Jobticket als Anreiz für Fachkräfte

Der Murrhardter Gemeinderat votiert mit klarer Mehrheit dafür, dass alle Beschäftigten der Stadt die Möglichkeit haben, einen monatlichen Fahrtkostenzuschuss für den öffentlichen Personennahverkehr zu erhalten.

Ein Werbeplakat zur Einführung des Deutschlandtickets im Frühjahr in Backnang. Jetzt gibt es von der Stadt Murrhardt einen monatlichen Zuschuss zum Ticket, um selbst als Arbeitgeberin attraktiver zu werden. Foto: Alexander Becher

© Alexander Becher

Ein Werbeplakat zur Einführung des Deutschlandtickets im Frühjahr in Backnang. Jetzt gibt es von der Stadt Murrhardt einen monatlichen Zuschuss zum Ticket, um selbst als Arbeitgeberin attraktiver zu werden. Foto: Alexander Becher

Von Elisabeth Klaper

Murrhardt. Im immer härteren Wettbewerb um Fachkräfte im öffentlichen Dienst gewähren bereits viele Kommunen auch im Kreis ihren Beschäftigten unterschiedlich hohe Zuschüsse zu einem Jobticket. Insofern „müssen wir nachziehen, denn wir wollen bei Stellenausschreibungen punkten“, betonte Bürgermeister Armin Mößner in der jüngsten Gemeinderatssitzung. Deshalb soll städtischen Beschäftigten ein monatlicher Fahrtkostenzuschuss für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) gewährt werden.

Konkret schlägt die Stadtverwaltung einen Betrag von maximal 40 Euro zum Erwerb des Deutschlandtickets als Jobticket oder des Jugendtickets Baden-Württemberg für Auszubildende, Praktikanten und Studenten vor. Die Kostenübernahme ist vorerst bis Ende 2025 befristet, maximal bis zur Geltungsdauer des Deutschlandjugendtickets. Insofern sieht die Verwaltung im Jobticket einen guten Beitrag zum Klimaschutz mit wenig Aufwand und die Unterstützung der Motivation, vom Auto auf den ÖPNV umzusteigen.

Job- und Jugendticket sollen die Attraktivität der Stadt als Arbeitgeberin steigern, Mitarbeiter binden und dazu beitragen, neue Fachkräfte zu gewinnen. Die Stadt Murrhardt gewährt ihren Beschäftigten bereits einen Zuschuss zum Jobrad. Die Bezuschussung zum Jobticket ist für Beschäftigte mit weiteren Anfahrtswegen gedacht, es soll aber keine zeitgleiche Doppelförderung von Jobrad und Jobticket geben. Auszubildende, Praktikanten und Studenten bei der Stadt Murrhardt sollen das Jugendticket vollumfänglich erstattet bekommen: Ein Jahresticket kostet 365 Euro, folglich erhalten sie 30,42 Euro pro Monat.

Die Stadtverwaltung als Arbeitgeberin erwarte, dass die Beschäftigten diese Tickets hauptsächlich für berufliche Zwecke nutzen und nicht ausschließlich in der Freizeit. Man möchte nicht, dass gar ein reiner „Mitnahmeeffekt“ entsteht. Laut Einkommensteuerrecht sind Zuschüsse des Arbeitgebers für Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln steuerfrei und nicht als geldwerter Vorteil anzurechnen. Pro Einzelförderung kostet das Jobticket die Stadt 40 Euro im Monat, maximal 480 Euro im Jahr, wobei sich die tatsächliche Nachfrage aktuell noch nicht beziffern lässt. Als weitere Bonusaktion für die städtischen Mitarbeiter sei ein betriebliches Gesundheitsmanagement mit Rückenstärkungs- und Gymnastikkursen in Kooperation mit örtlichen Physiotherapeuten geplant, kündigte der Rathauschef an.

„Arbeitgeber müssen etwas bieten“, wozu neben Wertschätzung, gutem Arbeitsklima und guter Arbeitskultur auch finanzielle Anreize beitragen, signalisierte Rolf Kirschbaum Zustimmung. Auch Beamte haben Anspruch auf das Jobticket, die Anzahl der Nutzer sei aber schwer zu bemessen: Er gehe von rund 30 Personen aus, beantwortete Mößner Nachfragen des CDU/FWV-Stadtrats.

Auf Nachfrage von Gerd Linke berichtete Hauptamtsleiter Matthias Kircher, dass aktuell etwa 26 Beschäftigte, die in Murrhardt und der direkten Umgebung wohnen, das Jobrad nutzen. Mit Blick auf das Ziel, das erreicht werden soll, kritisierte der Vorsitzende der MDAL/Die-Grünen-Fraktion, dass die Doppelförderung ausgeschlossen ist: „Wir dürfen nicht kleinlich sein und sollten uns breiter aufstellen.“ Darum plädierte Linke dafür, den Mitarbeitern Jobrad und Jobticket zu gewähren.

Indes sprach sich Rolf Kirschbaum im Namen der CDU/FWV-Fraktion gegen die Doppelförderung aus. „Darüber kann man diskutieren“, fand der Bürgermeister, aber die Mitarbeiter sollten sich entscheiden. Denn beim Jobrad werde eingefordert, dass sie mit dem Rad zur Arbeit kommen. Diese Wahlmöglichkeit hielt Klaus-Peter Dörrscheidt (UL) für sinnvoll, doch plädierten er und Sonja Allinger-Helbig (SPD) dafür, das Jobticket allen städtischen Mitarbeitern zu gewähren und es nicht, wie ursprünglich geplant, auf jene zu beschränken, die mindestens zu 50 Prozent beschäftigt sind.

Dem stimmte der Rathauschef zu: „Wir nehmen die 50 Prozent aus dem Beschlussantrag heraus.“ Den von Gerd Linke eingebrachten Antrag der MDAL/Die-Grünen-Fraktion für die Doppelförderung lehnte das Stadtparlament mit zehn Neinstimmen und zwei Enthaltungen ab. Mit einer Gegenstimme votierten die Ratsmitglieder dafür, dass alle Beschäftigten der Stadt die Möglichkeit haben, den Job- oder Jugendticketzuschuss von maximal 40 Euro pro Monat zu erhalten.

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Erstellt:
3. November 2023, 06:00 Uhr

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