Infos und Tipps fürs eigene Solarprojekt
Beim grünen Stadtgespräch skizzieren Dietmar Bäßler und Gerd Linke die Möglichkeiten, über Anlagen selbst Strom und Wärme aus Sonne zu erzeugen und zu nutzen. Dabei empfehlen sie, die Rahmenbedingungen und eigenen Ziele genau in den Blick zu nehmen.

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Bei der Planung des eigenen Solaranlagenprojekts muss einiges bedacht werden. Foto: Ingo Bartussek/stock.adobe.com
Von Elisabeth Klaper
Murrhardt. Das jüngste grüne Stadtgespräch zum Thema „Sonnenstrom fürs Eigenheim erzeugen und selbst nutzen“ lockt eine Vielzahl von Interessierten ins Hotel-Restaurant Sonne-Post. Die Veranstalterinnen Angelika Stierand und Susanne Trescher, unterstützt von Bündnis 90/Die Grünen Oberes Murrtal und der Gemeinderatsfraktion MDAL/Die Grünen, haben dazu zwei Experten eingeladen, die einen gemeinsamen Vortrag vorbereitet haben.
Elektrotechnikmeister und Solarteur Dietmar Bäßler und Gerd Linke, Gebäudeenergieberater und Wirtschaftsingenieur, halten eine Fülle an Informationen und Tipps bereit, dazu diverse technische Komponenten zur Veranschaulichung. Je nach den individuellen Zielen und Voraussetzungen gibt es verschiedene Möglichkeiten, selbst Strom aus Fotovoltaikanlagen oder Wärme aus Solarthermieanlagen zu erzeugen, selbst zu nutzen und/oder ins Netz einzuspeisen. Moderne Module und Zellen sind aus verschiedenen dünnen, aktiven Flächen und Schichten aufgebaut.
Den höchsten Wirkungsgrad erzielen sogenannte monokristalline Zellen, die meist in Reihenschaltung verbunden sind, erklärt Bäßler. Deren garantierte Leistungsfähigkeit verringert sich während der Nutzung pro Jahr leicht um bis zu ein Prozent und beträgt je nach Produkt 85 bis 93 Prozent für eine Laufzeit von 25 bis 30 Jahren. Auch Wechselrichter, die den von Zellen und Modulen erzeugten Gleichstrom in Wechselstrom umwandeln, gibt es in verschiedenen Typen. Netzgeführte Wechselrichter eignen sich zur Eigenstromnutzung und Überschusseinspeisung ins Stromnetz.
Versorgung bei einem Stromausfall
Inselfähige, netzunabhängige Wechselrichter sind mit Hochvoltbatterien oder -akkus als Stromspeicher verbunden. Sie können bei einem Stromausfall kurzfristig und begrenzt eine Notstromversorgung leisten. Voraussetzung ist ein notstromfähiger Speicher, der über einen speziellen Notstromschalter eingeschaltet wird. Zudem müssen wichtige Geräte und Beleuchtung über einen separaten Schaltkreis mit dem Batteriespeicher verbunden sein. Da Wechselrichter Wärme erzeugen, sollte diese gut abgeleitet werden, darum montiert man sie am besten an einer freien Betonwand im Keller.
Verschattungen von Solarmodulen durch Bäume oder Nachbargebäude können sogenannte Optimierer, elektronische Regler, ausgleichen. Sie reduzieren die Spannung in verschatteten Modulen und verhindern dadurch, dass benachbarte, nicht verschattete Module ebenfalls keinen Strom erzeugen. Eine Fotovoltaikanlage auf dem Dach kostet inklusive Montage je nach Umfang und Zubehör ab 5000 Euro pro Kilowattstunde, ein sogenanntes Balkonkraftwerk, also eine Minianlage, ist hingegen schon ab rund 1000 Euro erhältlich. Dank moderner, hocheffizienter Module lohnen sich Fotovoltaikanlagen auch auf Dächern in Nord- oder Ost-West-Richtung und mit steilerer Neigung. „Wer selbst Energie aus Sonne erzeugen will, sollte sich genau überlegen, welche Eigenschaften und Ziele die gewünschte Anlage haben soll. Am besten ist es, sich zuerst beraten zu lassen und dann gemeinsam mit Fachhandwerkern oder -installateuren das individuell optimale Projekt zu entwickeln“, empfiehlt Dietmar Bäßler.
Rahmenbedingungen und Sicherheit
Gerd Linke geht genauer auf die Balkonkraftwerke ein: Einzelmodule erzeugen bis zu 380 Watt, besonders effektiv sind zwei Module mit speziellen Mikrowechselrichtern. Damit lassen sich je nach Sonnenscheindauer bis zu 750 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen. Zurzeit dürfen maximal 600 Watt eingespeist werden, um eine Netzüberlastung zu vermeiden. Die Bundesregierung plant aber, diese Grenze demnächst auf 800 Watt zu erhöhen. Weiter weist Linke darauf hin, dass pro Haushalt nur ein Balkonkraftwerk betrieben werden darf. Dabei gilt es besonders auf die Sicherheit zu achten, um Kurzschlüsse zu vermeiden. Darum sollten dafür nur separate Steckdosen, Sicherheitsschalter, getrennte Kabel und Leitungen verwendet werden.
Anschließend beantworten die Experten etliche Fragen, so zum Brandschutz: Die Verbindungskabel zwischen Solaranlage und Wechselrichter sollten außen am Gebäude nicht unter Putz, sondern in einem Leerrohr oder Schacht in den Keller verlegt werden. Weiter zu den Pflichten: Wer eine Fotovoltaikanlage oder ein Balkonkraftwerk betreiben will, muss diese möglichst vor der Inbetriebnahme beim Netzbetreiber anmelden; in Murrhardt ist dies die Syna. Zudem benötigt man einen digitalen Stromzähler für ein Balkonkraftwerk und einen speziellen Zweirichtungsstromzähler für eine größere Anlage. Innerhalb eines Monats nach der Inbetriebnahme muss jede Anlage im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur eingetragen werden.
Eintrag Weitere Infos, wie der Eintrag ins Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur erfolgen kann, finden sich unter www.marktstammdatenregister.de.
Geld Die Einspeisevergütungen sind unter www.netztransparenz.de/EEG/Marktpraemie/ Marktwerte zu finden.