Nahostkonflikt

Erstmals Verluste für Israel bei Kämpfen im Libanon

Iran feuert Hunderte Raketen Richtung Israel. Die israelische Armee rückt in den Libanon ein. Kann der UN-Sicherheitsrat die Lage beruhigen?

Israels Luftabwehrsystem Iron Dome feuert auf anfliegende Raketen aus dem Libanon.

© Leo Correa/AP/dpa

Israels Luftabwehrsystem Iron Dome feuert auf anfliegende Raketen aus dem Libanon.

Von Von Martin Romanczyk, dpa

Tel Aviv/Teheran - Israel hat UN-Generalsekretär António Guterres zur "unerwünschten Person" erklärt. "Jeder, der den Iran für seinen heimtückischen Angriff auf Israel nicht eindeutig zu verurteilen imstande ist, (...) verdient es nicht, seinen Fuß auf israelischen Boden zu setzen", schrieb der israelische Außenminister Israel Katz auf der Plattform X. 

Nach dem zweiten iranischen Raketenangriff binnen fünf Monaten auf Israel wollte der UN-Sicherheitsrat in New York zu einer Dringlichkeitssitzung zusammenkommen. Guterres hatte nach dem Angriff zur Zurückhaltung ermahnt: "Das muss aufhören. Wir brauchen unbedingt einen Waffenstillstand", schrieb Guterres auf X.

Verluste für israelische Armee im Libanon 

Erstmals seit dem Beginn der Bodenoffensive im Libanon erlitten die israelischen Streitkräfte Verluste. Ein 22-jähriger Hauptmann sei im Kampf gefallen, teilte das Militär mit. Über mögliche Verletzte machte es zunächst keine Angaben. 

Nach Angaben der proiranischen Hisbollah versuchten israelische Truppen in den libanesischen Grenzort Udaissa einzudringen. Sie seien zum Rückzug gezwungen worden. Über mögliche eigene Verluste machte die Hisbollah keine Angaben. 

Nach israelischer Darstellung setzte die Armee ihre an mehreren Stellen des Südlibanons fort. Die Mitteilung erwähnte neben Bombardierungen mit Präzisionsmunition erstmals auch Nahkampf-Einsätze. Durch Luftangriffe seien 150 Hisbollah-Ziele – Kommandozentralen, Waffenlager und Raketenabschussrampen - vernichtet worden. 

Am Dienstag waren erstmals seit fast zwei Jahrzehnten israelische Bodentruppen wieder in den Libanon eingerückt. Bald ein Jahr nach Beginn des Gaza-Kriegs am 7. Oktober verlagert sich der Schwerpunkt der Kämpfe in Richtung des nördlichen Nachbarlandes.

Meloni beruft G7-Treffen zu Lage in Nahost ein

Italiens Ministerpräsidentin Giorgia Meloni rief ein Treffen der G7-Staats- und Regierungschefs ein. Die Besprechung sollte am Nachmittag als Videokonferenz stattfinden, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. Italien werde sich weiter für eine diplomatische Lösung für den Konflikt im Nahen Osten einsetzen, sagte Meloni in Rom. Italien führt derzeit den Vorsitz in der Gruppe sieben großer demokratischer Industrienationen (G7).

Irans Außenminister: Wollen keine Eskalation, fürchten aber keinen Krieg

Irans Außenminister Abbas Araghchi sprach nach dem Angriff mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock sowie deren Kollegen in Großbritannien und Frankreich, wie die iranische Nachrichtenagentur Irna berichtete. 

Die Operation sei abgeschlossen, sagte Araghchi. "Aber sollte das zionistische Regime (Israel) Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, wird unsere Antwort noch härter ausfallen." Die Islamische Republik Iran strebe keine Eskalation an, fürchte aber keinen Krieg.

Der Angriff sei Vergeltung für die Tötung von Hamas-Auslandschef Ismail Hanija, Hisbollah-Generalsekretär Hassan Nasrallah sowie eines iranischen Generals, hieß es. In Erwartung eines israelischen Gegenangriffs verlängerte der Iran die Sperrung seines Luftraums bis Donnerstag um 5.00 Uhr (Ortszeit).

Greift Israel die iranischen Atomanlagen an?

Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu kündigte Vergeltung an. "Der Iran hat heute Abend einen großen Fehler gemacht – und er wird dafür bezahlen", sagte er nach Angaben seines Büros. 

Die "New York Times" berichtete unter Berufung auf US-Beamte, in einem möglichen Szenario könnte Israel die iranischen Nuklearanlagen angreifen. Insbesondere die Anreicherungsanlagen in Natanz, dem Herzstück des iranischen Programms, könnten im Visier stehen. 

Scholz: Iran riskiert Flächenbrand in der Region 

Bundeskanzler Olaf Scholz warnte vor einer weiteren Eskalation. "Iran riskiert damit, die ganze Region in Brand zu setzen - das gilt es unter allen Umständen zu verhindern", erklärte der SPD-Politiker in Berlin. 

Deutschland bestellte den iranischen Botschafter ins Auswärtige Amt eint. Da der Botschafter nicht in der Stadt gewesen sei, habe man dem Geschäftsträger der Botschaft deutlich gemacht, dass die Bundesregierung den Angriff auf das Allerschärfste verurteile und der Angriff durch nichts zu rechtfertigen sei, sagte der Sprecher des Auswärtigen Amtes (AA) in Berlin. 

USA raten Israel: Reaktion gut abwägen 

US-Präsident Joe Biden rief Israel auf, seine Reaktion gut abzuwägen. Sein Außenminister Antony Blinken nannte den iranischen Raketenangriff "völlig inakzeptabel". Israel habe den Angriff mit aktiver Unterstützung der USA und anderer Verbündeter erfolgreich abgewehrt. "Wir haben einmal mehr unseren Einsatz für die Verteidigung Israels unter Beweis gestellt", sagte Blinken in Washington.

Im Iran wird der Angriff auf Erzfeind Israel bejubelt.

© Vahid Salemi/AP/dpa

Im Iran wird der Angriff auf Erzfeind Israel bejubelt.

Israel fängt iranische Raketen ab.

© Tomer Neuberg/Xinhua/dpa

Israel fängt iranische Raketen ab.

Netanjahu kündigt Vergeltung an. (Archivbild)

© Lev Radin/ZUMA Press Wire/dpa

Netanjahu kündigt Vergeltung an. (Archivbild)

Im Iran wird der Angriff auf Israel gefeiert.

© Vahid Salemi/AP/dpa

Im Iran wird der Angriff auf Israel gefeiert.

Israel greift immer wieder Hisbollah-Stellungen in Beirut an.

© Bilal Hussein/AP/dpa

Israel greift immer wieder Hisbollah-Stellungen in Beirut an.

In Israel wurden Gebäude beschädigt.

© Ilia Yefimovich/dpa

In Israel wurden Gebäude beschädigt.

Biden wirbt für ausgewogene Reaktion.

© Mark Schiefelbein/AP/dpa

Biden wirbt für ausgewogene Reaktion.

Netanjahu kündigt Vergeltung an. (Archivbild)

© Lev Radin/ZUMA Press Wire/dpa

Netanjahu kündigt Vergeltung an. (Archivbild)

Israel greift immer wieder Hisbollah-Stellungen in Beirut an.

© Bilal Hussein/AP/dpa

Israel greift immer wieder Hisbollah-Stellungen in Beirut an.

Biden wirbt für ausgewogene Reaktion.

© Mark Schiefelbein/AP/dpa

Biden wirbt für ausgewogene Reaktion.

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Erstellt:
2. Oktober 2024, 01:28 Uhr
Aktualisiert:
2. Oktober 2024, 16:22 Uhr

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