Innenstadt und europäische Bande waren seine Herzensthemen
Klaus Lang verlässt nach fast 28 Jahren den Gemeinderat. Der CDU/FWV-Stadtrat kam über sein Engagement beim Bund der Selbständigen in Kontakt mit der Lokalpolitik.

Klaus Lang mit seiner Frau Ulrike, die ihn während seiner Zeit als Stadtrat unterstützt und ihm vieles abgenommen hat, um ihm den Rücken freizuhalten, sowie Bürgermeister Armin Mößner bei der Verabschiedung in der Festhalle (von links). Foto: C. Schick
Murrhardt. In der jüngsten Gemeinderatssitzung stand ein Abschied an: Klaus Lang (CDU/FWV) zieht sich nach rund 28 Jahren aus dem städtischen Gremium zurück. In den Beiträgen wurde die Wertschätzung für sein Engagement und seine Person deutlich. Bürgermeister Armin Mößner erinnerte daran, dass er durch den Bund der Selbständigen (BdS) in Kontakt mit der Gemeinderatsarbeit kam. Hat er doch als Vertreter die Sitzungen im BdS-Auftrag verfolgt. Klaus Lang zog 1994 ins Gremium ein. Der Drogist und Geschäftsmann – die Parfümerie Lang liegt direkt gegenüber dem Rathaus – war nun nicht nur als Einzelhändler, sondern auch als Mittler zwischen Bürger und Verwalter in der Stadt präsent. „Die Parfümerie Lang war das Bürgerbüro zwei“, stellte Mößner mit einem Schmunzeln fest. Als Stadtrat, der die gemeinschaftlichen Interessen im Blick haben müsse, sei ihm eine solide Finanzführung wichtig gewesen, gleichsam bedeutete das jahrzehntelange Engagement unter drei Bürgermeistern – vor Mößner waren dies Ulrich Burr und Gerhard Strobel – eine große Aufgabenpalette: Bau der Festhalle, Gestaltung von Marktplatz und Fußgängerzone, Bau des Feuerwehrhauses, Einschnitte in den finanziellen Krisenjahren 2003/ 2004, die Projekte Areal Alte-Post, Ärztehaus und Murrarkaden, Schumm-Stift-Neubau, Schulsanierungen bis hin zu Ausweisung von Baugebieten und aktuellem Turnhallenneubau. Mößner unterstrich, dass Klaus Lang bei seiner Arbeit die Themen immer konstruktiv begleitet, aber auch kritisch hinterfragt habe und sein Hintergrundwissen für ihn sehr wertvoll gewesen sei. Die Entwicklung der Innenstadt sei Lang besonders wichtig gewesen, genauso wie das Engagement für die Städtepartnerschaft als überzeugter Europäer. „Der Abschied fällt schwer“, sagte Mößner. Er hoffe, dass noch viel Austausch im Sinne der direkten Nachbarschaft zum Rathaus möglich sei.
Andreas Winkle ließ keinen Zweifel daran, wie sehr die CDU/FWV-Fraktion Langs fachliches und kommunales Wissen geschätzt habe. Seine kritische Begleitung der vielen Themen sei wertvoll und nicht immer ganz einfach gewesen – wie beispielsweise im Krisenjahr 2003/2004. Die gemeinsame Arbeit habe die Fraktion letztlich aber auch zusammengeschweißt. „Sonst engagiert man sich auch nicht über diese lange Zeit, denke ich“, sagte der CDU/FWV-Fraktionschef. Er würdigte Lang als Mensch, der den europäischen Gedanken lebe, was sich auch im Engagement bei der Städtepartnerschaften widerspiegle. „Du wirst uns auch als Stimme des Einzelhandels fehlen.“ Vieles habe sich in dem Bereich verändert, Lang sei da ein wichtiger Gradmesser gewesen.
SPD-Fraktionsvorsitzender Edgar Schäf blickte mit Wehmut auf das Ausscheiden Langs, gemeinsam sei man 1994 in den Rat gekommen. Wenn man in Vor-Corona-Zeiten im Halbrund bei den Beratungen zusammengesessen sei, habe man sich immer in die Augen schauen können. „Wir waren nie Gegner, auch wenn man vielleicht abschätzen konnte, das wird bei der Abstimmung etwas oder nicht.“ Er unterstrich das gute Verhältnis, beschrieb Lang als ausgleichenden Pol im Gremium und wichtigen Vertreter des Einzelhandels und der Bürger, immer im Herzen der Altstadt anzutreffen. Wolfgang Hess betonte genauso die vertrauensvolle Zusammenarbeit. „Du bist immer fair und offen mit uns umgegangen“, sagte der UL-Fraktionschef. „Du warst immer ein guter Gesprächspartner, deine ruhige, sachliche Art hat gutgetan“, so MDAL-Fraktionschef Gerd Linke. Diesen Austausch habe er als hilfreich empfunden.
Im Anschluss ergriff Klaus Lang selbst das Wort und blickte unter der Prämisse „jetzt ischs rom“ auf die rund 28 Jahre – mit den vielen anspruchsvollen, spannenden Themen. Er verschwieg auch nicht, dass er sich um die Zukunft der Innenstadt Sorgen macht, angesichts der Leerstände und Entwicklung während Corona gebe es klaren Handlungsbedarf. „Natürlich ist eine Stadt nie fertig“, sagte er. Wichtig seien genauso Themen wie der Wohnungsbau und Klima- und Umweltschutz, aber eben auch die Innenstadt, „die Herzkammer einer Kommune“. Angesichts der Lage seien nun kreative Ideen gefragt. Die Pflege der europäischen Bande sei ihm immer wichtig gewesen – über die Partnerstädte inklusive des sächsischen Rötha. Mit Blick auf die Debatten merkte Lang noch augenzwinkernd an, dass ihm da immer mal wieder ein früherer Aufkleber an den mittlerweile verschwundenen Telefonzellen in den Sinn komme: „Fasse dich kurz“.
Für Klaus Lang rückt der selbstständige Elektromeister Markus Kiefer nach. Da er am Abend verhindert war, erfolgt seine Verpflichtung in der nächsten Sitzung. cs