zu entdecken. Sie erklärt ihnen, was da im Wald alles wächst und lebt, damit sie die heimische Tier- und Pflanzenwelt kennenlernen. Dabei geht es Ruth Bohn darum, die Kinder darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig es ist, den Wald zu schützen, schonend und nachhaltig mit Natur, Umwelt und Ressourcen umzugehen.

„Wir werfen nichts weg, reißen keine lebende Pflanzen heraus und machen nichts kaputt“, betont sie. Stattdessen gilt es, etwas zu gestalten aus dem, was im Wald vorhanden ist. Dabei erlernen und trainieren die kleinen Waldentdecker spielerisch auch wertvolle soziale Kompetenzen wie Teamarbeit sowie diverse handwerkliche Fähigkeiten. Das macht spürbar großen Spaß: Emsig bringen Jungs Holzteile mit Äxten und Sägen in Form, Mädchen schnitzen mit Schnitz- und Taschenmessern Stockbrotstecken und Wichtel-Zwergfiguren.

Nur zwei Wildniscamper kommen aus Kirchenkirnberg, die übrigen zum Teil von weit her. Erstmals dabei ist Feli aus Waiblingen, deren Eltern in dieser Woche auf dem Campingplatz am Waldsee sind. Sie fühlt sich sichtlich wohl im Wald bei der Gruppe und unter der Obhut von Ruth Bohn. „Meine Mutter wollte, dass ich in den Ferien gemeinsam mit anderen Kindern etwas erlebe. Deshalb ist das Wildniscamp ein schönes und spannendes Erlebnis für mich. Es gefällt mir, dass wir immer wieder neue tolle Sachen machen. Und hier gibt’s sogar Feuersteine, die sind glatt wie Glas“, erzählt das Mädchen mit leuchtenden Augen.

Jakob kommt aus Kleinaspach und wohnt während der Campwoche bei seiner Oma in Murrhardt. „Meine Eltern haben mich dazu motiviert, ins Erlebniscamp zu gehen, statt zu Hause rumzuhängen. Für mich ist es schön, denn hier sind lauter nette Leute, ich helfe mit beim Hüttenbauen und schnitze Stockbrotstecken, und jeden Tag gibt’s ein gutes Essen“, freut sich der aufgeweckte Junge. Jeden Tag bereiten die Kinder gemeinsam und unterstützt vom Leitungsteam ein leckeres Essen zu, wofür Ruth Bohn die Lebensmittel besorgt und vorbereitet hat. Aufgabe der Wildniscamper ist es, Feuerholz zu sammeln fürs Lagerfeuer, das auf einem nahe gelegenen Hof bei einem überdachten Rastplatz mit Tischen und Bänken entfacht wird. Die Mehrheit entscheidet, was zubereitet wird, wie Maultaschen, Pizza Calzone, Stockbrot und Pfannkuchen. Zwar gibt es pro Tag nur ein Gericht, doch „für jeden Geschmack ist etwas dabei, und wer kein Fleisch mag, kann sich selbst eine vegetarische Alternative kreieren“, versichert Ruth Bohn.

Falls im Eifer der Holzbearbeitung kleine Missgeschicke passieren, hat die Naturparkführerin Pflaster für kleine Verletzungen dabei. Hygienisch und umweltfreundlich werden auch die kleinen und großen Geschäfte erledigt – mithilfe eines Waldklos aus Eimer, Klopapier und Spaten. „Alles wird gut vergraben, damit man später kein Klopapier oder sonst etwas findet“, denn mobile Toiletten seien für kleine Kinder ungeeignet, so Ruth Bohns Erfahrung. Die Hände waschen sich die Mädchen und Jungen an einem mit Wasser gefüllten Milchtank. Nach dem Essen spülen alle ihr Geschirr selbst, dazu erhitzen sie Wasser am Lagerfeuer.

Auf dem abwechslungsreichen Programm des Wildnis-Erlebniscamps stehen auch verschiedene Geländespiele und Exkursionen, wobei sich die Gruppe im Gelände mithilfe von GPS orientiert. „Wir suchen Feuersteine und versteinertes Holz, wandern zur etwa einen Kilometer entfernten sogenannten Mordklinge und gehen auf Schatzsuche. Auch erforschen wir verschlungene Bachläufe, bauen Schiffchen, fangen kurz die im Wasser lebenden Tiere, untersuchen sie und lassen sie gleich wieder frei“, betont die Naturparkführerin. Zum Abschluss der Wildnis-Erlebniscampwoche am Freitag können die Familien der Kinder die Hütten und Unterstände bestaunen, die nur mit Seilen befestigt sind, dazu gibt’s eine Schnitzeljagd. „Am kommenden Wochenende bauen wir alles wieder ab“, denn im Spielwald soll nichts zurückbleiben, verdeutlicht Ruth Bohn.

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Erstellt:
1. August 2019, 06:00 Uhr

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