Straßenverkehr in Deutschland

Jeder sechste Verkehrstote war ein Radfahrer

441 Radler starben in Deutschland im vergangenen Jahr bei einem Verkehrsunfall - deutlich mehr als vor zehn Jahren. Das hat einen eindeutigen Grund.

In Deutschland starben im vergangenen Jahr 441 Radfahrer bei einem Unfall. (Symbolbild)

© EinsatzReport24/Wisberger/dpa

In Deutschland starben im vergangenen Jahr 441 Radfahrer bei einem Unfall. (Symbolbild)

Von red/dpa

Jeder Sechste im Straßenverkehr Getötete war mit dem Fahrrad unterwegs - das zeigen Unfallzahlen des Statistischen Bundesamts. Im vergangenen Jahr starben nach vorläufigen Ergebnissen insgesamt 441 Radfahrerinnen und Radfahrer bei einem Unfall.

Die Zahl der getöteten Radfahrer lag 2024 um 11,4 Prozent höher als 2014. Dabei ist die Zahl der Verkehrstoten insgesamt in diesen zehn Jahren um 18,3 Prozent gesunken. Natürlich sterben zum Glück die wenigsten Menschen, wenn sie mit dem Fahrrad einen Unfall haben. Insgesamt zählten die Statistiker im vergangenen Jahr 92.882 Fahrradunfälle mit sogenanntem Personenschaden.

Die Statistiker sehen dafür einen klaren Grund: „Der Anstieg ist vor allem auf die steigende Zahl an getöteten Pedelec-Nutzenden zurückzuführen“, führten die Statistiker aus. Von den 2024 getöteten Fahrradfahrern waren 192 mit einem E-Bike unterwegs. Insgesamt starben 2024 nach vorläufigen Ergebnissen 2.759 Menschen bei Verkehrsunfällen.

„Pedelecs sind zwar per se nicht gefährlicher als klassische Räder“, sagt Kirstin Zeidler, die Leiterin der Unfallforschung der Versicherer. Sie seien aber schwerer, beschleunigten stärker und seien daher nicht leicht zu handhaben. „Unsere Forschung zeigt, dass Alleinunfälle mit Pedelecs in allen Altersgruppen häufiger schwerer verlaufen als mit nichtmotorisierten Rädern.“

Ältere Radfahrer besonders gefährdet

Eine Altersgruppe verunglückte im Straßenverkehr besonders oft: „Ältere Radfahrende sind im Straßenverkehr besonders gefährdet.“ Unter den tödlich verletzten Fahrradfahrern waren 2024 knapp zwei Drittel 65 Jahre oder älter.

Während der Anteil von verunglückten Senioren mit normalen Fahrrädern bei 59,4 Prozent lag, waren 68,8 Prozent der Getöteten aus E-Bikes 65 Jahre oder älter.

Dass ältere Menschen auf Pedelecs ein höheres Risiko tragen, erklärt die Unfallforscherin so: „Sie reagieren langsamer, verlieren schneller das Gleichgewicht und sind verletzlicher als Jüngere.“ Wer mit dem E-Bike sicher unterwegs sein will, dem könnten Fahrradtrainings helfen.

Besonders viele Unfälle mit Autos

An einem Großteil der Fahrradunfälle mit Verletzten war ein zweiter Verkehrsteilnehmer beteiligt. In 70,7 Prozent der Fälle war das ein Auto. 44.424 Fahrradunfälle mit Personenschaden gingen also auf einen Zusammenprall mit einem Auto zurück.

Unfallforscherin Zeidler findet aber auch die starke Zunahme der Alleinunfälle auffällig: Rund jeder dritte getötete Radfahrende verunglückt Daten der Unfallversicherer zufolge ohne weitere Beteiligte.

In rund der Hälfte der Fälle waren die verunglückten Radfahrerinnen und Radfahrer an dem Unfall selbst Schuld, wie die Statistiker ausführen. „Je nach Unfallgegner zeigen sich allerdings Unterschiede.“ Bei Unfällen mit Fußgängern wurde den Radfahrern in 57 Prozent der Fälle die Hauptschuld angelastet. Kollisionen mit Krafträdern wurden in 50 Prozent der Fälle von Radfahrern verschuldet. Waren Autofahrer beteiligt, trugen die Radler nur in 25 Prozent der Fälle die Hauptschuld. Bei Fahrradunfällen mit Lastwagen lag der Anteil noch darunter: Nur bei 21 Prozent wurde die Hauptschuld bei den Radlern gesehen.

Was muss sich ändern?

Die meisten tödlichen Unfälle passieren bei Kollisionen mit Autos. „Besonders problematisch sind dabei Kreuzungen und Zufahrten“, sagt Unfallforscherin Zeidler. „Hier gilt es Sicht zu schaffen, etwa das Zuparken zu verhindern. Auch eigenes Ampel-Grün für Abbiege- und Radverkehr ließe Unfälle vermeiden.“

Der ADFC fordert mehr und bessere Radwege. „Dass Fahrradunfälle zunehmen, ist allerdings kein Wunder“, erklärt Bundesgeschäftsführerin Caroline Lodemann. „Radwege sind oft kaputt, von Hindernissen übersät, viel zu schmal, zugeparkt oder fehlen - beispielsweise an Landstraßen - oft ganz.“

Viel zu häufig müssten sich Radfahrer die Fahrbahn mit Autos teilen. „Das bringt Stress und Gefahr für alle Beteiligten.“ 70 Prozent der Befragten des ADFC-Fahrradklima-Tests fühlten sich im Straßenverkehr nicht sicher. „Eine bittere Diagnose“, findet Lodemann.

Zum Artikel

Erstellt:
24. April 2025, 09:24 Uhr
Aktualisiert:
24. April 2025, 18:18 Uhr

Artikel empfehlen

Artikel Aktionen

Lesen Sie jetzt!