Waldbrände und Rauchschwaden im hohen Norden

In der Arktis brechen immer häufiger Zombie-Feuer aus

Waldbrände am Polarkreis setzen in diesem Sommer außerordentlich viel Kohlendioxid frei. Die Brände seien ein deutliches Warnzeichen und stellten ein globales Risiko dar, warnt eine Expertin. Das System Arktis nähere sich einem gefährlichen Klimakipppunkt.

Die Brände am Polarkreis wie hier in der sibirischen Taiga haben deutliche Auswirkungen auf den Klimawandel, da sie große Mengen Treibhausgase freisetzen und Wälder vernichten.

© Imago/Itar-Tass

Die Brände am Polarkreis wie hier in der sibirischen Taiga haben deutliche Auswirkungen auf den Klimawandel, da sie große Mengen Treibhausgase freisetzen und Wälder vernichten.

Von Markus Brauer/AFP

Dichte Rauchschwaden ziehen über den Polarkreis und den Osten Russlands hinweg. Das berichtet das EU-Erdbeobachtungsprogramm Copernicus, schuld seien schwere Waldbrände in Sibirien und Nordamerika.

Die Feuer entstanden aufgrund ungewöhnlich hoher Temperaturen und Trockenheit, was in der ersten Hälfte des Monats zu einer „deutlichen Zunahme von Treibhausgasen führte, erklärte der Atmosphärenüberwachungsdienst von Copernicus (Cams).

Intense wildfires in Siberia have sent massive amounts of smoke across the Arctic Ocean as the #borealwildfire season intensifies, with ongoing fires in Canada & Alaska.#CopernicusAtmosphere is closely monitoring the situation https://t.co/Duv1PSmCdApic.twitter.com/Y0D57VaqEC — Copernicus ECMWF (@CopernicusECMWF) July 16, 2024

Zahl und Intensität der Waldbrände nimmt deutlich zu

Eine Wolke aus Asche und Feinstaub zog laut Satellitenaufnahmen von Cams etwa 3000 Kilometer über Teile der Mongolei, Chinas und Japans hinweg. Gebietsweise lagen die Feinstaubwerte um ein Vielfaches über den internationalen Grenzwerten.

Laut Copernicus produzierten die Brände in Russland bis Mitte Juli bereits so viel Kohlendioxid, wie in den Monaten Juni und Juli der vergangenen zwei Jahre zusammen.

In den dichten und schwer zugänglichen Wäldern des Polarkreises gehören durch Blitzschlag ausgelöste Brände zum natürlichen Kreislauf. Sogenannte Zombie-Feuer können während der Wintermonate unter der Erdoberfläche schwelen und im Frühling oder Sommer dann voll ausbrechen.

Infolge der globalen Erwärmung hat die Zahl und Intensität der Waldbrände in der Region in den vergangenen 20 Jahren demnach deutlich zugenommen.

Arktis erwärmt sich schneller als gesamte Erde

Die Brände am Polarkreis haben deutliche Auswirkungen auf den Klimawandel, da sie große Mengen Treibhausgase freisetzen und Wälder vernichten, die sonst Kohlendioxid speichern könnten. „Die Arktis erwärmt sich deutlich schneller als der gesamte Planet. Infolgedessen werden die Bedingungen in hohen nördlichen Breitengraden anfälliger für Waldbrände“, erklärt CAMS-Wissenschaftler Mark Parrington. Das gelte auch für Kanada, wo 2023 große Brände tobten.

Gail Whiteman von der Universität Exeter hat ein Team von Arktis-Experten gegründet. Auf der Copernicus-Website sagt sie: „Die zunehmenden sibirischen Waldbrände sind ein deutliches Warnzeichen dafür, dass sich dieses lebenswichtige System einem gefährlichen Klimakipppunkt nähert.“

Unter Kipppunkten versteht man in der Klimaforschung, wenn durch kleine Veränderungen ein Domino-Effekt ausgelöst wird, dessen Folgen unter Umständen nicht mehr rückgängig gemacht werden können. Das Konzept der Kipppunkte und damit verbundene Unsicherheiten werden unter Wissenschaftlern weltweit intensiv und zum Teil konträr diskutiert.

Folgen einer verdunkelten Arktis

Was in der Arktis passiere, bleibe nicht dort, die Waldbrände stellten ein globales Risiko dar. Die Veränderungen in der Arktis verstärkten die globalen Risiken für uns alle, warnt die Klimaforscherin. Der Rauch verringere die Luftqualität und könne, wenn er sich auf Schnee und Eis ablagert, diese schneller schmelzen lassen.

So kann sich laut Copernicus nach Waldbränden schwarzer Kohlenstoff oder Ruß auf Schnee und Eis legen. Die verdunkelte Arktis absorbiert dann mehr Sonnenenergie, wodurch sie eher abschmilzt.

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Erstellt:
16. Juli 2024, 19:50 Uhr
Aktualisiert:
17. Juli 2024, 07:55 Uhr

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