Gwen Stefani

Ist sie jetzt „Just A Trump-Girl“?

Barack Obama hatte sie auf seiner Playlist, der No Doubt-Song „Just A Girl“ ist eine Hymne der Feministinnen – doch Gwen Stefani war immer ambivalent. Driftet sie jetzt ins MAGA-Lager ab?

Gwen Stefani und ihr Ehemann Blake Shelton bei den Country Music Awards 2024.

© Imago/Zuma Press/Ozzie B

Gwen Stefani und ihr Ehemann Blake Shelton bei den Country Music Awards 2024.

Von Theresa Schäfer

Es ist eine Hymne des Feminismus: „I’m just a girl, all pretty and petite / So don’t let me have any rights“. Die selbe Frau, die 1996 in „Just A Girl“ rotzig alltäglichen Sexismus besang, lobte Anfang März auf dem Kurznachrichtendienst X ein Interview mit dem Schauspieler Jonathan Roumie. Warum Gwen Stefani dafür anschließend viel Kritik einstecken musste, liegt vor allem an Roumies Gesprächspartner: der rechte, extrem umstrittene US-Journalist Tucker Carlson, früher ultrakonservativer Einpeitscher bei Fox News.

„Gwen ist in ihrer Trump-Ära“, hieß es zum Beispiel in den Kommentaren, die sich unter dem Tweet rasch sammelten. Viele X-Nutzer kritisierten, Stefani normalisiere mit solchen Beiträgen Carlsons Arbeit. Andere relativierten, die Sängerin habe nicht Carlson gelobt, sondern den Schauspieler Roumie, der inzwischen vor allem für Unterhaltungsformate mit christlich-biblischem Hintergrund bekannt ist. Und dann gab es Kommentare, die Stefani im MAGA-Movement willkommen hießen – MAGA für „Make America Great Again“, das Sammelbecken der Anhänger von US-Präsident Donald Trump.

Wow @JonathanRoumie u r a powerful inspirational human what an what an enlightening intelligent beautiful interview thank you for being u gx https://t.co/hoSWn9QMAM — Gwen Stefani (@gwenstefani) March 6, 2025

Die 55-Jährige, coole Frontfrau der Ska-Alternative-Band „No Doubt“ und auch solo extrem erfolgreich, war, was ihre politische Einstellung betrifft, nie ganz eindeutig. 2012 lud sie in ihre Villa in Beverly Hills zu einem „Fundraiser“ für die Demokraten – mit First Lady Michelle Obama als Stargast. Der 44. US-Präsident hatte ihren Song „Different People“ auf seiner Playlist. 2016 baten die Obamas sie zu ihrem letzten „State Dinner“ ins Weiße Haus. Nicht nur deshalb gingen viele ihrer Fans ganz einfach davon aus, dass Stefani der Demokratischen Partei zuneigte.

Doch die Sängerin mit den platinblonden Haaren und den knallrot geschminkten Lippen war immer ambivalent: Wenn man sie zur Ikone des Feminismus ausrufen wollte, betonte sie, eigentlich sei sie doch ein „Girlie’s Girl“. Dem US-Magazin „Harper’s Bazaar“ verriet Stefani vor vielen Jahren, sie trage immer Make-up – auch zu Hause. „Ich mag es, für meinen Mann attraktiv zu sein.“ Mal erklärte sie in einem Interview, sie halte nichts von Sex vor der Ehe, dann wiederum sagte sie einem Queer-Magazin, sie habe überhaupt kein Problem damit, wenn einer ihrer Söhne einmal Männer lieben sollte. Fragte man sie aber direkt nach ihren politischen Ansichten, wie es das Magazin „Paper“ 2021 in einem ausführlichen Porträt tat, wich Gwen Stefani aus: Man habe sie so erzogen, dass Politik Privatsache sei und so werde sie es auch weiterhin halten.

Stefanis erste Ehe wurde vom Vatikan annulliert

Für die Tochter eines Italoamerikaners spielte ihr katholischer Glaube stets eine wichtige Rolle. Ihre Ehe mit dem Leadsänger der Band Bush, Gavin Rossdale, ließ sie 2021 angeblich vom Vatikan annullieren. Als geschiedene Frau hätte sie nicht wieder kirchlich heiraten können. Ihren heutigen Mann Blake Shelton lernte Stefani 2014 bei der Fernsehshow „The Voice“ kennen. Dem britischen „Guardian“ sagte sie im vergangenen Jahr: „Gott hat mir diese andere Person an die Seite gestellt, die mich liebt.“ 2021 heirateten die Ska-Ikone und der Countrysänger.

Ihr aktuelles Album „Bouquet“ hat ganz deutliche Country-Einflüsse, auf dem Cover sieht man Gwen Stefani im Dolly-Parton-Look mit Cowboyhut. Darauf ist auch ein Duett mit Blake Shelton – „Purple Irises“.

Wie republikanisch ist Blake Shelton?

Beeinflusst Shelton seine Frau aber mehr als nur musikalisch? 2016 erklärte der heute 48-Jährige, er werde Trump wählen, wenn auch eher als kleineres Übel. 2024 hielt sich in der amerikanischen Country-Szene hartnäckig das Gerücht, Shelton werde zusammen mit Kid Rock auf eine „None Woke“-Tour gehen, um für die Republikaner zu werben. Dazu kam es aber nicht. Trump kann auf einige Countrystars bauen – von Carrie Underwood über Billy Ray Cyrus bis Lee Greenwood, die alle auch im Rahmen von Trumps Amtseinführung auftraten. Offiziell gehört Blake Shelton bisher nicht dazu.

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Zum Aschermittwoch Anfang März, dem Beginn der christlichen Fastenzeit, warb Gwen Stefani – warm ausgeleuchtet, in einem braven weißen Kleid, mit Perlenohrringen und einer Kette mit Kreuz um den Hals – auf ihrem Instagram-Account für eine christliche Gebets-App. Zu den Investoren von „Hallow“ gehören laut Medienberichten unter anderem US-Vizepräsident J.D. Vance und der in Deutschland geborene Milliardär Peter Thiel, ein ultrakonservativer Hardliner, der Republikaner, die stramm auf Trump-Linie liegen, mit Großspenden unterstützt. Die App ist auch deshalb umstritten, weil sie das Thema Datenschutz offenbar großzügig auslegt. „Von SKA zu MAGA“, kommentierte daraufhin einer ihrer Follower unter Stefanis Post. „Wir werden dich vermissen, Gwen.“

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Erstellt:
27. März 2025, 15:56 Uhr
Aktualisiert:
27. März 2025, 16:21 Uhr

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