In luftiger Höhe als Voltigierer hoch hinaus

Simon Reber aus Murrhardt und Laura Eisemann aus Kaisersbach gehen ihrer Leidenschaft als Doppelvoltigierer nach. Ab Mai kämpft das Duo nun um die Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft.

Laura Eisemann und Simon Reber streben auf ihrem Wallach Diamiro nach Höherem, etwa einer Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Laura Eisemann und Simon Reber streben auf ihrem Wallach Diamiro nach Höherem, etwa einer Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft. Foto: Alexander Becher

Von Carolin Aichholz

Durch seine pferdebegeisterte Mutter wurde Simon Reber die Liebe zu den Tieren bereits in die Wiege gelegt. Er war zwar immer einer von wenigen Jungs im Reitsport, fand aber dennoch sehr bald seine Leidenschaft fürs Voltigieren, das Turnen auf dem Pferd. Beim PSV Welzheim Hohe Tanne voltigierte er zunächst zu dritt in der Gruppe, bevor er 2017 mit dem Doppelvoltigieren begann. Mittlerweile bestreitet er auf dem höchsten Niveau (S) nationale Meisterschaften. 2021 wurde er mit seiner damaligen Partnerin Janina Ludwig Baden-Württembergischer Meister. Mit seiner nächsten Partnerin Daisy Degner holte er erneut den baden-württembergischen Meistertitel und trat bei der Deutschen Meisterschaft in Verden an. Dort landeten beide auf Platz zehn.

Beide Partnerinnen des 29-Jährigen beendeten ihre Turniertätigkeit aus Zeitgründen. „Scheinbar hält es keine lange mit mir aus“, sagt Simon Reber und lacht. Die neue Frau an seiner Seite fand er in der Voltigiergruppe des PSV Welzheim Hohe Tanne, die er einmal in der Woche trainiert: Die erst 15-jährige Laura Eisemann musste sich nicht lange überreden lassen. Sie brachte Turnerfahrungen mit und voltigierte seit sieben Jahren in der Gruppe. Turnerinnen und Balletttänzerinnen bringen oftmals das Körpergefühl und die Körperspannung mit, die sehr wichtig fürs Voltigieren sind, sagt Trainerin Sabine Leutz.

Die Turner haben ein breit aufgestelltes Team an Unterstützern um sich

Ihr Alter ist kein Problem. Bereits ab zwölf Jahren darf man Teil eines Seniordoppels sein, sofern der Partner volljährig ist. Andernfalls treten beide in der Juniorkategorie an. Lauras schmale Statur und ihre Größe machen Simon Reber bei vielen Hebefiguren auf dem Pferd die Übungen leichter. „Allerdings war sie ganz neu im Doppelvoltigieren und war bis zum Trainingsbeginn der beiden im November noch nie allein auf einem galoppierenden Pferd gestanden“, sagt die zweite Trainerin des Doppels Nicole Wahl. „Aber sie hat so schnell Fortschritte gemacht, das war der Wahnsinn.“

Darum war es auch kein Problem, dass Laura zunächst das Bronzeabzeichen fürs Voltigieren absolvieren musste. Dieses Abzeichen ist die Voraussetzung für die Teilnahme an den sogenannten Schauen für die Deutsche Meisterschaft. Dort in Verden um den Titel zu turnen ist das klare Ziel der beiden Turner und ihres Teams.

Die Prüfungen beginnen Anfang Mai. Bis dahin feilen Laura Eisemann und Simon Reber gemeinsam mit der Unterstützung ihrer Trainerinnen Sabine Leutz und Nicole Wahl an ihrer zweiminütigen Kür. Sabine Leutz hat bereits selbst Voltigierpferde ausgebildet und setzt ihren Fokus während des Trainings und der Turniere als Longenführerin besonders auf das Pferd. Nicole Wahl unterstützt das Team seit 2021, hat eine Richterzulassung, weiß genau, worauf die beiden bei der Ausführung ihrer Übungen achten müssen, und korrigiert sie dementsprechend. Das Pferd und seine Longenführerin bekommen im Turnier eine eigene Note, zudem werden Schwierigkeitsgrad, Gestaltung und Ausführung bewertet. Die letzten beiden Kriterien werden dabei höher gewichtet als der Schwierigkeitsgrad der gezeigten Figuren. „Natürlich ist auch das turnerische Niveau inzwischen sehr hoch, aber die fantastischste Kür bringt nichts, wenn sie wackelig und unsicher präsentiert wird“, sagt Trainerin Nicole Wahl. Sie erzählt: „Das Paar harmoniert sehr gut miteinander und Laura ist wahnsinnig mutig.“ Außerdem brauchen beide viel Vertrauen zueinander sowie in ihr Pferd. Und: „Simon hat noch keine fallen lassen.“

Auf dem Gaildorfer Pferdemarkt passierte ein Missgeschick

Bei seinem Auftritt auf dem Gaildorfer Pferdemarkt zeigte das Team sein Können erstmals vor Publikum. Dabei passierte allerdings fast ein kleines Missgeschick: Laura Eisemanns Fuß streifte bei einer Hebefigur an der Deckenbeleuchtung der Halle. „Das kann bei dem 1,85 Meter großen Wallach Diamiro natürlich schon mal vorkommen. Dann steht da Simon, der auch über 1,80 Meter groß ist und dann folgt ja erst Laura“, sagt Simons Mutter Anja Reber, die das Team ebenfalls unterstützt und beim Debüt der beiden vor Ort war.

Damit solche Situationen nicht in Stürzen enden, erfordert es eine schnelle Reaktion des Untermanns sowie viel Ruhe und Balance. Und viel Training: Einmal pro Woche trainiert das Duo auf dem Holzpferd. Dort müssen die Figuren richtig sitzen, bevor es zweimal die Woche aufs galoppierende Pferd geht. „Dazwischen machen wir außerdem täglich Gymnastik, Kraft- oder Ausdauertraining“, sagt Simon Reber. Denn die gesamte Kür, die bei den Doppelvoltigierern maximal zwei Minuten dauern darf, müssen beide Sportler erst mal durchhalten.

Obwohl die Konkurrenz groß und Deutschland laut Simon Reber mit Leistungssportlern gut aufgestellt ist, sei das Verhältnis der Turnierteilnehmer untereinander dennoch freundschaftlich. „Das ist ebenfalls toll an diesem Sport“, so Sabine Leutz. „Als unser Pferd bei der Deutschen Meisterschaft wegen einer Verletzung ausfiel, durften wir das Pferd vom Verein Pegasus Mühlacker ausleihen. In der Szene hilft man sich, wenn es drauf ankommt.“

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Erstellt:
15. Februar 2024, 06:00 Uhr

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